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Montag, 8. Oktober 2018

Konzert: Ólafur Arnalds im Kurhaus in Wiesbaden, 07.10.2018

Annähernd klassische Musik im Kurhaus. 

Vor fünf Jahren lieferte der Isländer Ólafur Arnalds in der Wiesbadener Ringkirche ein nach meiner damaligen Einschätzung perfektes Konzert in perfekter Atmosphäre ab. Dieses Jahr bot das Kurhaus den Rahmen für Arnalds aktuelle Tour.



Sowohl in der Instrumentierung (Klavier(e), vier Streicher + Rhythmus) als auch im Ergebnis kommt Arnalds Output klassischer Musik sehr nahe. Aber auch in diesem Umfeld gibt es offensichtlich noch Innovationen: Arnalds hat eigens die Software "Stratus" entwickelt. Diese ermöglicht es ihm, drei Klaviere gleichzeitig zu spielen / anzusteuern. Das Zusammenspiel der Instrumente entwickelt sich dynamisch, d. h. grundsätzlich entstehen durchaus unerwartete Sequenzen. Schon vor Beginn des Konzerts "unterhielten" sich die Klaviere zur Unterhaltung der neugierigen Besucher. 



Während des Konzerts in Wiesbaden überraschte "Stratus" offensichtlich sogar seinen Entwickler durch Eigenleben. Bug oder feature? Es wäre interessant zu erleben, zu welcher Musik ungefesselte künstliche Intelligenz führen würde. 

Recht pünktlich gegen acht Uhr betrat Arnalds die Bühne. Die Stimmung war rasch sehr bedächtig. Das Publikum vieler Altersklassen wusste sich weitgehend der Location entsprechend angemessen zu benehmen. 


Wie bereits beim letzten Konzert wirkte Arnalds durch seine Ansprachen (z. B. zu der Aussicht auf ca. 150 weitere Konzerte in den nächsten 18 Monaten auf Tour und zu absolut stillen Neujahrstag im März auf einer indonesischen Insel) zum Publikum sehr nahbar und bodenständig. Nach diesen unterhaltsamen Einlagen tauchte er aber immer wieder rasch in seine eigene musikalische Welt ab, an der er seine Hörer teilhaben lässt. 


Ähnlich wie die beiden zusätzlichen Klaviere wirkten auch die weiteren Musiker gut eingespielt.





Stellenweise ist mir das Konzert über mehr als 100 Minuten etwas sehr ruhig geraten. Und so ein wenig Gesang an der einen oder anderen Stelle hätte ich auch vertragen. Aber das Gesamtkonzept der Tour ist stimmig und ich wünsche Ólafur Arnalds und seiner Band erquickliche 18 Monate auf dieser Tour. Es würde mich nicht wundern, wenn er danach mal wieder an die Punkrock-Zeit seiner musikalischen Frühentwicklung anknüpfen würde. ;-)