Ich merke mir Alben, die ich eigentlich irgendwann mal hören sollte / möchte über meine Amazon Wunschliste. Twilight Sads Debüt “Fourteen Autumns & Fifteen Winters” findet sich dort schon seit Mitte 2007. Daher machten mich positive Kritiken zum Nachfolger “Forget the night ahead” erneut neugierig. Nachdem ich das aktuelle Album nun endlich gehört habe, ärgere ich mich, dass ich mir nicht früher für die Band Zeit genommen habe.
Die Musik auf “Forget the night ahead” ist in jeder Hinsicht vielschichtig. Nicht umsonst nennt die Band u. a. Phil Spector als einen ihrer Einflüsse. Das ist ok, so lange sie nicht auch irgendwann im Knast landet. Twilight Sads “Wall of Sound” ist beeindruckend, vielleicht auch manchmal abschreckend, aber nicht undurchdringbar und eigentlich keine Wand, sondern ein Vorhang. Vor allem die Shoegaze-Rückkopplungsorgien vernebeln nicht das Klangbild, wie es bei den meisten der aktuell gehypten Bands des Genres geschieht. Hier wird einfach die düstere und bedrohliche Grundstimmung geschaffen, welche die Schotten benötigen, um ihre düsteren Gedanken und Gefühle in die Welt zu tragen. Als weitere Referenzpunkte sind sicherlich Joy Division, The Cure und Arab Strap zu nennen. Gewisse Ähnlichkeiten zu Interpol und den Editors sind damit natürlich nicht zu leugnen. Vor allem James Grahams schottischer Akzent stellt einen schönen Gegenpol zu den bedrohlichen Elementen des Albums dar.
Das Album wächst mit jedem Durchgang, birgt Raum für Aggression und das Schwelgen in hymnischen Refrains. Ich bin begeistert und möchte die nächsten Tage nicht durch Fahrkartenkontrolleure gestört werden… ich könnte nämlich gerade dann den Klängen dieses Albums lauschen. Da kann es wirklich passieren, dass man die herannahende Nacht vergisst.
Gibt es eigentlich “Emo Indie”? Für mich nun schon.
Hier noch einmal das Video zu “I became a prostitute”
und der Opener “Reflection of the television” ohne Video:
”Forget the night ahead” klingt nach: