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Sonntag, 21. Mai 2017

Buch: Kanae Minato - Geständnisse

























Subtile Spannung durch "alternative Fakten" und Abgründe. Toll. 

Da brauchte es fast zehn Jahre, einen Buchpreis, einen Film und eine englische Übersetzung, bis es ein lesenswerter Roman auch in deutschen Regale oder auf e-Reader schaffte. Grundsätzlich mag ich Romane japanischer Autoren, die Andersartigkeit des Lebens und Denkens in dem Land sind gute Voraussetzungen für herausfordernde oder zumindest andersartige Leseerlebnisse. Und darüber hinaus werde ich an meinen Besuch vor Ort vor einigen Jahren immer wieder gerne erinnert. 

"Geständnisse" beginnt recht harmlos, kommt aber dann mit der Geschichte über den Tod der kleinen Tochter einer Lehrerin und der Tatsache, dass deren Mörder aus der Klasse der Lehrerin stammen recht flott zum Punkt. Unterrichtet wird der Leser darüber aus Perspektive der Lehrerin, welche diese ihrer Klasse erzählt. Als wäre das nicht schon genug, setzt die Lehrerin ihre Schüler auch noch darüber in Kenntnis, dass sie sie Bestrafung der Mörder selbst vorgenommen hat, indem sie die bereits konsumierte Milch der beiden Jungen mit dem Blut eines HIV-Infizierten vermischt hat. Und nun kommt die wirkliche Überraschung des Buchs: Die Kenntnis dieser Ausgangslage stellt für den Leser keinen Spoiler dar. 

Die folgenden Kapitel knüpfen an diese Situation an und fügen durch geschickte Perspektivwechsel neue Tatsachen oder zumindest Interpretation hinzu. Im zweiten Kapitel berichtet eine Schülerin der Klasse in Form eines Briefs an die Lehrerin über die Vorkommnisse, die sich nach der Offenbarung in der Klasse abspielen. Im folgenden Kapitel kommt dann die Schwester eines der Mörder und dessen Mutter in Form von Tagebucheinträgen zu Wort. Später übernehmen die beiden Mörder selbst die Schilderung. 

Zwei Muster zeichnen sich ab: Gegen Ende der Kapitel kommt jeweils noch ein "Hammer" und über den Roman wird alles immer noch einen Tick schlimmer. Selten fühlte ich mich so subtil an menschliche Abgründe herangeführt. 

Die Japanerin Kanae Minato hat seit 2008 bereits 14 Romane veröffentlicht. "Geständnisse" war ihr Debüt und es macht mich sehr neugierig auf weitere ihrer Werke oder des Genres, welches in ihrer Heimat als "Iyamisu" bezeichnet wird und die dunkle Seite der Menschen als prägendes Element nutzt. 

"Geständnisse" ist ein toller Thriller und absolut lesenswert.