Die Lesung zum Buch zum Album.
Ich mag Musik und ich mag Bücher. Und manchmal treffen sich diese zwei Welten. So auch gestern in Berlin, als Moddi sein Buch "Verbotene Lieder: 10 Geschichten von 5 Kontinenten" vorstellen durfte. Organisiert wurde die Veranstaltung von Helle Panke e.V. in Koopertaion mit dem dem Festival für Musik und Politik, dem Nautilus-Verlag und NORLA − Norwegian Literature Abroad.
Moddis Album "
Unsongs" mit seinen Versionen von in irgendeiner Form verbotenen Songs aus dem Jahr 2016 fesselte ihn so sehr, dass er im Nachgang auch noch ein Buch dazu veröffentlichte. Unterm dem Titel "Verbotene Lieder: 10 Geschichten von 5 Kontinenten" ist es seit gut einem Monat auch in einer deutschen Übersetzung erhältlich.
Der gestrige Abend war eine Kombination aus Interview, Lesung von Auszügen seines Buchs durch eine Schauspielerin und Darbietung von fünf Songs.
Im Interview-Part antwortete Moddi trotz passabler Deutschkenntnisse auf Englisch. Karoline Hippe, die Übersetzerin des Buchs, übernahm auch auf der Bühne die Übersetzung. Es war gewöhnungsbedürftig, Moddis auf Englisch gut verständliche Antworten anschließend auch noch auf Deutsch zu hören, aber für den ein oder anderen Besucher war dies bestimmt ein willkommener Service. Aber auch trotz dieser Wiederholung waren die knapp zwei Stunden nie langweilig.
"Unsongs" ist kein einfaches Album für den Hörer. Moddis Schilderungen zu den Songs geben dieser Platte noch mehr Gewicht. Vor allem zeigte er, dass Zensur und Verbot von Songs viele Facetten haben kann. Während der Tour durch Norwegen mit den Songs wurde er von einem russischen Chor begleitet. Russischen Bürgern hätten bis zu sechs Jahren Haft gedroht, hätten sie sich an der Aufführung der Songs "Punk prayer" aktiv (oder auch nur passiv) beteiligt. Daher verzichtete die Band bei der Tour auf die Darbietung des Titels.
Während des Irak-Kriegs kursierte bei der BBC eine Liste mit Titeln, die nur unter Vorbehalt gespielt werden sollten. Darunter "Give peace a chance" und "Imagine" von John Lennon sowie "Army dreamers" von Kate Bush. Aus Anlass der Veröffentlichung der zweiten Single aus "Unsongs" war Moddi von der BBC als Interviewpartner geladen. Er wurde jedoch vor dem Interview angewiesen, nicht über Krieg, Religion oder sonstige unangenehme Dinge zu reden. Und auch nicht über die besagte Liste. Wie bereits oben erwähnt, Zensur hat offensichtlich viele Gesichter.
Konzerte von Moddi hatte ich bereits in
Mainz und
Hannover besucht. Wer Moddi live erlebt hat, muss ihn einfach toll finden. So "entrückt" und lausbubenhaft er wirken kann, so sehr beeindruckte mich gestern die Ernsthaftigkeit, mit der er über die teilweise sehr ernsten Hintergründe zu den Songs berichtete. Moddi erscheint durchaus "gereift", daher bin ich gespannt auf sein neues Album "Like in 1968", welches im September erscheinen soll. Stark beeinflusst wurde dieses von seinem Besuch in Chile im Rahmen des "Unsong"-Projekts.
Die an diesem Abend eingestreuten Songs waren:
- Eli Geva
- Plegaria a un Labrador (auf Spanisch. Auf dem Album als "Our worker".)
- Army dreamers
- Punk prayer
- Little by little (als Vorgeschmack auf das neue Album)