Schon vor mehr als 50 Jahren beschrieb Ray Bradbury in seinem Roman “Fahrenheit 451” eine Zukunftsvision: Die Menschen werden mittels Videowänden und ähnlich belangloser Unterhaltung dumm und ruhig gehalten, während Literatur in Form von Büchern verboten ist. Die Feuerwehr spürt die letzten Bestände auf und verbrennt diese (bei 451 ° Fahrenheit entzündet sich Papier), notfalls inklusive ihrer Besitzer. Der Protagonist Guy Montag ist einer dieser Feuerwehrmänner. Er akzeptiert und unterstützt das System tatkräftig durch seine Mitwirkung an der Vernichtung der Bücher, bis ihn die Denkanstöße seiner Nachbarin Clarisse und der Feuertod einer Buchbesitzerin nachdenklich machen. Er verschafft sich Zugang zu Büchern und findet Kontakt zu einem Gleichgesinnten. Dies führt zur Verbrennung seines eigenen Hauses. Daraufhin tötet er seinen dafür verantwortlichen Vorgesetzten und ergreift die Flucht. Guy trifft dabei auf Dissidenten, die Bücher auswendig lernen, um so deren Geist zu erhalten. Die Stadt aus der Guy floh, fällt einem kriegerischen Angriff zum Opfer. Nachdem sich der Rauch verzogen hat, machen sich Guy und seine neuen Kumpanen am Ende der Geschichte auf den Weg in die Stadt, um dort neu zu beginnen.
Generationen von Schülern lernten und lernen diesen Stoff im Unterricht kennen und sie mussten und müssen sich mit Interpretationen des Werks befassen. Der Autor selbst erklärte vor einigen Jahren, dass er auf die Verdrängung der Bücher durch das TV hinweisen wollte. Aber auch Kritik an totalitären Systemen könnte hinter “Fahrenheit 451” vermutet werden.
Das Thema ist gegenwärtig sicher nicht minder aktuell als zum Zeitpunkt der Entstehung des Romans. Schon lange hatte ich das Buch auf meiner Bücherliste. Kürzlich erfuhr ich von der 2009 in der englischen Version erschienenen und dieses Jahr in der deutschen Übersetzung veröffentlichten Graphic Novel auf Basis des Romans. Die Idee, eine bestehende starke Geschichte in eine solche Form zu überführen machte mich neugierig. Die Lektüre lässt mich begeistert zurück. Die düstere Grundstimmung, die ansprechende graphische Umsetzung (von Tim Hamilton) und die Story an sich tragen zu einem lesenswerten Gesamtwerk bei. Während ich mich noch daran erfreute, sprang schon mein “Reverse Kopfkino” an: Ich stellte mir vor, wie die Handlung der Graphic Novel wohl im Roman dargestellt ist.
Es würde mich wundern, wenn die Graphic Novel die Tiefe der Originalversion erreichen könnte. Ich sehe sie auch eher als den gelungenen Versuch, die Message des Autors in anderer Form zu präsentieren. Keinesfalls trifft der Spruch “alter Wein in neuen Schläuchen” zu – im modernen Sprachgebrauch stellt diese Ausgabe eher einen erfrischenden “Remix” dar.
Die Ironie meiner persönlichen Geschichte zu “Fahrenheit 451” muss ich noch einmal hervorheben: “Watchmen” (der Film) machte mich auf die “Watchmen” (die Graphic Novel) aufmerksam. Diese führte mich wiederum zur Lektüre von “Fahrenheit 451” als Graphic Novel und zum Roman, welcher sich nun in meinem Gepäck befindet. Ich bin gespannt, wie der Vergleich zwischen ihm und der Graphic Novel ausfallen wird. Den Film des Regisseurs François Truffaut aus dem Jahr 1966 ließ ich bislang aus. Vielleicht werde ich diese Lücke auch noch irgendwann schließen.
Den Spaß bei dieser Lektüre machen aus: