Lange habe ich gezögert, das Album zu kaufen. Fürchtete ich doch eine Enttäuschung. Was soll eine Band machen, die mit den ersten beiden Alben ihre Grenzen schon ausgetestet und dabei für andere neues Terrain erschlossen hat.
Die „Credibility“ der Band litt sicher ein wenig unter der in kurzer Zeit produzierten Vielfalt des Angebotes: Gab es doch schon nach zwei regulären Studioalben bereits ein Remix-Album, ein Live-Album, eine Kollaboration mit Jay-Z und ein Mike Shinodas Nebenprojekt. Für echte Rockfans war das eine arge Prüfung. Aber was juckt bei solchen Verkaufszahlen die Credibility. „Jüngere“ Fans sind da toleranter. Überhaupt sollte man Linkin Park dafür dankbar sein, dass die Jungs mit den Hosen in den Kniekehlen so auch Rock wieder entdecken konnten statt sich komplett auf das Output maximal pigmentierter (ich hoffe das ich pc) Möchtegern-Krimineller im Dreieck zwischen Knast, brennenden Mülltonnen und Edelkarossen zu beschränken.
Das Problem bei der Aufnahme des neuen Albums war offensichtlich: Man musste etwas Neues machen. Durch die gegebenen Fixpunkte (eine Rockband, ein Rapper, ein DJ) war die Anzahl der Kombinationsmöglichkeiten begrenzt. Das Ergebnis ist leider so, wie man es befürchten musste. Es klingt nach einer Mischung aus Linkin Park und Fort Minor (wie mein Bruder im Geiste im Bereich Musik richtig bemerkte). Flotte und getragene Songs wechseln sich ab (am Ende gibt es mal zwei getragene Stücke direkt nacheinander, eigentlich die größte Überraschung des Albums).
Ich gönne auf Grund vergangener Glanztaten den kommerziellen Erfolg. Gut, würde auch niemanden jucken, wenn ich es nicht täte. Aber von der Liste der unbedingt zu beachtenden Bands sind sie gestrichen.
Mein Wunsch für die weitere Entwicklung: Rapper und DJ rauswerfen und einfach nur rocken.