Die besten Geschichten schreibt das Leben. Und ich schreibe mit.

Donnerstag, 13. März 2025

Musik: Albert af Ekenstam - Ghost in us



Atmosphärische Songs aus Schweden. 

Vor einigen Tagen durften wir schon etwas Frühling schnuppern, nun kam noch ein mal ein kleiner Rückschlag bezüglich Temperaturen und zumindest hier auch mit trübem Wetter. Dieses Spannungsfeld passt gut zu Albert af Ekenstams Veröffentlichtung: Melancholische Melodien für trübe Tage, Post Rock Stimmung für die Spannung und Indiefolk für den Blick in den nahenden Frühling. 

Sechs Jahre und eine EP lagen zwischen der Veröffentlichung von Ekenstams erstem Album "Ashes" und seinem aktuellen Werk "Ghost in us". Nimmt man das Ergebnis dieser Zeit als Maßstab, zog er sich während dieser Zeit tief in sich zurück, um mit einem subtilen Ausbruch zurückzukehren. 

"Echoes from the past" und der Titelsongs sind für mich die Highlights auf "Ghost in us". 

Als Referenzen werden u. a. The National, Nick Cave & The Bad Seeds, Fink und Bon Iver genannt. Der Produzent Filip Leyman hat über viele Jahre mit Anna von Hausswolff und für den Song "Koad" mit ihr und Yann Tiersen gearbeitet. Auch das gibt einen Hinweis auf das, was den Hörer mit "Ghost in us" erwartet. 

Auftritte in Deutschland sind bislang nicht angekündigt. 

"Lily":


"Ghost in us":


"Echoes from the past":


"Ghost in us" ist:


Dienstag, 11. März 2025

Buch: Ben McGrath - Riverman


 
Kein zweites "Into the wild", aber eine Geschichte über Abenteuer. 

Der Journalist Ben McGrath begegnete flüchtig dem Aussteiger/Kanu-Fahrer Dick Conant. Fasziniert von diesem machte er sich auf die Spurensuche um dessen Leben und seine Reisen zu erkunden und vielleicht sogar zu verstehen. Daraus wurde "Riverman". 

Mit der Referenz auf Krakauers "Into the wild" hat mich das Cover des Buchs angelockt. Vielleicht würde Dick Conants Leben und vor allem die Schilderung seiner Kanu-Reisen auch ein vergleichbares Werk hergeben. Sein Verschwinden stellt auf jeden Fall den notwendigen tragischen Höhepunkt dar. Doch der Autor Ben McGrath musste sich die Information mühsam zusammensuchen und auch mit Schilderungen zu sich und seinen Aktivitäten "füllen". Darunter leiden Erzählfluss und Spannung. Freunden von Geschichten über Abenteuer wird "Riverman" aber trotzdem Stoff für fantasievolle Träume liefern. 

Montag, 13. Januar 2025

Buch: Uwe Schütte - Wir sind die Roboter. Kraftwerk und die Erfindung der elektronischen Pop-Musik




Vom Nerd für Nerds. 

Falls "Writing about music is like dancing about architecture" zutrifft, ist dieses Buch entweder die beste Bestätigung oder der perfekte Gegenbeweis. "Wir sind die Roboter. Kraftwerk und die Erfindung der elektronischen Pop-Musik" beschreibt nicht nur Kraftwerks Musik sondern zeichnet Verbindungen zu u. a. Bauhaus, Krautrock, (Detroit) Techno, den Folgen des 2. Weltkriegs, der technischen Entwicklung, Design, Digitalisierung, David Bowie, Afrika Bambaataa, Rammstein, DJ Hell, einem vereinigtem Europa, dem Internet, den Beatles, Literatur, Andy Warhol, Richard Wagner, Karlheinz Stockhausen, HipHop, Brian Eno, der Anti-Atomkraft-Bewegung, Fritz Langs Metropolis, Wernher von Braun, E.T.A. Hoffmann, Laibach, TV Serien, Giorgio Moroder, Boards of Canada, Vocoder/Auto-Tune, HAL 9000, Joseph Beuys u. v. a. m.. Den unbedarften Leser, der Kraftwerk als eine aus der Zeit gefallene Elektroband mit ein oder zwei Hits kennt, kann diese Aufzählung verwundert zurücklassen. Doch all diese Verknüpfungen stellt der Autor überwiegend glaubhaft dar. 

Zweifellos handelt es sich bei Uwe Schütte um einen, wenn nicht den Kraftwerk-Kenner. Ebenso zweifellos handelt es sich um einen Hardcore-Fan der Band aus Düsseldorf. Ob es daran liegt oder ob er es als Stilelement nutzt: Der Aufbau des Buchs und vor allem sein Schreibstil passen zum sterilen Image der Band. Mutig sind stellenweise seine Interpretationen von Kraftwerk-Texten. Dort vermutet er annähernd prophetische Vorhersagen und Visionen. Man muss schon Kraftwerk-Fan sein, um dem Autor dort bereitwillig zu folgen. Aber wer soll solch ein Buch verfassen, wenn nicht ein Fan? So verklärt das Bild des Autors von der Band ist, so erbarmungslos geht es mit vermeintlichen "Abkömmlingen" oder Nachahmern Kraftwerks um. 

Für mich war dieses Buch ein willkommener Anlass, mir die Alben der Band noch einmal komplett anzuhören. Es lieferte mir viele Hintergrundinfos zur Entstehung der Werke. 2022 habe ich Kraftwerk live in Bonn erlebt. Hätte ich dieses Buch schon vorher gelesen, hätte ich den Auftritt mit anderen Augen gesehen. Doch auch mit meinem damals weitgehend unbedarftem Blick durch die 3D-Brille konnte ich es genießen. 

Und obwohl der Output der Band sich im Kern auf acht Alben beschränkt gibt Schütte einen guten Überblick über die Zweit- bis Drittverwertungen des Materials und somit über das Gesamtwerk inklusive der wichtigsten Tourneen der Band. Durch die Darstellung wird klar, dass es sich dabei um ein eigenes Universum handelt, welches durch "Wir sind die Roboter" hinreichend ausführlich beschrieben wird.