Herrlich bretonisch und mit Seitenhieben auf die "Industrie" hinter der schreibenden Zunft.
Die Geschichte hinter "Das geheime Leben des Monsieur Pick" klang so wunderlich, dass ich neugierig wurde: Als Anlaufstelle für durch Ablehnungen desillusionierte Autoren sammelte der Bibliothekar der kleinen bretonischen Gemeinde Finistère Manuskripte von Büchern, die kein Verlag veröffentlichen wollte. Durch Zufall entdeckt eine Lektorin unter diesen unverhofft einen "Schatz" in Form des Romans "Die letzten Stunden einer großen Liebe". Dessen Erfolg bringt nicht nur das Leben der Familie des verstorbenen Autors gehörig durcheinander. Diverse Beziehungen werden auf die Probe gestellt und auf diese Weise verschiedene Variationen der letzten Stunden einer großen Liebe gleich mehrfach durchlebt.
Der Weg zur Veröffentlichung des Romans, die Beschreibung des Erfolgs und deren Folgen sowie die Nachforschungen eines skeptischen Kritikers gestalten sich spannender, als ich erwartet hatte. Noch dazu gewährt "Das geheime Leben des Monsieur Pick" Einblicke in die Verlagswelt und in die bretonische Mentalität.
Der Franzose David Foenkinos kann bereits auf sehr erfolgreiche Veröffentlichungen zurückblicken (z. B. "Nathalie küsst" und "Charlotte"). Diese Erfolge geben diesem Roman sicher Rückenwind. Doch auch davon unabhängig kann "Das geheime Leben des Monsieur Pick" bestehen: Foenkinos besticht durch subtilen Witz und Spannung. Durch viele Referenzen zu Autoren und deren Werken demonstriert er Distanz zum Literaturzirkus, während er und dieser Roman sich mitten im Auge dieses Hurrikans befinden.