Seit mehr als zehn Jahren gab es in Deutschland keine Bundesregierung ohne SPD-Beteiligung. Manche Erstwähler werden sich kaum noch an die Kohl-Ära erinnern können (spricht man in dem Fall von der Gnade der späten Geburt?). Seit gar 14 Jahren gab es kein Alice In Chains-Studioalbum mehr. Manche “Ersthörer” werden kaum etwas mit dem Namen der Band verbinden. Daher beginne ich mit den Fakten: Die Band formierte sich 1987 in Seattle um den Gitarristen Jerry Cantrell und den Sänger Layne Staley. 1990 veröffentlichte die Band ihr Debüt “Facelift”. Der Durchbruch kam mit dessen Nachfolger “Dirt” im Rahmen des Grunge-Hypes und schließlich markierte “Alice In Chains” 1995 den Schlusspunkt der Studioalben mit Layne Staley. Während seine musikalische Karriere Höhen und gegen Ende vor allem Tiefen durchmachte, war sein Drogenkonsum eine Konstante seines Lebens, die selbiges 2002 beendete. Das Vermächtnis der Band war bis dahin ein sehr intensives “MTV Unplugged”-Album.
Layne Staley hielten viele Fans (ich auch) für unersetzbar. Jerry Cantrell konnte mit seinen Solowerken nicht an die AIC-Erfolge anknüpfen. Seit 2005 trat die Band wieder mit verschiedenen “Notlösungen” am Mikro auf. Daraus kristallisierte sich William DuVall als neuer Sänger heraus. Das Endergebnis steht nun in Form von “Black gives way to blue” in den Regalen bzw. Listen der Download-Shops und für das, was Alice in Chains ausmacht(e): Düstere Songs, harmonische Refrains (und weitere zweistimmige Glanzpunkte) und messerscharfe Gitarrenriffs zwischen Himmel und Hölle.
„Black Gives Way To Blue“ macht der Geschichte von Alice In Chains in allen Bereichen Ehre! William DuVall tritt mit aller Macht in die Fußstapfen von Layne Staley und liefert eine brillante Vorstellung ab. Dabei ähnelt seine Stimme der seines Vorgängers so sehr, dass Bedenken schon nach kürzester Zeit ad acta gelegt werden können. Und auch das zweite Markenzeichen der Seattle-Rocker ist erhalten geblieben. Die Songs sind nach wie vor von einer tief-melancholischen Grundstimmung durchzogen, die zusammen mit den gebetsmühlenartigen Riffs von Jerry Cantrell auf Anhieb Gänsehaut erzeugen. […] Mit diesem Comeback-Werk melden sich Alice In Chains eindrucksvoll zurück, ohne das Denkmal Layne Staley zu beschädigen. Eine wahrhaft große Tat! www.cdstarts.de
Ein solches Comeback haben nicht viele Fans erwartet. Umso größer ist die Freude über “Black gives way to blue”. Das Album birgt keine Ausfälle und wenn Muse schon mit Queen liebäugelt, darf Elton John ja wohl während des Titelsongs in die Tasten hauen. Ansonsten bietet das Album (vor allem William DuValls Stimme) weitaus weniger Überraschungen als befürchtet. Im Vergleich zu früheren Zeiten ist eine grundsätzlich etwas weniger düstere Grundstimmung (man möchte sich vielleicht nicht bald schon wieder einen neuen Sänger suchen müssen) auszumachen und weniger heavy klingt es auch. Beides lässt sich durch eine gewisse “Altermilde” der Beteiligten erklären.
Alice In Chains liefert mit diesem Album einen Anwärter auf die Rockplatte des Jahres ab und lässt dabei Pearl Jams “Backspacer” hinter sich.
Das Video zu “Check my brain”:
“Black gives way to blue” klingt nach: