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Dienstag, 4. Januar 2011

Musik: Kanye West – My beautiful dark twisted fantasy

cover

(Ich habe mich für die entschärfte Cover-Variante entschieden. Ich weiß ja nicht, wer hier so vorbeischaut…)

Hip Hop gehört in die USA. Dort wird diese Musikrichtung als Ausdrucksform verstanden, während sie hoffentlich nicht nur in meinen Augen für eine weitreichende Abwesenheit von Intelligenz steht. Ich schließe für mich aus, jemals ein Hip Hop-Fan zu werden. Aber mit einem derart gelobten Album kann man sich ja durchaus mal befassen. Man riskiert ja höchstens eine Korrektur des erprobten Weltbilds. Und ein derart gepriesenes Hip Hop-Album ist mir seit Jahren nicht untergekommen. Daher sollte es als “Benchmark” sicher herhalten können.

Kanye West stammt aus Chigaco und veröffentlicht seit 2003 eigene Singles und Alben. Darüber hinaus arbeitet(e) er mit so ziemlich jedem Künstler zusammen, der im Bereich Hip Hop / RnB einen Namen hat.  “My beautiful dark twisted fantasy” ist bereits sein fünftes Soloalbum. Neben seinem musikalischen Output  fiel er vor allem durch einige Ausfälle bei Video Award-Shows und zweifelhafte Meinungsäußerungen auf.

Menschen, die sich mit der Szene befassen bescheinigen Kanye West einige interessante Alben zu Beginn seiner Solokarriere. Nach dem mittelmäßigen Vorgänger “808s & Heartbreak” musste man von ihm keine Großtaten mehr erwarten. Als Person hatte er in den USA so gut wie alle Credits verspielt. Vielleicht brauchte er diese Stimmung, um für einen Befreiungsschlag auszuholen.

Hätte ich dieses Album ohne die Lobeshymnen zu kennen gehört, hätte ich es für ein recht typisches Hip Hop-/ RnB-Produkt gehalten. Vor allem das gefällige “All of the lights” hätte mich in diesem Urteil bestätigt.

Nun habe ich mich intensiver mit “My beautiful dark twisted fantasy” beschäftigt. Während viele Stimmen die Komplexität des Werks preisen, empfinde ich diese als Mindestvoraussetzung für ein einigermaßen spannendes Album. In der Tat wird mit Samples, Rhythmen und Tempo gespielt. Das mag das ansonsten im Bereich “Radio-Hip-Hop” gerne gelebte Schema “Timbaland-Beat + Rihanna-/Beyoncé-Refrain + böser Rapper” sprengen, tut aber nichts, was ich nicht auf Trip Hop-Alben schon vor einigen Jahren gehört habe. Auch im Bereich Progrock habe ich durchaus schon einige Alben gehört, denen die Bezeichnung “Monster” eher stehen würde.

Das Album unterhält über mehrere Durchgänge, verstecke Schätze entdeckte ich aber spätestens ab der zweiten Wiederholung nicht mehr.

Bei der Entstehung des Albums waren u. a. Jay-Z, Eminem, Lil Wayne, John Legend, Fergie, Rihanna, Elton John,[20] M.I.A., Justin Vernon (!), Seal, Beyoncé Knowles, Mos Def, Santigold, La Roux und Alicia Keys beteiligt. Allein darin ist wahrscheinlich schon eine gewisse Vielfalt begründet.

Wenn man die Suche nach dem perfekten Pop-Album als eine globale Aufgabe erfasst, muss man “My beautiful dark twisted fantasy” wohl als Zwischenstation bei dieser Suche anerkennen. Koppelt man sich nicht völlig von der musikalischen Entwicklung ab, kommt man um eine Berücksichtigung möglicher Hip Hop-Einflüsse nur schlecht herum. Wenn die “Komplexität” dieses Albums das typische Hip Hop- und RnB-Publikum an etwas aufregendere Songstrukturen heranführt, kann auch das nicht schaden. Daher kann man Kanye Wests Werk als relativ erträgliches Album tolerieren. In keiner meiner Jahresbestenlisten wird es zu finden sein.

Kanye Wests “My beautiful dark twisted fantasy” ist:

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