"Statt Karneval", Ken Stringfellow und vor allem ein Wohnzimmerkonzert in der Pellenzstraße waren gleich drei Argumente, Mendig erneut zu besuchen. Jacob Bellens und die Atmosphäre hatte ich in bester Erinnerung, offensichtlich stehen Konzerte hier buchstäblich unter einem guten Stern. Das Wohnzimmer und die Küche waren wie schon letztes Jahr mit netten Menschen und leckerem Essen gefüllt. Ein Konzert in der Pellenzstraße scheint immer auch eine Party zu sein.
Ken Stringfellow mag als Solo-Musiker nicht jedem untergekommen sein. Da er auf ca. 200 Alben und darunter auch bei R.E.M. mitgewirkt hat, dürfte ihn so gut wie jeder Musikfreund in der westlichen Welt schon gehört haben. Sein Konzert in Mendig war für mich eine gute Gelegenheit, mich intensiver mit ihm zu befassen.
Unbekannt war mir bis zu diesem Abend Hanna Fearns. Ihr Lebenslauf machte allerdings neugierig. Eine Dame die im Alter von 47 Jahren ihren ersten Plattenvertrag unterschrieb, hat sicherlich einige Geschichten zu erzählen. Und das tat sie auch.
Schon zu Beginn wurde angekündigt, dass sich Hanna und Ken jeweils in Blöcken ablösen und auch einige Titel gemeinsam darbieten. So wurde die in diesem Fall unnötige Trennung von Support und Main Act aufgelöst. Da beide Musiker sich schon länger kennen, klappte es mit den Abstimmungen annähernd perfekt, spätestens wenn man sich verständigt hatte, ob die vier Stücke des jeweiligen Blocks doch schon vorbei waren. ;-)
Hannas erster Block bestand aus zwei neuen Titeln, einem Lucinda Williams-Cover und "Beyond expectations". Ich brauchte einen Moment, um mich mit der Country-Stimmung anzufreunden. Doch ab diesem Zeitpunkt hörte ich Hannas gerne zu.
Kens erste Block begann mit "Scattered" der Posies. Nach dem zweiten Titel "110 or 220V" macht er bereits klar, dass man nicht nicht auf "upbeat happy music" hoffen sollte. "Known diamond" und "One morning" bestätigten diese Behauptung.
Hannas zweiter Block beinhaltete u. a. die beiden einprägsamen Titel "You stole my crown" und "9 mm" von ihrem 2014er Album "Sentimental bones". Ich glaube zu diesem Zeitpunkt äußerte Hanna auch die "Drohung", dass sich Menschen in ihrer Umgebung schnell mal in ihren Texten wiederfinden können.
Für seinen zweiten Block begab sich Ken ans hauseigene Klavier. "Superwise" und "History buffs" gefielen mir besonders gut.
Wie angekündigt traten Hanna und Ken im nächsten Block gemeinsam an. Die übliche Angst des deutschen Publikums vor der "Country Western Opera" nahm er den Anwesenden mit einer vorgeschickten Entwarnung und dem Nachweis, dass die beiden Musiker gut miteinander funktionieren.
Ab diesem Zeitpunkt spielten sich die beiden munter die Bälle zu, so u. a. mit Kens "Find yourself alone" und Hannas Cover des Wolke-Songs "Weg ins Nichts". Den Abschluss bildete nach ca. zwei Stunden "Something stupid".
Es war keinesfalls dumm an diesem Abend in Mendig gewesen zu sein. Danke, Maike, Carsten, Hanna & Ken.