Die besten Geschichten schreibt das Leben. Und ich schreibe mit.

Dienstag, 27. Februar 2018

Früher liefen solche Sachen im Musikfernsehen: Tocotronic - Bis uns das Licht vertreibt

Tocotronic haben mit "Die Unendlichkeit" nicht nur ein tolles Album vorgelegt, mit den begleitenden Musikvideos erschaffen sie auch noch eine Welt für sich. Hier das zu "Bis uns das Licht vertreibt":

Montag, 26. Februar 2018

Musik: Ezra Furman - Transangelic exodus

























Ein bunter Road Trip. 

Ezra Furman ist schon eine ganze Weile im Musikgeschäft. Seit dem Jahr 2006 veröffentlicht er Musik, die ersten drei Alben als Ezra Furman & The Harpoons, dnach entweder unter seinem Namen, als Ezra Furman & The Boy-Friends oder auch mit der aktuellen Begleitband The Visions. "Transangelic exodus" ist sein siebtes Werk. 

Zwei seiner Aussagen beschreiben Furmans aktuelle Musik m. E. treffend:


  • “A personal companion for a paranoid road trip. A queer outlaw saga.”
  • “What’s essential is the mood - paranoid, authoritarian, the way certain people are stigmatised. It’s a theme in American life right now, and other so-called democracies.” 
Er "firmiert" als "Singer/Songwriter", seinem Output wird dieses Label aber nicht gerecht. Wegen der stellenweise vergleichsweise wahnwitzigen Rhythmen und Synthies bemühe ich lieber den Vergleich mit Vampire Weekend. Weil Furman frech und bunt klingt, denke ich aber auch an Empire Of The Sun und irgendwie auch an Jamie T.. Ja, da sind gefühlte One-Hit-Wonder dabei und einen gewissen Beigeschmack von Schnelllebigkeit trägt "Transangelic exodus" durchaus auch in sich. Der Vielzahl der auf dieser Platte zitierten Musikstilen stehen als Klammer die Geschichte über die Liebe zu einem Engel und einige erdige Passagen entgegen, die an Tom Waits oder ähnliche Schwerenöter erinnern. Und nicht nur wegen des Albumcovers musste ich während der Durchläufe an David Lynch und seinen Film "Lost highway" denken. Ein solcher Trip ist auch "Transangelic exodus". 

"Driving down to L.A." und "No place" sind die Titel, die für mich die besonders hörenswerten Titel auf "Transangelic exodus". 

Das Video zum Highlight "Driving down to L.A.":


"Love you so bad":


"Transangelic exodus" ist:

Sonntag, 25. Februar 2018

Früher liefen solche Sachen im Musikfernsehen: Drangsal - Turmbau zu Babel

Ich bin gespannt auf das neue Drangsal-Album. Vorab gibt es den Song "Turmbau zu Babel" und ein Video dazu:

Freitag, 23. Februar 2018

Musik: A Tale Of Golden Keys - Shrimp

























Kein Etikettenschwindel.

Bereits die ersten drei Songs auf "Shrimp" erzeugen eine wohlig-melancholische Atmosphäre, die über Albumlänge gehalten wird und die Grundstimmung des Debüts "Everything went down as planned" aufgreift. Letzteres ging 2015 locker als das besser Coldplay-Album des Jahres durch.

"Everything went down as planned" gefiel mir, aber einen nachhaltigeren Eindruck hat A Tale Of Golden Keys bei mir durch die beiden Auftritte in Ulm und beim "A Summer's Tale"-Festival hinterlassen. Sowohl die Musiker als auch deren Musik zeichnen sich vor allem durch angenehme Zurückhaltung aus. Daher muss man ihnen schon etwas Raum, Stille und Aufmerksamkeit schenken, um die erwünschte Wirkung zu spüren. Das neue Album "Shrimp" ist fragiler, melancholischer und gedämpfter als das Debüt. Zwar gibt es auch die Songs (z. B. "Gospel", "Will I be the last"), die über Tempo oder Gitarren zusätzlichen Drive und Abwechslung bringen, aber der Ausrichtung des Albums tun diese Ablenkungen keinen Abbruch. Einige Melodien auf "Everything went down as planned" waren gefälliger, daher muss sich der Hörer den Zugang zu "Shrimp" etwas härter erarbeiten.

Die verschmitzte Ironie der Band zeigt sich im Spiel mit den Erwartungen: Das Album heißt "Shrimp" und zeigt... nun ja, keinen Shrimp. Der Opener trägt den Titel "Punk Rock Hit" und er ist... nun ja, kein Punk Rock Hit, so wie "Gospel" natürlich kein Gospel ist. Dieser offensichtliche Etikettenschwindel steht der musikalischen Klarheit der Band entgegen, mit der sie sich bei mir bereits nach zwei Alben als Marke etabliert hat. Musikalisch selbstbewusst und in ihrem Metier kompetent aber trotzdem eben vornehm zurückhaltend: So würde man sich die Politiker ihrer bayerischen Heimat wünschen.

Das Video zu "In the far distance":


"Restless":


A Tale Of Golden Keys live:

  • 21.03. Dresden
  • 22.03. Berlin
  • 23.03. Nürnberg
  • 24.03. Würzburg
  • 04.04. Hamburg
  • 05.04. Köln
  • 06.04. Göttingen
  • 07.04. Mainz
  • 17.05. Reutlingen
  • 19.05. München

"Shrimp" ist:

Donnerstag, 22. Februar 2018

Musik: Mimicking Birds - Layers of us























Melodien, Indiefolk und eine Prise Prog. 

Früh im Jahr wurde Typhoons "Offerings" von vielen Kritikern gelobt. Die Besucher deren Tour in den USA hörten nicht nur diese Band, sondern auch die Vorgruppe Mimicking Birds. Wenn deren Auftritte ähnlich wundervoll waren wie das aktuelle Album "Layers of us", waren das bestimmt tolle Konzerte. Glaubt man den Berichten, konnte die Band live sowohl ihre vielschichtigen Arrangements als auch die Atmosphäre "ehrlichen" Indierocks zelebrieren. 

Die Mimicking Birds kommen aus Portland in Oregon. Seit 2010 erschien alle vier Jahre ein Mimicking Birds-Album, so auch kürzlich. Alle drei Studioalben der Band erschienen auf Isaac Brocks Label Glacial Pace Recordings. Isaac Brock ist ansonsten musikalisch bei Modest Mouse an Mikrophon und Gitarre zu finden. 

Viele Titel auf "Layers of us" verströmen eine Melodieverliebtheit, die an Midlake erinnert. Solche Alben laufen häufig Gefahr, zu harmlos oder gar "nett" zu wirken. Die Mimicking Birds steuern dieser entgegen, indem sie ihre Virtuosität nutzen, um Indiefolk-Lockerheit und Prog-Anspruch zu vereinen. Albumtitel und -cover kann man durchaus als Sinnbild für diese Vielschichtigkeit interpretieren.

"Another time", "Sunlight daze" und "One eyed Jack" sind die tollsten Titel auf diesem schmeichelnden Album.  

Das Video zu "Sunlight daze" (bitte mindestens bis zur Überraschung nach ca. 50 Sekunden anschauen):


"Layers of us" klingt nach:

Mittwoch, 21. Februar 2018

Früher liefen solche Sachen im Musikfernsehen: Eels - Today is the day

Die Eels sind gut gelaunt! Zumindest der Song "Today is the day" und das Video dazu lassen dies vermuten.


Aber ich bin mir sicher, dass auch trübsinnige und zynische Songs das neue Album "The Deconstruction" bereichern werden.

Dienstag, 20. Februar 2018

Film: Black Panther


























Lion King- und Hip Hop-Fans geschickt in das Marvel-Universum gelockt.

Mit "Avengers: Infinity War" (April 2018) wird der seit zehn Jahren aufgebaute Spannungsbogen der Marvel Kino-Reihe vermutlich eine weitere Steigerung erfahren. Black Panther wurde bereits in "Captain America: Civil War" eingeführt. In "Black Panther" folgen nun die Erläuterung seiner Herkunft und die Schilderung des Lebens in seiner Heimat Wakanda. So hart es auch für einen Superhelden-Film klingen mag: Bis auf den Kampf um den Thron und die Erörterung der Frage, wie das Land mit seinen Ressourcen und Fähigkeiten umgehen soll, passiert in "Black Panther" eigentlich gar nicht so viel. Andere Marvel-Filme hatten da schon wesentlich komplexere Handlungen darzustellen. So bleibt in "Black Panther" aber viel Zeit und Raum für die stereotyp-afrikanische Stimmung, die dem Marvel-Universum eine weitere Facette hinzufügt.

Bis auf die stellenweise wirklich unglückliche Wahl der deutschen Synchronstimmen ist "Black Panther" ein solider und unterhaltsamer Superhelden-Film, der geschickt die Brücke zu Disney (einige der Szenen erinnern wirklich stark an "König der Löwen") und nicht nur wegen des durch Kendrick Lamar produzierten Soundtracks zur "schwarzen Kultur" (oder wie auch immer man das politisch korrekt ausdrückt) schlägt. Der Weg für neue Zuschauer-Rekorde sollte somit für "Infinity War" geebnet sein. 

Montag, 19. Februar 2018

Früher liefen solche Sachen im Musikfernsehen: Jeff Rosenstock- Melba

Anregungen für einen ereignisreichen Arbeitstag gefällig? Das Video zu Jeff Rosenstocks neuem Song "Melba" liefert reichlich lustige Ideen:


Rosenstocks neues Album "Post-" wird am 23.03. erscheinen.

Sonntag, 18. Februar 2018

Musik: Wild Beasts - Last night my dreams came true

























Ein Abschiedsgeschenk.

Um dem Titel dieses Album gerecht werden zu können, hätte ich gestern in London sein müssen, um dem letzten Konzert der Wild Beasts beizuwohnen. Die beiden letzten Studioalben "Present tense" und "Boy king" gehörten zu ihrer Zeit jeweils zu meinen Alben des Jahres. Gerne hätte ich mich von den Live-Qualitäten der von mir hoch geschätzten britischen Band überzeugt, aber es sollte eben nicht sein. 

Das Ende der Band war seit ca. einem halben Jahr angekündigt. Zum Abschied begab sich das Quartett in die Londoner RAK Studios, um innerhalb von zwei Tagen einige Songs ihrer Karriere neu aufzunehmen. Ähnliche Sessions haben in den Studios bereits Julia Holter und die Villagers abgehalten. 

Der Schwerpunkt der Aufnahmen lag dabei auf dem letzten Studio-Album "Boy king". Komplett neu erfunden hat die Band ihre Songs während dieser Session nicht. Die größte Überraschung ist "The devil's palace", weil es die Kombination von "The devil's crayon" ihres Debüt-Albums und "Palace" von "Present tense" darstellt. Ansonsten zeigen viele der Titel einige neue Facetten, der ursprüngliche Charakter bleibt aber jeweils erhalten. So zeigen sich auch die Unterschiede zwischen den Songs der jeweiligen "Bandepoche" recht eindrücklich. Klanglich überzeugen mich vor allem die "Boy king"-Tracks, weil deren Gitarren und Rhythmen stellenweise noch klarer prägnanter brillieren dürfen als auf dem Original-Album. Aber jeder Fan wird seine eigenen Favoriten auf diesem Album küren. Verehrer der ersten Alben dürften ihre Vorlieben auf "Last night my dreams came true" etwas unterrepräsentiert fühlen. Ich denke diese Lücke lässt sich nur mit einem echten Live-Album der letzten Tour füllen. Man darf ja noch Träume haben...

"All the king's men" aus der Session:

Die Titel auf "Last night my dreams came true" stammen von:

Freitag, 16. Februar 2018

Musik: Fishbach - À ta merci

























Chanson, Electropop und etwas Indie.

Unsere französischen Nachbarn denken sich ja gerne eigene landesspezifische Ausdrücke aus. "Singer / Songwriter" wäre zu einfach, daher läuft Flora Fischbach aka Fishbach unter der Kategorie "Auteure-compositrice-interprète" (laut Wikipedia). Bei mir läuft Fishbachs Debütalbum "À ta merci" unter "Chanson trifft auf Electro-/Synthpop und etwas Indie". Sobald in französischer Sprache gesungen wird, klingt es für mich sehr schnell nach Chanson. Diese laszive Verruchtheit wird durch die Electro-/Synthpop-Beats kräftig durcheinandergewirbelt. 


"À ta merci" erschien in Frankreich bereits im letzten Jahr, im November wurde es als bestes Independent-Debüt des Jahres ausgezeichnet. Nun folgte die Veröffentlichung in Deutschland. Fishbach wirkt extravagant und originell genug, auch hier als Marke wahrgenommen zu werden. Die Wirkung ihres Gesangs wird durch ihre durchaus kühle bis sterile Art sich zu präsentieren unterstrichen. So schwebt sie ein Stück weit über der sehr gefälligen Electro-/ Synthpop-Basis, welche der kleinste gemeinsame Nenner der Titel auf "À ta merci" ist. 

Insgesamt ergibt die Kombination aus düsteren Texten, Fishbachs Musik und ihrem Image ein stimmiges Bild. Die französischen Texte werden es ihr aber in Deutschland sicher nicht einfach machen. 

"Un autre que moi" ist eines der Aushängeschilder des Albums und wird Verehrer des Pops der 80er Jahre vermutlich begeistern können. "On me dit tu" gefällt mir wegen des treibenden Rhythmus'.

Das Video zu "Mortel":


"Un autre que moi":


"Eternité":


Fishbach live:

  • 26.02. Köln
  • 27.02. Berlin
  • 28.02. Hamburg
  • 03.03. Frankfurt
  • 04.03. Karlsruhe
  • 05.03. München

"À ta merci" ist:




Donnerstag, 15. Februar 2018

Konzert: Einar Stray Orchestra im Roxy in Ulm, 14.02.2018


Es ist doch immer wieder schön, wenn sich "bekanntere" Musiker nach Ulm verirren. Einar Stray und sein Orchester hatten zwei Tage zuvor in der ausverkauften Elbphilharmonie und am Vortag im ebenfalls ansehnlichen Funkhaus in Berlin gespielt. Danach war ein Auftritt im Café des Ulmer Roxys vermutlich ein kleiner Kulturschock. Durch eine gepflegte Atmosphäre dämpfte die Location und das Publikum diesen aber hoffentlich ab. 

Eröffnet wurde der Abend um 20 Uhr von BRTHR aus Stuttgart. Schwaben sind anscheinend sogar mit Vokalen sparsam. Die Musiker lieferten ein sehr entspanntes Set über 40 Minuten ab. Die als "schnell" angekündigten Songs konnten mich und große Teile des Publikum eher zur Bewegung animieren als die sehr langsamen Titel. Die Pedal Steel Gitarre (oder so) war nicht bei allen Titeln im Einsatz, sie passte aber gut zum Country-/Americana-Flair des Duos. 


Kurz vor neun Uhr betraten dann die fünf Musiker des Einar Stray Orchestras die Bühne im mäßig gefüllten Roxy. Mit dem 10-minütigem Instrumental "Teppet faller" von Einar Strays (damals noch ohne "Orchestra") Debütalbum wurde direkt zu Beginn die Stimmung geschaffen für das Set. Die Band besteht offensichtlich auf virtuosen Musikenthusiasten. Das merkte man den Songs und vor allem den Musikern während jedes Moments an. Die Stamm-Geigerin würde übrigens von einer Ersatz-Geigerin vertreten, die sowohl gesanglich als auch am Instrument zumindest mich überzeugte. 

"As far as I concerned" als flotterer Titel brachte dann auch beschwingte Stimmung ins Publikum. Es war immer wieder erstaunlich, welche Töne die Streicherfraktion ihren Instrumente entlockte, so z. B. auch bei "Thrasmymachus". Als weiterer Höhepunkt entpuppte sich "Synthesis". So sehr locker-indiepoppig einige der Songs auch klingen, Texte wie "I love this town, let's burn it down" oder "Bullets in the bellies of our babies" geben diesen dann doch auch noch eine "Unterschwingung" mit. Letztere Zeile stammt übrigens aus "For the country", welches komplett a capella vorgetragen wurde. 


Knapp die Hälfte der dargebotenen Songs stammte vom aktuellen Album "Dear bigotry". Dieses wurde laut Strays Aussage von arabischer Folk Musik beeinflusst. "Dear bigotry" ist eines meiner Lieblingsalben des letzten Jahres, aber auf die Idee war ich trotz vieler Durchläufe nicht gekommen. 


Der folgende Titel "Teargas plateglass" wurde dem kürzlich verstorbenen Jóhann Jóhannsson gewidmet. Anschließend stimmte die Band die aktuelle Single "Primitive" an. Üblicherweise agierte Stray am Piano oder an (oder unter) der Gitarre. 


Für "Primitive" ging er dann nur mit dem Mikro bewaffnet sogar für einen kleinen Tanz ins Publikum. Mit "Honey" folgte ein weiterer Höhepunkt. Gerade in diesem Titel zelebrierte die Band die anspruchsvollen Tempowechsel, für die ich sie so gerne mag. 


Im Zugabenteil brachte mich "Glossolalia" in Hochstimmung, bevor die Band nach 90 Minuten mit dem Hit "Penny for your thoughts" noch einmal reichlich Bewegung ins Publikum zauberte. An einem Aschermittwoch ist das als besondere Leistung zu würdigen. 

Nette Beobachtung am Rande: Außer dem Bassisten trug keiner der Musiker Schuhe. Hier die Fußbekleidung der Streicher-Abteilung:




Die Setlist:
  • Teppet Faller
  • Last Lie
  • As Far As I'm concerned
  • Pocket full of holes
  • Thrasmymachus
  • Caravelle
  • Synthesis
  • Montreal
  • Somersaulting
  • For the country
  • Teargas plateglass
  • Primitive
  • Honey
  • Caressed
Zugaben:
  • Seen you sin
  • Glossolalia
  • Penny for your thoughts

Mittwoch, 14. Februar 2018

Musik: Hannah Epperson - Slowdown


























Souverän zwischen fragil und dramatisch. 

Violine, Looper und ihre Stimme... mehr benötigt Hannah Epperson nicht, um ihr Publikum zu verzaubern. Während fast 100 Auftritten in den letzten beiden Jahren hat Hannah Epperson ihr Debüt-Album "Upsweep" und sich bekannt gemacht. Epperson kann aber noch mehr: Ähnlich wie Tori Amos auf "American doll posse" lebt auch sie mehrere (zumindest zwei) musikalische Persönlichkeiten. Als Iris interpretiert sie Songs in reduziert und in intimer Atmosphäre, während sie als Amelia die gleichen Titel wesentlich opulenter und artpoppiger darbietet. Diesem Konzept fogte sie bereits auf "Upsweep". Dort erschienen die Titel dann eben in der gleichen Reihenfolge erst komplett in der Amelia-Version und danach als Iris-Block. Auf "Slowdown" weicht Epperson von dieser Idee ab: Hier werden die die Titel "gespiegelt", so dass sich in der Mitte des Album die beiden Versionen von "40" treffen. Das klingt kompliziert, wird aber klar, wenn man auf das Tracklisting blickt. 

Aus den zwei Persönlichkeiten ergibt sich in Eppersons Welt übrigens eine dritte fiktive Person, welche im Spannungsfeld zwischen Amelia und Iris leidet und sich mit der Welt schwer tut. "Slowdown" kann leichte Kost sein, wenn man das Album im Hintergrund laufen lässt und die Idee dahiner ignoriert. "Slowdown" kann aber auch so vielseitig sein, wie Epperson selbst: Als Kanadierin mit US-Pass erblickte sie in Utah das Licht der Welt, dann wuchs sie in Vancouver auf und inzwischen hat es sie nach New York verschlagen. Ihre Musik verbindet sie auch mit Film- und Tanzprojekten. Auf vielen Reisen hat sie sich ihr Bild von der Welt gemacht und das teilt sie nun verschlüsselt in Songs mit ihren Hörern. Und nebenbei studierte sie noch Humangeographie und nahm recht erfolgreich an den Ultimate Frisbee-Weltmeisterschaften teil. 

"Slowdown" zeigt eindrücklich, wie unterschiedlich Songs je nach Interpretation wirken können. Im Iris-Teil wirkt Epperson fragil und introvertiert, während man ihr im Amelia-Gewand durchaus auch die bühnenausfüllende Pop-Künstlerin abkauft. 

Interessanterweise sind für mich die Highlights auf "Slowdown" "20/20" und "We will host a party" jeweils in beiden Versionen. Zusätzlich gefällt mir "Cats cradle" in der Iris-Variante.

Das Video zu "40 numbers" (in der Amelia-Version):


Schon einige Jahre alt ist diese Aufnahme, aber der zweite Titel "We will host a party" ist nun auf "Slowdown" vertreten:



Hannah Epperson ist aktuell als Support von Ry X in Deutschland unterwegs und im April dann auf ihrer eigenen Tour:

  • 14.02. Stuttgart (supporting Ry X)
  • 16.02. München (supporting Ry X)
  • 03.04. Berlin
  • 04.04. Hamburg
  • 05.04. Wiesbaden
  • 27.04. Erlangen - Festival
  • 28.04. Stade - Festival
  • 05.05. Köln - Festival
  • 08.05. Dresden
  • 20.05. Zell - Festival
  • 26.05. Ulm

"Slowdown" ist:
Hannah als Amelia:

Hannah als Iris:

Dienstag, 13. Februar 2018

Buch: Yrsa Sigurðardóttir - Sog


























So düster wie ein isländischer Winter.

Leider lernte ich Kommissar Huldar und die Kinderpsychologin Freyja erst bei ihrem zweiten gemeinsamen Fall kennen. Erstmals gemeinsam ermittelt hatten sie in "DNA". Auf die Vorgeschichte wird an einigen Stellen in "Sog" aufgebaut, aber auch ohne "DNA" gelesen zu haben, kann man die Folgen der Vergangenheit verstehen. 

Die Autorin Yrsa Sigurðardóttir hat als Bauingenieurin am Bau eines Staudamms in ihrer isländischen Heimat mitgewirkt. 1998 begann sie, Kinderbücher zu schreiben. Seit 2005 veröffentlicht sie auch Kriminalromane. Die Serie um die Rechtsanwältin Þóra Guðmundsdóttir war auch in Deutschland recht erfolgreich. Seit 2014 schickt sie Kommissar Huldur mit Kinderpsychologin Feyia in ihre dunkle Welt der Verbrechen. "Sog" ist der zweite Fall, die isländische Version des Nachfolgers ist bereits 2017 erschienen. So sehr ich mich für diesen interessiere, warte ich lieber auf die Übersetzung, statt dafür isländisch zu lernen.

Der Prolog lässt den Leser zwölf Jahre zurückblicken und hinterlässt ihn mit einer bösen Vorahnung. Auch das folgende Kapitel befasst sich erst einmal mit der Vergangenheit, geht es doch um einen Brief, den ein Schüler vor zehn Jahren verfasst hat und der Hinweise gibt auf zukünftige Mordopfer. Im Verlauf der folgenden Untersuchungen wird klar, dass dieser Brief tatsächlich die Realität vorwegnahm. 

Gewalt gegen Kinder, grausame Morde und Islands winterliche Stimmung. Viel düsterer kann der Rahmen für einen Kriminalroman kaum ausfallen. Die Spannung in "Sog" ist nicht sehr subtil und ständig greifbar. Nach einem Wochenende war ich mit der Lektüre durch. Die Protagonisten leben ihre Eigenarten aus. Wirklich sympathisch wirkt keine der Personen, so dass dem Leser vornehmlich die Spannung bleibt, um sich in den Sog des Plots ziehen zu lassen. Ein Tick Brutalität hätte nach meinem Geschmack durch subtilere Spannung ersetzt werden können. Amüsant finde ich die Anspielungen auf die isländische Eigenheiten. Dort kennt nun einmal jeder jeden und entsprechend gestalten sich anscheinend auch die raren Kriminalfälle.

"Sog" ist keine Lektüre für zart besaitete Leser. Aber wer auf Thriller skandinavischer Machart steht, wird von Huldars und Freyjas zweiten Fall keinesfalls enttäuscht.

Montag, 12. Februar 2018

Früher liefen solche Sachen im Musikfernsehen: Apparat Organ Quartet - Konami

Jóhann Jóhannsson kam mir erstmals als Mitglied des Apparat Organ Quartets unter:



Danke für schöne Musik.

Sonntag, 11. Februar 2018

Musik: Dream Wife - Dream wife

























Die Punk Girl Band der Stunde. 

Man wundert sich, dass sich den Bandnamen Dream Wife nicht schon jemand gesichert hatte. So konnte sich das Trio dreier Damen nach dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 1953 nennen. Sängerin Rakel Mjöll kommt aus Island, Alice Go (Gitarre und Gesang) sowie Bella Podpadec (Bass und Gesang) aus Brighton. Während ihres gemeinsamen Studiums an der Kunsthochschule gründeten sie für eine Ausstellungseröffnung eine von Spinal Tap inspirierte "Fake" Band. Als kurz danach Booking-Anfragen eintrudelten, wurde aus Spaß Ernst und nun ihr erstes Album. 

Der Vergleich mit Sleater-Kinney liegt nahe, aber bei Dream Wife kommt zu allen punkigen Ideen und Attitüden auch noch ein souveränes Augenzwinkern hinzu. Auch wenn sie sich gerne so geben, echte "Riot girls" sind Dream Wife nicht. Dafür ist ihre Musik im positiven Sinn zu rockig und die Stimmen sind zu wenig schrill. 

Viele Kritiker überschlagen sich. Für den Moment macht die Band auf jeden Fall richtig Spaß. Ich bin gespannt, ob die Kritiker und Fans und vor allem die Band noch viele Jahre Gefallen an der Idee finden. 

Mich überzeugen vor allem die Songs "Let's make out", "Somebody", "Taste", "Spend the night" und "F.U.U.". Fünf von elf, anscheinend ist "Dream wife" wirklich ein starkes Album. 

Das sehenswerte Video zu "Hey heartbreaker":


"Let's make out":


Live:
  • 09.03. Berlin
  • 14.03. Hamburg
  • 15.03. Köln
"Dream wife" ist:

Samstag, 10. Februar 2018

Buch: Haruki Murakami - Kafka am Strand

























Selbst für Murakamis Verhältnisse surreal. 

Haruki Murakami mag ich, seit ich seine 1Q84-Triologie gelesen hatte. "Kafka am Strand" war schon eine Weile auf meiner Leselist. Letztendlich hat mich die nach dem Protagonisten des Buchs benannte Band geschafft, mich dann auch tatsächlich zu dessen Lektüre zu bewegen. 

Ich könnte versuchen, hier die Story des Buchs nachzuerzählen. Damit würde ich interessierten Lesern nicht einmal die Spannung nehmen, denn es geht nicht um die Geschichte. Murakami entführt in surreale Welten. Da gibt es einen Herren, der mit Katzen sprechen kann und den Katzenmörder Johnnie Walker, den man sich wie das Männlein im Logo der Marke vorzustellen hat. Obwohl sich die Erzählstränge gegen Ende einander annähern, wird eine echte Auflösung nicht gewährt. Oder ich habe sie nicht gefunden. Statt dessen fand ich doch viele spannende Momente und noch mehr erkenntniserweiternde Denkanstöße. 

Wer beim Lesen gerne herausgefordert wird, liegt mit "Kafka am Strand" keinesfalls daneben. 

Freitag, 9. Februar 2018

Musik: Nathan Gray - Feral hymns
























Punk / Post Hardcore als freundliche Akustik-Variante. 

Nathan Gray ist unverkennbar die Stimme von Boysetsfire. Über diverse Vehikel (The Casting Out, I Am Heresy, Nthn Gry und Nathan Gray Collective mit "Until the darkness takes us") sucht er nun schon seit einiger Zeit seinen Weg außerhalb der Band. Erstmals traut er sich nun, das Ergebnis als Solo-Werk unter seinem Namen zu veröffentlichen. Gehen wir also mal davon aus, dass sich der Amerikaner nun gefunden hat.

"Feral hymns" sind im Endeffekt Punk- und Post Hardcore-Songs vor akustischer Kulisse.  Seine Stimme ist unvermeidbar prägend und die ständige Erinnerung an Boysetsfire. So ein wenig schwingt bei mir über die Albumlänge die Erwartung mit, dass gleich doch der Boysetsfire-Einsatz kommt und die Platte an Fahrt gewinnt. Aber dieser kommt nicht. So ist "Feral hymns" ein gefälliges Werk, welches außer Gray Stimme kein zwingendes Alleinstellungsmerkmal erkennen lässt. So ist "Feral hymns" im Schwerpunkt ein gefälliges Singer-/Songwriter-Album geworden. Die düstere Stimmung von "Until the darkness takes us" versucht er nicht erneut zu erzeugen. Höhepunkte auf "Feral hymns" sind der Opener "As the waves crash down", "Burn away" wegen seiner R.E.M.-Momente und "Across five years". Ach, würde Gray auf "Feral hymns" doch öfter so ausbrechen wie gegen Ende dieses Songs. Die meisten Boysetsfire-Fans der ersten Stunde dürften inzwischen auch ruhiger geworden sein. Mit diesen altert Gray in Würde. ;-)

"As the waves crash down":


"Echoes":


Grays Deutschland-Tour ist ausverkauft und schon zum Teil gelaufen, aber wo ein Wille ist...
  • 10.02. München 
  • 11.02. Karlsruhe 
"Feral hymns" klingt nach:


Donnerstag, 8. Februar 2018

Erinnerung: Fever Ray - Plunge

























Aus Anlass der digitalen Veröffentlichung hatte ich Fever Rays "Plunge" bereits letztes Jahr vorgestellt. Am 23.02. wird das Album auch auf physischen Tonträgern verfügbar gemacht werden. Neu sind die Tour-Daten:
  • 22.02. München
  • 28.02. Berlin
  • 13.03. Hamburg 
  • 17.03. Köln 

Mittwoch, 7. Februar 2018

Musik: Kat Frankie - Bad behaviour

























Souverän am Radiopop vorbeigeschrammt. 

"Was soll ich in Sydney, ich kann doch auch in Berlin leben."... dachte sich vermutlich Kat Frankie. Schon mehr als zehn Jahre wohnt sie in unserer Landeshauptstadt. Anfänglich wurde sie von den vergleichsweise günstigen Mieten angelockt. Ich frage mich, ob sie das nicht regelmäßig im Winter bereut. Aber wenn Deutschland schon mäßig Begabte Künstler und "Prominente" in den australischen Dschungel schickt, müssen wir für eine begabte Sängerin dankbar sein.

Eventuelle Genredünkel hielten Frankie in den letzten Jahren offensichtlich nicht von musikalischen Abenteuern ab. Eine Weile war sie mit Olli Schulz in dessen Begleitband unterwegs. Dessen Show mit Böhmermann benötigte einen Soundtrack und den lieferte Frankie mit Konstantin Gropper von Get Well Soon. Als Teil von Keøma schreckte sie auch nicht von der Teilnahme am ESC-Vorentscheid zurück. Und für Clueso sang sie auf "Wenn du liebst" sogar auf deutsch.

Entsprechend vielfältig ist auch "Bad behaviour" ausgefallen. Der dem Album als Single vorausgeschickte Titelsong gefiel mir auf Anhieb weil der trotz allem Pop-Appeal allzu seichtes Fahrwasser geschickt umschifft. Damit gibt Kat Frankie auch schon das Motto für ihr viertes Album vor: Hinreichend poppig für den Radioeinsatz aber nicht zu anbiedernd und flach. Vor allem die eine oder andere rhythmische Wendung auf "Bad behaviour" erinnert eher an eine zeitgemäße R'n'B-Produktion als an die Top 40 der deutschen Radiolandschaften. Und stellenweise erreicht die Australierin sogar die Dichte atmosphärischer Trip Hop-Songs. Gerne greife ich mein Urteil zu anderen Platten wieder auf: Wenn es schon radiotauglich sein soll, dann bitte zumindest so anspruchsvoll und abwechslungsreich wie auf diesem Album. Liebes Australien: Behaltet gerne einige unserer "Stars", wir behalten Kat Frankie.

Der Titelsong, "Forgiveness" und "Headed for the reaper" sind meine Anspieltipps auf "Bad behaviour". 

Das Video zu "Home":


"Finite":


Kat Frankie auf Tour:
  • 04.03. Dresden 
  • 05.03. Frankfurt 
  • 06.03. Stuttgart 
  • 11.03. München
  • 13.03. Würzburg 
  • 14.03. Leipzig 
  • 15.03. Göttingen 
  • 16.03. Erfurt 
  • 17.03. Münster
  • 20.03. Köln
  • 21.03. Hannover 
  • 22.03. Hamburg 
  • 23.03. Bremen 
  • 24.03. Rostock
  • 27.03. Berlin 
  • 28.03. Berlin 
  • 17.04. Erfurt 
  • 25.-26.05.18 Neustrelitz - Festival
  • 01.-02.06.18 Hamburg - Festival
  • 01.-04.08.18 Luhmühlen - Festival
  • 03.-05.08.18 Dangast - Festival
  • 28.-30.09.18 Dortmund - Festival

"Bad behaviour" klingt nach:

Montag, 5. Februar 2018

Früher liefen solche Sachen im Musikfernsehen: We Are Scientists - One in, one out

Aktuell überschlagen sich die Ankündigungen neuer Alben. Bezüglich der neuen We Are Scientists-Platte kommt diese aber nicht überraschend, denn seit "TV en Français" aus 2014 erscheinen deren Werke im Takt von zwei Jahren jeweils im Frühjahr. Im April folgt also erwartungsgemäß mit "Megaplex" das sechste Album der Amerikaner. Als Vorgeschmack gibt es den Song "One in, one out":



Und im Mai folgen Auftritte in Deutschland:
  • 18.05. Hamburg 
  • 19.05. Berlin 
  • 25.05. München 
  • 29.05. Wiesbaden 
  • 30.05. Köln

Samstag, 3. Februar 2018

Früher liefen solche Sachen im Musikfernsehen: Dream Wife - Let's make out

Für den einen ist die Kombination aus Bandname und Songtitel die ideale Anmache, für den anderen einfach ein toller Song:


Freitag, 2. Februar 2018

Vorhören: Son Lux - Brighter wounds

Son Lux ist Ryan Lott und ein musikalischer Tausendsassa. Seine Kompositionen merkt man seine Ausbildung in klassischer Musik und seinen Anspruch an sich und seine Hörer an. Sein fünftes Album "Brighter wounds" wird nächste Woche erscheinen. Als Stream gibt es dieses bereits jetzt dort

Donnerstag, 1. Februar 2018

Früher liefen solche Sachen im Musikfernsehen: Chvrches - Get out

Mit ihren ersten beiden Alben heimste die schottische Band Chvrches durchaus schon einige Erfolge ein. Dieses Jahr wird der Nachfolger "Love is dead" erscheinen. Vorab gibt es die Single "Get out" und dieses Video dazu:



Vom 22.-24.06. wird die Band auf dem Hurricane-/Southside-Festival auftreten.