Indien, ein fernes Land, mit dem man einige Ideen verbindet: Die Beatles waren dort zu Besuch bei ihrem Guru, Weltenbummler schwärmen von der Fremdartigkeit des Landes, die Infrastruktur soll eine Katastrophe sein und die IT-Industrie hat große Hoffnung in das Land gesteckt. Viele Tätigkeiten wurden in den letzten Jahren nach Indien ausgelagert, um sie dort selten besser und manchmal günstiger erledigen zu lassen (siehe die Simpsons-Folge “Kiss Kiss, Bang Bangalore”).
Im Roman “The White Tiger” erzählt der Inder Balram Halwai seine bisherige Lebensgeschichte in Form eines langen Briefes an den chinesischen Premierminister der sich anschickt, Indien zu besuchen. Balram möchte ihm durch seine Schilderungen das wahre Indien näher bringen. Er sieht sich als typischen indischen Unternehmer: Eigentlich clever, wurden ihm aufgrund seiner Herkunft gute Chance verwehrt. So muss er eben auf Umwegen zu seinem Ziel kommen. Dafür schreckt er auch vor einem Mord nicht zurück.
Ich möchte die Tatsache, dass der Autor gebürtiger Inder ist nicht überbewerten. Aber hätte ein “Nicht-Inder” diesen Roman verfasst, hätte er als böser Hohn interpretiert werden können. So hingegen wirkt “The white tiger” eher selbstironisch und hinterlässt einen “verträglicheren” Nachgeschmack.
“The white tiger” ist ein kurzweiliges Buch, welches unterhält und Einblicke in die indische Mentalität bietet: Gerade die Unterschiede zwischen dem armen und dem reichen Indien werden durch die naive Erzählweise sehr deutlich. Weniger bunt als ein Bollywood-Film und gesungen wird auch nicht.