Meine Vorfreude auf dieses Album hielt sich in Grenzen. Die letzten beiden Alben haben mich nicht mehr umgehauen, obwohl sie gut oder vielleicht sogar sehr gut waren. Irgendwie folgte die Band den Pfaden, die sie selbst ausgetreten hatte. Der erste Vorbote des neuen Albums (“United States of Eurasia”) trug zusätzlich zu meiner Ernüchterung bei.
Nun habe ich das Album mehrfach gehört und entgegen kritischer Stimmen muss ich sagen: Es gefällt mir. Der wohl spannendste Song des letzten Albums “Knights of Cydonia” lieferte die Blaupause für “The resistance”. Hinzu kommt u. a. ein Song (“Undisclosed desires”), der sich anhört wie eine Kollaboration zwischen Timbaland und Depeche Mode und trotzdem Spaß macht.
Muse haben einen mutigen Weg aus der Sackgasse der ausgetrampelten Pfade gewählt und für dieses Album funktioniert die Flucht in den Bombast. Natürlich klingt das zum Teil nach Queen oder ähnlichen Sünden vergangener Zeiten. Aber in Kombination mit den wahnsinnigen Muse-Gitarren (“Unnatural selection”, “MK ultra”), der liebe-oder-hasse-sie-Stimme von Matt Bellamy und den druckvollen Drum-Parts funktioniert das fast durchgehend. Wirklich enttäuschend ist nur das oben bereits erwähnte “United States of Eurasia” und von der “Exogenesis-Symphony” hätte ich mindestens eine Steigerung zu “Knights of Cydonia” erwartet, die aber leider ausblieb.
Muse bauen Sphären auf und spielen unfassbar eingängige Riffs - fangen sich aber da, wo andere Bands übers Ziel hinaus schießen. Sie verschachteln gerne mehrere Songs zu einem epischen Stück und klingen bei allem Bombast doch sauber und geordnet. Denn ohne penible Arbeit funktioniert diese Opulenz nicht.
Bei all den großen Tönen geht zum Glück das Wichtigste nie verloren: Der emotionale Moment - Muse berühren musikalisch und lyrisch in nahezu jedem Song. Sie erfüllen den Hörer mit einer beglückenden Schwere, einer emotionalen Fülle, mit Gänsehaut-Atmosphäre. www.laut.de
Nach den Vorgängern 'Absolution' (2003) und 'Black Holes And Revelation (2006)' ist 'Resistance' ein weiterer Schritt der Band, eine ehemals gefühlte Nähe zum Alternative Rock hinter sich zu lassen. Oder anders ausgedrückt: Muse machen opernhafte Musik für Menschen, die keine Opern mögen. www.Monstersandcritics.de
Den Fans ein Opus, vielen Kritikern ein gefundenes Fressen - für dieses Album und wahrscheinlich auch für diese Tour hat die Band einen Weg aus der Sackgasse gefunden, aber viel weiter wird sie dieser (hoffentlich) nicht führen. Eigentlich kann nun nur noch eine trockenes und rohes nächstes Album (gerne wieder in Richtung Alternative Rock) kommen… oder die Jungs müssen eine echte Überraschung aus dem Hut zaubern… oder lange pausieren.
“The resistance” klingt wie: