Grundsätzlich bewundere ich den Ehrgeiz von Musikern, kurz nach Albumveröffentlichung die Welt von der Qualität der neuen Songs überzeugen zu wollen. Manchmal gewinnen Songs ja live... darauf hoffte ich auch bei diesem Konzert. Das Album "Violence" überzeugte mich nicht, aber live sind die Editors ja fast immer eine Reise oder zumindest eine Fahrt wert.
Gespannt war ich aber vor allem auf den Support Act Public Service Broadcasting. Deren bisherige Alben fand ich sehr gelungen. Neugierig war ich bezüglich der Live-Umsetzung. Ein wichtiges Element sind die Videos, die jeden Song begleiten. Zwischen den drei Musikern war eine große Leinwand aufgebaut, auf die diese projiziert wurden und die jeweils zum Thema des Songs passten.
Die Kombination aus Samples, Video und Live-Instrumenten fügte sich perfekt ineinander. Live wirkten viele der Titel wesentlich härter und mitreißender als auf den jeweiligen Alben. Ich denke auch Zuschauer, welche die Band bislang nicht kannten, konnten sich für diesen Einstieg in das Editors-Konzert begeistern.
"Gagarin" und "Spitfire" gefielen mir live besonders gut. Über die 45 Minuten Spieldauer fühlte ich mich sehr gut unterhalten. Viel länger hätte das Set nicht dauern müssen, dafür sind die Titel zum Teil einfach zu lang. Public Service Broadcasting erscheint mir als eine perfekte Vorgruppe. Größten Respekt habe ich vor dem Drummer der Band. Er hat ein ständiges "Dauerfeuer"geliefert. Ich denke auch für ihn waren 45 Minuten genug.
Pünktlich um 21 Uhr wurde der Vorhang gelüftet und damit der Blick freigegeben auf das Bühnenbild der aktuellen Tour der Editors. Keine aufwendigen LED-Installationen sondern plastische Strukturen bildeten den erfreulich ruhigen Hintergrund.
Bei den Editors stehen Tom Smith und seine Gesten im Mittelpunkt. Auch wenn ich über die elf Konzertjahre wahrscheinlich alle möglichen Variationen der Bewegungen gesehen habe, geben sie den meisten Songs doch noch einen Kick.
Bis auf einen Titel fanden alle Songs des aktuellen Albums den Weg in die Setliste. Die Editors verfügen über zahlreiche tolle Lieder, die trotz mäßiger neuer Nummern noch für ein starkes Set sorgen könnten. Leider gibt es da auch noch die erfolgreichen Hits, die ebenfalls gespielt werden wollen. Liebes Publikum: Wer bei "Papillon" ausrastet, darf sich nicht über neue Titel wie "Violence" wundern. Die Electro-/Disco-Ambitionen der Band scheinen besonders in Deutschland gut anzukommen.
Wenn Tom eine Gitarre umgehängt hat, ist das ein Indikator für einen der Titel der ersten beiden Alben. Daher freute ich mich immer, wenn der Gitarrenträger wieder ein Instrument überreichte.
Auch Tom am Klavier ist meist ein gutes Omen:
Sobald Smith sich auf den Gesang beschränkt, handelt es sich meist um die aktuelleren und elektronischeren Titel. Live konnten einige der neuen Songs durchaus noch etwas gewinnen, so z. B. "Nothingness". Aber gerade die Beiträge zum Set von "In this light and on this evening" erweisen sich auch über die Zeit als unnötig.
Trotzdem und vor allem wegen Smith sind die Editors weiterhin eine starke Live-Band. Die gut 100 Minuten wurden (fast) nie lang. Wenn sie irgendwann die echten Schätze ihres Repertoires auspacken, können wir auch wieder gute Freunde werden.
Wie bei den letzten Tourneen bleiben die Editors auch bislang weitgehend ihrer Marschrichtung treu. Gegenüber den beiden vorangegangen Konzerten in Frankreich und Belgien wurde "Sugar" nach hinten verschoben. Somit entfiel der unglückliche Übergang zu "Lights". Die Tour ist noch jung. Ich bin gespannt, wie es auf dem Festival im Sommer wird.
- Hallelujah (So Low)
- A Ton of Love
- Darkness at the Door
- Formaldehyde
- Violence
- No Harm
- Lights
- Blood
- Munich
- An End Has a Start
- In This Light and on This Evening
- Eat Raw Meat = Blood Drool
- Nothingness
- Belong
- Sugar
- The Racing Rats
- Ocean of Night
- No Sound but the Wind
- Cold
- Magazine
- Papillon
- Marching Orders
Damit stammten die Songs von: