Es passierte mir schon häufiger: Gerade Bücher, die mir irgendwie unterkamen, begeisterten mich. Was hätte mich sonst bewogen, nach “Thaddeus und der Februar” zu greifen?
Die grobe Inhaltsangabe hätte mich vielleicht neugierig gemacht: Schon viele hundert Tage regiert der Februar mit eiskalter Faust. Die Erinnerung an warme und freudige Zeiten lassen die Einwohner einer Stadt zur Tat schreiten. Sie erklären dem Februar den Krieg und Thaddeus zu ihrem Anführer. Dieser findet den Februar in Form eines alten Mannes in einer Hütte.
Gerade dieses Jahr kann den kalten und “erbarmungslosen” Februar m. E. sehr gut nachfühlen. Daher gibt es als besonderen Service hilfreiche Tipps aus dem Buch für meine Leser:
Liste der Heilmittel gegen den Februar, gefunden in der Hütte des Februars:
1. Baldrianwurzeln und Vitamin-C-Tabletten, eingenommen im Dunkeln
2. Yoga und Meditation
3. In Kinderhänden schmelzender Schnee
4. Leuchtkästen?
5. Ein heißes Bad mit Minzenextrakt
6. Den Mond an Stellen berühren, von denen der Mond nichts weiß
7. Einnehmen von Johanniskraut
8. Den inneren Garten bestellen
9. Bianca zurückgeben
10. Alle Ängste in Begehren verwandeln
11. Stimmungstagebuch
12. Den Körper hydrieren
13. Sich dem Mädchen zuwenden, das nach Rauch und Honig riecht
An solch phantastischen / surrealen Büchern ging ich bislang vorüber (oder diese an mir). Aber es ist erstaunlich, wie sehr dieses Buch meine Phantasie während des Lesens angeregt und gefordert hat: Gerade wenn eine Figur oder eine Handlung “unvorstellbar” war, blühte meine Vorstellungskraft auf. Diesen Versuch empfehle ich jedem Leser, der sich gerne mindestens zu “Versuchszwecken” neuen Eindrücken öffnet. Dafür ist “Thaddeus und der Februar” hervorragend geeignet, da es sich flott liest. Bevor erste Zweifel kommen, ob man überhaupt etwas versteht, ist man bereits in der Mitte des Buches angelangt. Am Ende frage ich mich, ob ich den Sinn des Buches erfasst haben und ob es einen gibt oder ob wie so häufig auch in diesem Fall der Weg das Ziel ist. Meine Phantasie hat sich auf jeden Fall über die Abwechslung gefreut. Und die Bilder habe ich weiter im Kopf. Ich bin recht froh, dieses Buch nicht in der englischsprachigen Originalversion gelesen zu haben. Dann hätte ich wahrscheinlich nicht nur an meinem Verstand gezweifelt.
Einen Eindruck des Buches vermittelt dieser Kurzfilm, welches auf Basis der enthaltenen Illustrationen erstellt wurde:
Noch mehr bewegte Bilder wird es dazu vielleicht auch bald geben, hat sich Spike Jonze doch die Filmrechte gesichert.
Noch viel mehr Infos zum Buch gibt es hier.