Perfekt Musik in perfekter Atmosphäre.
2009 sah ich Kettcar in der Ringkirche und die Lokation war einer der Gründe für den Besuch des gestrigen Ólafur Arnalds Konzerts in der Ringkirche in Wiesbaden. Zusätzlich ließen Arnalds’ Alben und Konzertmitschnitte einen schönen Abend erwarten.
Dieser wurde von Douglas Dare eröffnet. Der Singer/Songwriter aus London hatte zwar kein Merchandising zu bieten (“I don’t have anything to sell, but I will give out download codes in the end.”) aber statt dessen 30 Minuten gefühlvoller Songs und Geschichten, die auf den Top Act vorbereiteten.
Die Titel “Scars” und “Caroline” blieben mir im Gedächtnis. “Caroline” handelt von einer Affäre und ich bin froh, dass Dare ihn trotz seiner Bedenken bezüglich der Kombination von “Affäre” und “Kirche” zu spielen wagte.
Ólafur Arnalds betrat dann kurz vor 21 Uhr mit vier Streichern und einem Posaunisten / Computerbediener die Bühne. Zuerst wurde das Publikum “genötigt” zwei Töne zu singen und von ihm aufzeichnen zu lassen.
Diese einfache Geste schaffte bereits eine nette Verbindung zwischen Musiker und Publikum. Und das war auch schon der letzte Gesang, der während des Konzerts zu hören war. Obwohl einige der stärksten Titel auf dem aktuellen Album “For now I am winter” von Arnór Dan Arnarsons gesanglichen Beiträgen leben, verzichtet Arnalds während dieses Teils der Tour auf ihn bzw. einen Ersatz. Doch erfreulicherweise kompensierte die durch die Instrumentals über knapp 90 Minuten erzeugte Atmosphäre diesen Umstand. Ich war selten vorher so begeistert von Instrumentals. Die jeweils transportierten Empfindungen und Eindrücke waren beeindruckend. Dabei war es egal, ob es sich um Songs über Badewannen (“Ljósid”), den Moment, in dem die Sonne sich hinter einer Wolke hervorkämpft (“Brotsjór“) oder Polen (“Poland”) handelt.
Sympathische Ansagen und Erläuterungen zwischen den Titeln ließen das überwiegend weibliche Publikum verzückt zurück. Ólafur Arnalds erscheint auf der Bühne als nahbarer und bodenständiger Typ. Immer wieder schaffte er einen reibungslosen Übergang zwischen engagiertem Musizieren und lockerem Plausch zwischendurch. Die Songs waren stark genug, das Publikum nach jeder Auflockerung wieder einzufangen und an den eigentlichen “Zweck” des Abends zu erinnern.
Sicherlich trug die Ringkirche nicht unwesentlich zu diesem nahezu perfekten Konzertabend bei. Doch Arnalds’ Songs können auch aus der Konserve oder in jeder Konzerthalle bestehen und begeistern. Die Verbindung klassischer Instrumente, Arnalds’ verzückender Pianoarbeit und elektronischen Rhythmen schlägt eine Brücke, die sich auch in dem generationenübergreifenden Publikum widerspiegelte.
Diese Setlist tippe ich nicht ab: