Von den Erfahrungen des letztjährigen Besuchs konnte ich bei der Planung 2018 vor allem bei der Koordination von Workshop-Terminen (sowie der Anmeldung für diese) mit den unbedingt zu sehenden Konzerten profitieren.
A Summer's Tale erlaubt es über Workshops in Themen reinzuschnuppern, mit denen man ansonsten wenig Berührungspunkte hat. Ein paar Schritte raus aus meiner Komfortzone wage ich mich da gerne, aber es gibt auch Grenzen. "Kunst im Dialog" liegt eindeutig jenseits dieser Grenze, weil ich nicht in den Wald gehen wollte, um dort MIT Kunst zu sprechen. Innerhalb besagter Zone lag allerdings der "Design Thinking"-Workshop des WWF. Es handelt sich um eine Methode, die im Marketing im Hinblick auf Produkt- oder Dienstleistungsentwicklungen angewandt wird aber inzwischen auch in andere Bereiche schwappt. In diesem Workshop wurde die Methode vorgestellt und an selbstgewählten Beispielen konnte man sie erproben. Interessant war der Umgang mit DSGVO-Anforderungen, da vom WWF Fotos zur eigenen Verwendung gemacht wurden: Teilnehmer, deren Fotos nicht verwendet werden sollten, konnten eine Panda-Papiermaske erhalten um sie zu tragen (leider um den Hals und nicht am Kopf, was aber wahrscheinlich ein Zugeständnis wegen der Temperaturen im Zelt war).
Anschließend ging es in den Waldwinkel. Allein wegen der im schattigen Wald zu erwartenden Temperaturen erschien die "Kulinarische Weltreise" als ein reizvolles Ziel. Auf Camping-Kochern konnte von den Teilnehmern jeweils eines von drei Gerichten (Plátanos aus Mittelamerika, Githeri aus Kenia oder ein Curry aus Indien) zubereitet werden. Wir wurden den Plátanos zugeordnet und hatten somit ein sehr einfaches Gericht erwischt: Kochbanane schälen und stückeln, ab in die Pfanne und mit Salz und Frischkäse war das dann schon eine willkommene Zwischenmahlzeit.
Auf dem Rückweg landete ich im "Grünen Salon" bei Linus Volkmann. Der ehemalige Intro-Journalist trug u. a. seine "19 Gründe, warum ich Festivals hasse" vor. Er fand das ziemlich lustig, die Art seines Vortages war für mich eher ein 20. Grund. Er bestätigte mein Vorurteil: Autoren und Journalisten sind selten gute Vortragende.
Dieser Tag war mein "Workshop"-Tag, daher musste ich mich noch einmal in ein heißes Zelt quälen, bevor die erste Musik des Tages auf meinem Programm stand. Bei "Sketchnotes" wurden einige Tipps zum Anfertigen dieser aktuell häufig genutzten Methode zur Dokumentation von Notizen vermitteln. Meine zeichnerischen Fähigkeiten werden mich von der Umsetzung abhalten, aber interessant war der Workshop allemal.
Trotz sengender Hitze wagte ich mich anschließend vor die Konzertbühne, um KT Tunstall etwas Aufmerksamkeit zu schenken. Vor allem ihre beiden Hits "Suddenly I see" und "Black horse and the cherry tree" machten an diesem Nachmittag Laune. Und die Schilderung der schottischen Energiebündels der Situation, bei der sie erstmals einen ihrer Songs im Angebot einer Karaoke-Bar erkannte.
Wegen des letzten Workshops des Tages konnte ich bei Warhaus nur kurz reinhören, was mir Leid tat. Denn der Balthazar-Sänger Maarten Devoldere brachte tolle Songs und eine angenehm gedämpfte Stimmung auf die Bühne (nein, die Stimmung im Publikum war nicht gedämpft). Mit Warhaus werde ich wohl noch mal befassen müssen.
Der letzte Workshop war "Keep it fresh". Während diesem konnten sich die Teilnehmer aus Stoff und einer Bienenwachsmischung Frischhaltetücher herstellen. Eine schöne Idee und eine Möglichkeit in einer Sitzposition und bei angenehmen Temperaturen Kraft zu sammeln für die Konzerte des Abends.
Zu diesen Konzerten zählte nicht Passenger. Ich hörte mir aus Freundlichkeit und etwas Neugier seine ersten Songs und seine Erklärung an, dass er mit nun mal nur einem Hit auf dieser großen Bühne gelandet sei. Aber die Titel waren nun mal alle recht langweilig und für mich kein Grund, vor der Konzertbühne auszuharren.
Diesen Grund lieferten aber Belle & Sebastian. Toller Indiepop, gemacht für einen sonnigen Festival-Abend und am Ende tanzten wie gewöhnlich Teile des Publikums auf der Bühne. Toll.
Auf dem Festival gebe ich immer mal wieder "Comedians" eine Chance. Shahak Shapira bot ein Programm, welches nicht bei einer Ruhephase im Schatten störte. Soll während Auftritten von Comedians eigentlich das Publikum lachen? Shapira hatte seine Momente, aber einen ganzen Abend würde ich seiner Vorstellung nicht widmen wollen. Aber die Schilderung einiger Aspekte seiner Einbürgerung (als Israeli in Sachsen-Anhalt) war unterhaltsam.
Gisbert zu Knyhausen habe ich schon auf seinem eigenen Festival besucht (im Rheingau und zwar kleiner, aber dem A Summer's Tale nicht unähnlich) und theoretisch mag ich ihn. Nur seine Musik ist mir auf Dauer einfach zu ereignisarm. Einige Titel konnte mich live mit Power überraschen und erfreuen.
Bislang fanden alle von mir besuchten Programmpunkte pünktlich statt. Das macht dieses Festival wunderbar planbar. Vor allem beim Wechsel der größeren Acts zwischen Zeltraum und Konzertbühne ist das sehr willkommen. Von Gisbert zu Knyphausen waren es nur wenige Schritte und Minuten, bis Mando Diao ihre druckvolle Show starteten. Die letzten Alben der Band waren weitgehend enttäuschend aber live fährt die Band die Ernte aus fast 20 Jahren Bandgeschichte ein. Das Ausscheiden des zweite Sängers und Mitgründers Gustaf Nóren schmerzt. Erstaunlicherweise erfreuten sich vor allem jüngere Konzertbesucher besonders am Testosteron-geladenen Auftritt der Band.