Mehr unterhaltsamer Krimi denn Thriller.
Es gibt Bücher, die liest man mit einem Glas Wein in der Hand. Und dann gibt es Bücher wie „Schlick“, bei denen man eher Gummistiefel braucht – oder zumindest ein gutes Gespür für norddeutschen Humor, Hafengeruch und menschliche Abgründe. Kürzlich verschlug es mich wieder nach Hamburg und meine Erlebnisse (keine Morde oder sonstigen kriminellen Handlungen, nur ein ausgedehnter Konzertbesuch) dort passten gut zur Stimmung dieser Lektüre.
„Schlick“ ist der dritte Fall für Kommissar Knudsen und seine Kollegin Dörte, und wie schon in den Vorgängern geht es weniger um Hochglanz-Spannung als um das, was zwischen Ebbe und Flut so alles an Land gespült wird: Leichen, Lügen, Lokalpolitik. Der Fall beginnt mit einem Toten im Hafen und endet – natürlich – nicht dort. Dazwischen: ein Containerschiff, ein alter Lotse, eine Umweltdebatte, die sich gewaschen hat, und Dialoge, bei denen man manchmal nicht weiß, ob man lachen oder sich Sorgen machen soll.
Was das Buch so unterhaltsam macht, ist nicht nur der Kriminalfall (der solide, aber nicht spektakulär ist), sondern die Art, wie Schlenz und Jepsen erzählen: mit trockenem Witz, einem feinen Gespür für Milieus und Figuren. Besonders gelungen: die Balance zwischen Gesellschaftskritik und Küstencharme. Denn hier wird nicht nur ermittelt, sondern auch diskutiert – über Elbvertiefung, Klimawandel, und die Frage, wie viel Schlick eine Stadt eigentlich verträgt.