Hauptkommissar Karl Rünz ist (laut Aussage des Autors und lebendiger Schilderung in “Binärcode”) ein zynischer Misanthrop. Er steckt in einer Ehekrise und wird mit einer Eheberatung betraft. Und er ist Waffennarr. Und die ein oder andere Phobie schleppt er auch mit sich herum. In Rünz’ Kopf wird ein Tumor entdeckt. Er lebt in Darmstadt. Anscheinend gibt es viele tolle Sachen in Darmstadt, die mich während meiner kurzen Besuche dort nicht ansprangen. ESA und ESOC dürfen natürlich nicht fehlen, wenn Darmstadts Highlights geschildert werden. Und die Reise der Raumsonde “Rosetta” ist ebenfalls interessant und sollte unbedingt erwähnt werden. Und wenn wir schon dabei sind, kann man auch schnell mal die Dimensionen des Sonnensystems anhand Darmstadts und Umgebung erklären (sehr lesenswert, ab Seite 115).
Ach ja, ein paar Menschen werden auch umgebracht und diesbezüglich stellt Rünz Nachforschungen an. Obwohl er das nicht soll, denn er wurde während des Anschlages, der den Anlass zu diesem Fall gab ebenfalls angeschossen. Ein Wissenschaftskrimi soll das sein. Wissenschaft ist drin, Krimi nicht so. Die Ermittlungen treten zu oft in den Hintergrund und statt von einem Spannungsbögen lebt “Binärcode” in dieser Hinsicht von homöopatischen Adrenalininjektionen ins Herz für kurzzeitige Spannungsspitzen.
“Binärcode” ist als Wissenschaftsroman nicht schlecht und liest sich flüssig. Wer Darmstadt, Raumfahrt, ESA, SETI, Astronomie, Zynismus und vor allem die Kombination dieser Elemente mag, wird durch die Lektüre nicht enttäuscht. Hätte sich der Autor auf einige dieser Themen konzentriert, hätte er ohne Probleme zwei Bücher aus dem Stoff machen können und gleichzeit hätten sich einige Sachen (vielleicht sogar Spannung) entwickeln können.