Die Beta Band war Ende des letzten Jahrtausends mal die Band der Stunde auf der Insel. Oasis und Radiohead beriefen sich auf sie als Vorbilder. Drei sehr gute EPs und drei ebenfalls hörenswerte Alben blieben als Bilanz zurück, als sich die Band 2004 endgültig auflöste. “Folktronica” war ein Begriff, der zur Beschreibung der Musik oftmals herangezogen wurden. Spätestens durch die Erwähnung in “High Fidelity” errang die Beta Band eine gewisse Bekanntheit außerhalb der engen Grenzen des Vereinigten Königreichs, der große Erfolg blieb ihr allerdings verwehrt. Der lead singer Steve Mason veröffentlichte während und nach der Beta Band-Zeit Musik unter den Namen King Biscuit Time und Black Affair.
Mit “Boys outside” veröffentlicht er nun erstmals ein Album unter seinem Namen. Bei der Entstehung wurde Steve Mason von Richard X unterstützt, der auf der Insel einen Namen hat für seine Arbeiten mit M.I.A., Róisín Murphy und weiteren Künstlern (u. a. wenig schmeichelhaften Pop-Sachen, deren Namen ich verschweige). Diese theoretisch unpassende Kombination erinnert mich schlagartig an Broken Bells.
Ohne Richard X wäre “Boys outside” wahrscheinlich ein reduziertes Singer/Songwriter-Album mit zurückhaltender Instrumentierung und viel Piano geworden. So hat dieser entsprechend seiner Kernkompetenz einige triphoppige Beats hinzugefügt, welche einige Kanten von Steves Songs glätten. Im direkten Vergleich zur Beta Band wurden die “Folk”- und “Tronica”-Elemente zurückgefahren. Dafür wird Steves fesselnder und unverwechselbarer Stimme mehr Raum geboten. Es wäre spannend, das Album als “ohne Richard X”-Version zu hören.
Anhänger der Beta Band werden an diesem Album Gefallen finden und an den ein oder anderen früheren Song der Band erinnert. Wer Steves Stimme mag, kommt an “Boys outside” eh nicht vorbei. Liebhaber gefühlvoller Musik mit Melodie und Melancholie können ebenfalls bedenkenlos zugreifen.
“Understand my heart”, “The letter” und “Lost & found” sind meine aktuellen Lieblingssongs.
Die Aufmachung des Albums kommt entsprechend Steves schottischer Herkunft schlicht daher: Das Case von “Boys outside” ist schwarz und weiß und… reduziert. Die CD ist auch weiß… und reduziert. Das Booklet beschränkt sich auf einige mehr oder minder verwaschene s/w-Aufnahmen und die Credits.
Das Label stellt sich mit dem Video ein wenig an, aber vielleicht ist dies das offizielle Video zum Song “Lost & found”:
Auf der Website des Künstlers gibt es das Album als Stream und den Song “All come down” als Download gegen eine E-Mail Adresse.
“Boys outside” klingt nach: