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Freitag, 21. September 2018

Musik: William Fitzsimmons - Mission bell


























Dieser Phönix erhebt sich leise und wundervoll aus der Asche. 

Vor geraumer Zeit ließ ich Serafyns "Foam" zu Hause laufen. Aus irgendwelchen Gründen wurde das Album zur bevorzugten Hintergrund-Musik für Yoga-Übungen auserkoren. Ohne Einfluss darauf zu haben, hörte ich "Foam" daher wesentlich häufiger, als ich es mir gewünscht hätte. Mir war nicht bewusst, dass mich ruhige Musik derart aggressiv machen kann. 

Kürzlich spielte ich William Fitzsimmons' neues Album "Mission bell" an. Ein "Oh, das könnte meine neue Yoga-Musik werden" ließ in mir Hoffnung aufkeimen. Ich werde berichten. 

Der 40jährige Singer/Songwriter aus Pittsburgh hat seit dem Jahr 2005 bereits einige tolle Alben veröffentlicht. Er wuchs als Kind blinder Eltern auf, in deren Haushalt Musik und Gesang eine wichtige Rolle spielten. Während seines Studiums zum Psychotherapeuten gerieten diese Elemente etwas in den Hintergrund. Aber zum Glück seiner Fans nahm er den Faden irgendwann wieder auf.

Die Geschichte hinter diesem Album hat es in sich. Innerhalb von zwei Monaten intensiver Arbeit mit einem Freund und Bandkollegen nahm Fitzsimmons im Jahr 2017 in seinem neuen Heim-Studio sein siebtes Album auf. Nach dessen Fertigstellung stellte sich heraus, dass seine Ehefrau sich von ihm trennen werde und dass sie während der Aufnahmen eine Affäre mit eben diesem Freund hatte. 

Man kann nachvollziehen, dass dieses Album in dieser Form nicht veröffentlicht wurde. Es bedurfte einiger Zeit und des Zuspruchs einiger Menschen, bevor sich Fitzsimmons unter anderen Bedingungen in Nashville wieder an die Arbeit machte. Zum Ergebnis äußert sich der Künstler (ich habe mich schamlos der Pressemitteilung bedient):
“Mission Bell“ ist nicht nur das Resultat der Asche eines gescheiterten Albums und einer gescheiterten Phase meines Lebens, sondern auch die Wiedergeburt des Wunsches und des Ziels, etwas zu schaffen, was zutiefst ehrlich, auf höchst unbequeme Weise persönlich und vollkommen leidenschaftlich sein würde. Es entstand mit absoluter Hingabe, ohne Rücksicht darauf, was ich jemals vorher gemacht hatte oder was noch in Zukunft kommen würde. Entstanden in einem Moment, wo ich so verletzlich und angreifbar war wie nie zuvor. Das ist der Grund, warum ich bis heute auf diese Arbeit so besonders stolz bin. Ich wollte diese Platte eigentlich nicht machen, aber sie ist das Beste, was mir je gelungen ist.

"Mission bell" wurde übrigens auf Herbert Grönemeyers Label veröffentlicht. Der Herr beweist Geschmack. "Mission bell" ist ein tolles Album. Ich hoffe der traurige Hintergrund wirkt sich nicht negativ auf die Eignung als Begleitung für Yoga-Übungen aus.

Besonders empfehle ich die Titel "Second hand smoke", "Angela", "Never really mine" und "Afterlife". Abby Gundersens und Rosie Thomas' Duett-Beiträge stellen eine schöne Bereicherung einiger Songs auf "Mission bell" dar. 

Übrigens habe ich das Album sowohl ohne Kenntnisse des Hintergrunds als auch später gehört. Es klingt nun anders. Tja, doof für alle, die erst nach der Lektüre dieses Beitrags neugierig geworden sind. ;-)

Das Video zu "Angela":


"Second hand smoke":


William Fitzsimmons live:
  • 02.10. Dresden
  • 04.10. München
  • 08.10. Stuttgart
  • 17.10. Hamburg
  • 24.10. Berlin 
"Mission bell" klingt nach: