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Dienstag, 26. Oktober 2010

Straßennamen und Hausnummern sind total überbewertet (12 und 13): Koyasan oder ich bin dann mal im Tempel

Nach dem Höhenausflug nach Hakone ging es mit dem Zug wieder auf Meereshöhe, um einige Stunden später auf in vielerlei Hinsicht anderen Ebenen anzukommen. Koyasan ist ein Berg, den sich ein Mensch namens Kukai im Jahr 816 als Standort für die Entfaltung seiner aus China mitgebrachten buddhistischen Ideen aussuchte. Daraus entwickelte sich die buddhistische Shingon-Schule. Vor einigen Jahren wurde Koyasan zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Irgendwie besuche ich aktuell nur noch Weltkulturerbestätten. Um dafür Ruhe zu haben, müsste ich wohl mal nach Dresden.

Auf Koyasan hatte ich mich in einen Tempel eingemietet. Dort ging es fast zu wie in einem Kloster:

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Das Highlight war sicherlich der Besuch der morgendlichen Feuerzeremonie:

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Vor beliebten Tempeln sieht es während einer solchen Veranstaltung dann auch mal so aus:

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Probierenswert fand ich auch das nach den Regeln dieser Glaubensrichtung zubereitete Essen: Es handelt sich um eine vegetarische Küche, die zudem auf Zwiebeln und Knoblauch verzichtet.

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Den ein oder anderen (vor allem den einen) Leser werde ich damit nicht hinter dem Ofen hervorlocken können, aber ich fand es wahnsinnig spannend. Bei der großen Auswahl an “Töpfchen” kam ich mir vor wie ein Hund, dem man gleichzeitig mehrere Stöckchen zugeworfen hat.

Das Zimmer war eine typische japanische Unterkunft.

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Interessant war nach der morgendlichen Zeremonie die gemeinsame “Teestunde” der ausländischen Gäste mit einigen Priestern. Das verstärkte Interesse einiger Europäer wurde erst vor wenigen Jahren geweckt. Daher hat uns gestern ein Fernsehteam des japanischen TVs “begleitet” (das hätte ich gerne gewusst, bevor ich morgens um 5.50 Uhr entschied, dass man für eine Zeremonie in der Dunkelheit keine besonderen Vorkehrungen treffen muss. Nun denken die Japan wahrscheinlich, in Europa laufen alle mit Kramers Frisur herum.)

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Koyasans Gründer Kukai starb übrigens nicht, er befindet sich seit knapp 1.200 Jahren in einem Stadium der unendlichen Meditation. Das tut in seinem Mausoleum auf dem Friedhof Okunoin. Mit der Zeit gesellten sich noch einige weitere Menschen zu ihm, so dass man an dieser Stätte ca. 300.000 Grabsteine bewundern kann. Der Atmosphäre hat mich noch mehr beeindruckt als Père Lachaise in Paris (und der hat immerhin Jim Morrison als Dauergast).

Hier einige Eindrücke von Okunoin:

Neben den Grabsteinen haben sich auf dem Berg über die Jahrhunderte auch einige sehenswerte Gebäude angesammelt:

Gestern musste ich mich Temperaturen um die 15-17°C herumschlagen. Aber wenn sich der Herbst und die ersten verfärbten Blätter so darstellen, kann ich damit leben:

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Außerdem passte das Wetter wunderbar zum Ort.

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