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Sonntag, 8. Mai 2016

Buch: Riad Sattouf - Der Araber von morgen, Band 2: Eine Kindheit im Nahen Osten (1984-1985)

























Willkommene Fortsetzung

Es ist noch gar nicht lange her, dass ich den ersten Band von Riad Sattoufs Kindheitserinnerungen hier erwähnt habe. Die Ankündigung des zweiten Band erinnerte mich daran, dass ich diesen schon vor einiger Zeit mit viel Freude und Interesse verschlungen hatte.

In "Der Araber von morgen" schildert Riad Sattouf die Erinnerungen an seine Kindheit, in der es ihn nach Frankreich, Libyen und Syrien verschlug (zumindest in der Zeit, über die ich bislang gelesen habe). Band 1 befasst sich mit seinen ersten Lebensjahren von 1978 bis 1984.  Band 2 schließt mit den Jahren 1984 und 1985 daran an. Vermutlich hat Sattouf an die aufregende Zeit seiner Einschulung einfach mehr Erinnerungen als an die Jahre zuvor. Band 2 handelt bis auf eine Ferienepisode in Frankreich komplett in Syrien. 

Im ersten Band erfuhren die Leser, wie sich Riads Eltern in Frankreich kennenlernten und wie es den kleinen Riad nach seiner Geburt in Paris über eine Zeit in Libyen in die syrische Heimat des Vaters verschlug. Band 1 endete etwas übereilt. Daher war ich sehr gespannt auf den Nachfolger. Ich wollte unbedingt wissen, wie es mit Riad und seiner Familie weiterging. Die autobiographische Natur der Erzählung macht die Erinnerungen eben greifbar.

Eigentlich ist es traurig, dass "Der Araber von morgen" die Fremdartigkeit des anderen Glaubens und der damit verbundenen schwer nachvollziehbaren Lebensweise bestätigt und auf den ersten Blick nicht hilft, Vorurteile abzubauen. Versöhnt werde ich durch die Tatsache, dass ich in vielen der befremdlichen Szenen (vor allem wie sich die Kinder und Jugendlichen in Syrien so die Zeit vertrieben) Schilderungen meiner Vorfahren erkenne. Da ging man eben nicht zimperlich mit Fröschen und Vögeln und sonstigem wehrlosen Getier um.

Wie bereits erwähnt, geht es in diesem Band hauptsächlich um die Einschulung des kleinen Riad. Die Erziehung dort bzw. der Umgang sind wirklich hart und Riad hatte es durch seine Fremdartigkeit nicht leicht. Aber auch hier treten Kinder fremdartigen Altersgenossen nicht immer freundlich gegenüber. 

Sehr aktuell erscheint die Schilderung des Besuchs in Palmyra und erneut lernt man auch aus den schlaglichtartigen Kindheitserinnerungen einiges über die Verhaltensweisen und Regeln des Zusammenlebens in Syrien vor 30 Jahren. Ich bin weiterhin begeistert von der weitgehend wertfreien Erzählung aus der Kinderperspektive und ich bin schon gespannt auf den nächsten Band. Ich sehe weiter großes Potential in der Rolle der bislang wenig in Erscheinung getretenen Mutter. Riads Vater erscheint immer mehr als Träumer und "Schwätzer". Mal sehen, wohin das noch führt. 

"Der Araber von morgen" stellt gerade wegen der hochaktuellen Thematik für Interessierte einen guten Einstieg in die Welt der Graphic Novels dar. Genre-Kenner werden ebenfalls nicht enttäuscht.