Mit Humor wird Gesellschaftskritik unterhaltsam.
Ich lese gerne über Dinge, die ich vermutlich in meinem Leben nicht erleben werde. Und ich bin mir sicher: 19 Jahre werde ich nicht noch einmal, vermutlich werde ich die 150 kg nicht erreichen und meine Karriereplanung sieht nicht vor, dass ich als Drogendealer in East Harlem agiere. Das alles überlasse ich lieber Winston "Tuddy" Foshay. Und obwohl er mir in mindestens all diesen Eigenschaft fern ist, schafft es Paul Beatty, ihn mir nahe zu bringen. Die zahlreichen Facetten von Tuffy Persönlichkeit machen ihn sympathisch und auch sein Umfeld (u. a. Rabbiner, Muslim und .......) wirkt recht schnell vertraut.
Tuffy Foshay lebt in Harlem, ist groß, schwer, wortgewandt – und hat eine kriminelle Vergangenheit, die ihn nicht loslässt. Als ihm die Möglichkeit geboten wird, für den Stadtrat zu kandidieren, greift er zu – weniger aus Überzeugung als aus Notwendigkeit. Unterstützt von einer schrägen Truppe aus Freunden, Aktivisten und Exzentrikern, stolpert er durch eine absurde politische Realität, die kaum weniger chaotisch ist als sein eigenes Leben. Dabei wird seine Kandidatur zum Spiegelbild einer Gesellschaft, in der Herkunft, Hautfarbe und Klasse über Chancen entscheiden.
„Tuff“ ist eine bissige, sprachgewaltige Satire über Macht, Identität und das Überleben in einem System, das nicht für alle gemacht ist.Insgesamt ist "Tuff" ein temporeicher und hartgesottener Roman, der Beattys Fähigkeiten als Autor und seine Gabe, unvergessliche Charaktere und Schauplätze zu schaffen, demonstriert. Es ist eine Lektüre, die zum Nachdenken anregt und gleichzeitig unterhält, und die den Leser in die harte Realität des Lebens in den Straßen von Harlem eintauchen lässt. Wer gesellschaftskritische Literatur mit einem Schuss Humor verträgt, liegt bei "Tuff" richtig.