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Sonntag, 5. August 2018

A Summer's Tale 2018 (3)

Zu Beginn des dritten Festivaltages wagte ich mich in eines der kleinen Zelte. Am Vortrag wurden da angeblich über 44°C gemessen, ich denke der Wert wurde im Verlauf des Festivals noch getoppt.

Mich interessierte der Vortrag "Sound of the cities", das gleichnamige Buch wurde von Philipp Krohn und Ole Löding verfasst und im Rahmen dieser Veranstaltung inklusive einiger Hintergründe und Interviewausschnitten von beiden präsentiert. Die Idee zu "Sound of the cities" wurde während eines langen Abends in der Kneipe geboren und 24 Städte sowie 160 Interviewpartner später war der Stoff gesammelt, um letztendlich in Pottum (im Westerwald!) in die finale Form gebracht zu werden. Die Autoren suchten nach den Zusammenhängen zwischen Musik und den Städten, in denen sie entsteht und sich wechselseitig beeinflusst. Glasgow, Düsseldorf, Nashville und Stockholm sind einige der Städte, die auf den Reisen besucht wurden. Erstaunt waren die beiden Autoren über die Tatsache, dass Anfragen zu Interviews mit durchaus berühmten Musikern führten. Das Thema des Buchs finde ich sehr interessant und es sollte nun schon auf dem Postweg zu mir sein. 


"One bowl - one love" war als Koch-Workshop angekündigt und auch als solcher aufgebaut. Da hat es nicht stark gestört, dass hinter dem Workshop ein bekannter TK-Kost Direktvertreiber steckte, der damit vermutlich jüngere Zielgruppen erschließen möchte. Die Falafeln und der Spinat waren gut, die Karotten zumindest gleichmäßig geschnitten. ;-) Das Ergebnis war schmackhaft und eine willkommene Stärkung für die nächsten Stunden.




Auf dem Weg zum nächsten Programmpunkt warf ich einen Blick in den Zeltraum, wo Razz mit jugendlicher Frische die kurzfristig verhinderten Cloves gut vertraten. 


Der "Grüne Salon" lockte mich einerseits mit der üblicherweise entspannten Atmosphäre und mit Nicholas Müller. Der ehemalige Jupiter Jones-Sänger leidet an Angststörungen und geht damit erstaunlich offensiv um. Er beschrieb sehr nachvollziehbar Angstattacken und nun kann ich mir ein besseres Bild dieser Krankheit machen, die jeden achten bis zehnten Menschen betrifft. Als Einstieg in diese Stunde interpretierte er den Frightened Rabbit-Titel "Death dream". Der Frightened Rabbit-Sänger Scott Hutchison wurde vor wenigen Wochen tot aufgefunden. Über die Todesursache gibt es meines Wissens keine öffentlichen Informationen. Ein möglicher Zusammenhang mit Depressionen wurde an einigen Stellen erwähnt. Müller bewies durch die Auswahl dieses Songs viel Feingefühl und machte zeitgleich klar, dass man keine Comedy-Veranstaltung erwarten solle. Seine Vorstellung beinhaltete die Lesung einiger Passagen aus seinem Buch zum Thema und weitere Schilderungen. Am Ende bekam er noch Unterstützung von seinen Von Brücken-Kollegen, um mit "Elefanten" zu schließen. 



Die "Kleine Wetterkunde" wollte ich nutzen, um für unsichere Wetterzeiten gewappnet zu sein. Krankheitsbedingt gab es einen Wechsel bei den Vortragenden und nach der Aussage "Ja, tut mir leid, ich bin nur der Ersatz und kenne den Vortrag eigentlich nicht" nutzte ich die Gelegenheit, mir das Energiebündel Wallis Bird anzuschauen. Sie brachte schon am Nachmittag viel Stimmung und Bewegung in den Zeltraum. Live klang sie erheblich druckvoller als auf ihren mir bekannten Alben. 



Anschließend sah ich den für mich musikalischen Höhepunkt des Tages: Kettcar. Aus Hamburg angereist war es für die Band ein Heimspiel, welches sie in dieser Form angeblich nicht erwartet hatten. Sowohl alte Songs wie "48 Stunden", "Landungsbrücken raus" und "Deiche" überzeugten selbstredend. "Graceland" gefiel mir sehr, da es einfach ein toller Titel ist, den ich gerne mal wieder live hören wollte. Gänsehaut bekam ich bei Marcus Wiebuschs Solo-Titel "Der Tag wird kommen". Das war schon sehr großes Ohr- und Stimmungs-Kino am Nachmittag. 



Viele T-Shirts im Publikum ließen schon erahnen, dass die New Model Army sich auf ihre treuen Fans verlassen konnte. Einige davon nutzten das Konzert für eine Pogo-Fete. Auf "51st state" verzichtete die Band, so dass "Vagabonds" auch die breitere Masse mitreißen musste. Der Band und ihrer Musik merkt man die fast 40 Jahre auf dem Buckel nicht an.  



Auf Grizzly Bear hatte ich mich gefreut, sie übernahmen wohl so ein wenig den Slot des vertrackten Indierocks, den im vorherigen Jahr Notwist so hervorragend gefüllt hatte. Grizzly Bear erwies sich als recht schwere Kost für dieses Festival-Umfeld. Mir gefiel das Set gut, aber in der ersten Reihe im Zeltraum hatte man zu diesem Zeitpunkt erstaunlich viel Platz. 


Und Madness? Schön, sie mal gesehen zu haben. Ska war ja noch nie so meine Musik...