Feinkost Lampe ist eine besondere Location für Konzerte. Bezüglich Werbung, Kartenvorverkauf oder gar einer Beschilderung halten sich die Betreiber dezent zurück. Dafür beweisen sie meist einen guten Geschmack bei der Auswahl der Acts und die Atmosphäre in diesem Keller ist ein Garant für intime Konzertmomente. So hatte ich mich auf einen gemütlichen Abend im Sessel mit tollen Songs des norwegischen Singer/Songwriters Moddi gefreut. Doch trotz zeitiger Ankunft blieb mir einer der begehrten Sessel verwehrt. Tatsächlich wurde der Raum auch irgendwann als “voll” und damit “ausverkauft” deklariert. Mit früheren Konzerten hat sich Moddi schon ein paar Fans erspielt und seine drei starken Alben trugen sicherlich ebenfalls zum großen Publikumsinteresse bei.
Gegen 21.30 Uhr betraten Moddi und Katrine Schiøtt (“Pocket symphony orchestra”, Cello, Gesang) die Bühne. Bis ca. zum Ende des ersten Songs “Magpie eggs” wirkte Moddi noch recht zurückhaltend. Im Laufe des Konzerts kam er allerdings in Erzähllaune. Schon im Zusammenhang mit “Poetry” erklärte er, dass er seine Songs nicht als vertonte Gedichte versteht. Moddis Landsleute versehen seine Musik wohl häufig mit der Bezeichnung “vise”. Dieser Name kommt von Gedichten, die um Melodien bereichert wurden, um die Erinnerung an diese einfacher zu gestalten. Doch gerade weil Moddi mit Gedichten und deren Verständnis Probleme hat, ist er mit dieser Zuordnung nicht so richtig glücklich.
Mit “Krokstav-emne” brachte Moddi im Mittelteil des Sets den einzigen Song in seiner Muttersprache. Da mit “Kæm va du?” vor wenigen Wochen sein erstes komplett norwegisch gesungenes Album erschien, ist dies wohl ein Zugeständnis an das deutsche Publikum. Über den ein oder anderen zusätzlichen Titel des aktuellen Albums hätte ich mich aber trotzdem gefreut.
Anschließend zollte Moddi Joanna Newsom Tribut in Form eines Covers des Songs “Bridges & balloons”. Ein weiteres Cover war der “Train song” von Vashti Bunyan, den er auf “Kæm va du?” in der norwegischen Version als “Togsang” verewigt hat.
Moddi berichtete, dass er nach dem Ende der letzten Tour eine schwere Phase durchmachte und es eine ganze Weile dauerte bis er wieder einen Song schrieb. Dieser trägt den Namen “Northern line” und mit diesem beendete er das Konzert.
Insgesamt dauerte dieses ca. 110 Minuten. Die Netto-Spielzeit war merklich kürzer, gab Moddi doch zu fast allen Songs eine mehr oder minder ausführliche Einführung. Diese reichten von seinen Umweltschutzambitionen und der Bedeutung der Ölförderung in seinem Heimatland über einen Exkurs zu den Erkenntnissen seines Soziologie-Studiums und ein Computerspiel in dem böse Deutsche mit Elefanten seine Stadt zerstörten (“Rubbles”) bis zu Anekdoten aus dem Tourleben. Besonders sympathisch wirke er auf dem Verstärker sitzend, die barfüßigen Beine von sich gestreckt und mit den großen Augen eines begeisterten Kindes. Manchmal hatte ich das Bedürfnis, ihn zu schütteln und in die Realität zu holen… aber welch schöne Songs würde er uns dann vorenthalten?
Setlist:
- Magpie eggs
- Soon you’ll be somebody else
- Poetry
- A sense of grey
- Smoke
- Krokstav-emne
- Bridges & balloons (Joanna Newsom Cover)
- Run to the water
- Train song (Vashti Bunyan Cover, auf dem aktuellen Album “Kæm va du?” als “Togsang” in Moddis Muttersprache)
- Stuck in the waltz
- Rubbles
- House by the sea
- The architect
- Northern line
Die letzten beiden Songs galten als Zugabe. Diese wurden als solche aber angekündigt, weil die Bühne das übliche "wir verschwinden kurz und kommen dann wieder”-Spiel nahezu unmöglich macht. Erstaunlicherweise wurde das Set zur Hälfte aus Titeln des ersten Album “Floriography” gestaltet. Einige starke Songs des ebenfalls dieses Jahr veröffentlichten “Set the house on fire” fielen so leider unter den Tisch.
Moddi ist die nächsten Tage in Deutschland in Wohnzimmern und größeren Locations unterwegs. Seine Facebook-Seite gibt dazu Auskunft. Den Besuch eines solchen Konzerts kann ich nur wärmstens empfehlen.