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Freitag, 2. März 2018

Buch: Mitja Vachedin - Engel sprechen Russisch

























Steiflichter statt tiefer Einblicke.

Stereotypen möchten gepflegt oder korrigiert werden. Daher erschien mir "Engel sprechen Russisch" ein guter Weg, aus erster Hand vom Leben eines gebürtigen Russen in Deutschland zu erfahren. Der Autor wurde 1982 in Leningrad geboren, erlebte noch den Niedergang der UdSSR und den Beginn des Kapitalismus in Russland. Später zog er nach Deutschland. 

Mitja Vachedin schildert seine Erlebnisse episodenartig. Wirklich tiefe Einblicke erlaubt er auf dem Weg nicht, aber das Buch gerät dafür sehr kurzweilig. Gerade diese vermeintliche Oberflächlichkeit stellt die Distanz her die man vielleicht benötigt, um die Herausforderungen der ersten gut 30 Jahre in Vachedins Leben zu greifen. Da das Leben in Russland in den 80er und 90er Jahren weit weg von meinem Leben damals war, erscheinen einige Erinnerungen wirklich aus der Zeit gefallen. Der Autor spielt mit der Grenze zwischen Realität und Fiktion. Nicht immer war ich mir sicher, ob es sich gerade wirklich um eine autobiografische Schilderung oder um eine "Story" handelte. Glaubhaft erschienen mir aber selbst die wildesten Geschichten. Da sind wir wieder bei den Stereotypen.

"Engel sprechen Russisch" machte mir vor allem bewusst, in welch aussichtsloser Lage sich viele Russen um die Wendezeit befanden und wie sie das für ihr Leben geprägt hat. Ich hatte mir eine ausführlichere und chronologische Schilderung des Lebens des Autors gewünscht. So wurde ich aber zumindest kurzweilig unterhalten.