2010 erschienen die Villagers mit “Becoming a jackal” auf der Bühne. Das Album war nicht ganz so düster wie das Cover, aber trotzdem toll. Für den Nachfolger setzte Conor J. O'Brien auf vielschichtigere Arrangements, das Bandgefüge und einige elektronische Elemente. In der Wirkung fiel “{Awayland}” bei mir gegenüber dem Debüt damit ab. Trotzdem gehörte der Band mein Respekt für diesen Schritt und ich vermutete eine weitere spannende Entwicklung für das kürzlich erschienene “Darling arithmetic”.
Und die Villagers schaffen es, mit einem unerwartet gewöhnlichen aber keinesfalls schlechten Werk erneut zu überraschen. Wie “Becoming a jackal” spielte O'Brien auch “Darling arithmetic” alleine zu Hause ein. Und dieses mal kommen die schon früher angedeuteten Singer/Songwriter Talente stärker zur Geltung. Daneben tauchen prägnante Folk-Klänge und Indie-Atmosphäre auf. Ich muss “Becoming a jackal” zum Vergleich erneut hören, aber “Darling arithmetic” könnte sich als das bislang beste Villagers Album herausstellen.
Meine Lieblinge sind aktuell “Dawning on me”, “Little bigot” und “So naïve”.
Zehn Jahre nach Veröffentlichung von “Hours” feiern Funeral For A Friend dieses Jubiläum mit einer Live Version des Albums. “Hours - Live at Islington Academy” wird Mitte Juni erscheinen und “Streetcar” liefert einen Vorgeschmack darauf:
Die dänische Band Mew bringt Ende der Woche ihr sechstes Album auf den Markt. Ob “+-“ eher “+” oder eher “-“ ist, kann anhand dieses Streams vorab überprüft werden.
Zwischen Satire-Show, Kleinkunst, Abi-Party und Kindergeburtstag.
Früher fand ich Deichkind doof. Und das gestrige Konzert zeigte mir, dass nicht ich mich geändert habe sondern die Band mit ihrem aktuellen Album “Niveau weshalb warum” ein anderes Level erreicht hat. Vor allem auf der Bühne und an den Reaktionen des Publikums konnte man die Entwicklung der Band recht gut nachvollziehen.
Unter klinischen Bedingungen in der Neu-Ulmer ratiopharm Arema startete das Konzert jugendfreundlich um 20.30 Uhr. Polonaise durch das Publikum, Crowd surfing mit Schlauchbooten, “rollendes” Fass im Publikum, Choreographie auf Bürostühlen (allerdings weniger anspruchsvoll als bei David Byrne),… dem offensichtlich über Jahre perfekt konditionierten Publikum wurde über knapp zwei Stunden durchgehend Partystimmung geboten. Und ich habe so herzlich gelacht wie zuletzt vielleicht auf einem Olli Schulz Gig.
Die aktuelle Tour zu Konstantin Groppers drei EPs läuft unter dem Titel “A special night with Get Well Soon”. In Erinnerung bleiben werden mir die weißesten Gitarristenschuhe
und die schwangerste Gitarristin, die ich bislang in Konzerten erlebt habe.
Besonders war ansonsten noch die Aufteilung der ca. 100 Minuten in drei Sets. Die ersten beiden entsprachen weitgehend den EPs “The Lufthansa heist” und “Henry – The infinite desire of Heinrich Zeppelin”. Der dritte Teil war dann ein Streifzug durch die Geschichte der Band und Cover Versionen. Grundstimmung, Kleidung und Instrumentierung unterschieden sich pro Set teilweise merklich. Dieser Teil des Konzept ging für mich auf.
Für den aus Biberach stammenden Gropper war dieser Gig im immer wieder angenehmen Ulmer Roxy ein Heimspiel. Souverän aber mir einen Tick zu routiniert beherrschte er das gesamte Geschehen. Get Well Soons Alben konnten mich noch nie vorbehaltlos überzeugen. Trotzdem wollte ich mir den Live Eindruck nicht nehmen lassen. Aber ich denke so richtig gute Freunde werden Get Well Soon und ich nicht mehr werden. Trotzdem war es ein nettes Konzert vor erstaunlich reifen Publikum.
Setlist (hervorgehoben sind die Titel, die für mich und / oder das Publikum Highlights darstellten):
The pope washed my feet in prison
A night at the Rififi-Bar
The 4:3 days
Sci-fi gulag
Staying home
Age 14, jumping off the parent's mezzanine
Promenading Lago Maggiore, you wouldn't hold my hand
Mail from Heidegger
You will be taken care of
I sold my hands for food so please feed me
Careless whisper, charmant angekündigt als der größte Hit der Band
The last days of Rome
A voice in the Louvre
Angry young man
Roland I feel you
Tick tack goes my automatic heart
You cannot cast out the demons (you might as well dance)
Der Abend begann unter guten Vorzeichen: Die Vorgruppe Aloa Input aus Bayern begann pünktlich um 8 Uhr und passt mit ihrer Mischung aus Indierock, Electro und etwas Folk bestens zu The Notwist. In 30 Minuten konnte die Band sowohl mit den Titeln ihres Debüts “Anysome” als auch mit den Songs des aktuellen “Mars etc.” überzeugen. Aloa Input hätte ich mir über komplette Konzertlänge angeschaut. Gibt es ein größeres Lob für eine Vorband?
Ebenso pünktlich um 9 Uhr betraten dann die Herren von The Notwist die Bühne. Der Schwerpunkt des Sets lag auf Songs der Alben “Close to the glass”, “Neon golden” und “The devil, you + me”. Obwohl mich “Close to the glass” schon als Album überzeugte, entfalteten Titel wie der Titelsong und “Run run run” live noch eine ganz andere Wirkung. Vor allem bei den mitreißenden Electro Jams fühlte ich mich häufig an Radiohead erinnert.
Mit einer ähnlichen Setlist ist The Notwist bereits seit gut einem Jahr unterwegs. Tracks des kürzlich veröffentlichten “Messier objects” verirrten sich nicht in das Set. Ich weiß nicht ob es daher Routine war oder ob diese Band einfach so toll aufeinander eingespielt ist, dass selbst komplexeste Arrangements perfekt rüberkommen und trotzdem noch den Eindruck einer Improvisation hinterlassen. Was die Weilheimer da z. B. mit “Kong”, “This room”, “No encores”, “Neon golden” und “Pilot” (toll, mit Einspieler von “Different cars and trains”) an Energie ablieferten konnte sich überraschenderweise in der Intensität durchaus mit der The Prodigy-Stimmung am Vortag vergleichen lassen. Es geht also auch mit weniger Geschrei und Bass.
Es ist faszinierend, wie perfekt The Notwist Indierock und Electro verbinden. Einzigartig und live wirklich erheblich beeindruckender als aus der Konserve.
Florence + The Machines drittes Album ““How Big, How Blue, How Beautiful” wird Ende Mai erscheinen und live werden einige der neuen Songs im Rahmen der Hurricane und Southside Festivals (19.-21. Juni 2015) vorgestellt.
Als Appetizer gibt es das Video zum neuen Song “Ship to wreck”:
Zur Einstimmung ein DJ Set, dann 90 Minuten gnadenlose Power. The Prodigy liefert den Beweis: Ruhige Songs sind keine Voraussetzung für ein gelungenes Konzert. Es soll mir mal jemand erklären, dass Fußballspieler ab Mitte 30 in den hohen Klassen nicht mehr einsetzbar sind aber Maxim (48) und Keith Flint (45) über 90 Minuten eine unglaubliche Vorstellung ohne Ausfälle abliefern. Vor allem Maxim ist auf der Bühne eine Macht. Wer hätte gedacht, dass ich die größten Rock Poser aller Zeiten auf einem Prodigy Konzert finde.
Setlist:
Breathe
Nasty
Omen
Wild Frontier
Firestarter
Roadblox
Rok-Weiler
Poison
The Day Is My Enemy
Voodoo People
Get Your Fight On
Run With the Wolves
Wall of Death
Omen (Reprise)
Invaders Must Die
Smack My Bitch Up
Zugabe
Their Law
Take Me to the Hospital
Die älteren Hits verzückten natürlich die reiferen Fans, aber auch die neueren Titel fanden ihre Anhänger. Bass ist nun einmal Bass.
Inzwischen kaufe ich ungehört alles, an dem Nils Petter Molvaer beteiligt ist. Der norwegischen Jazz-Trompeter bringt mich so mit Genres in Kontakt, die ich ansonsten bestmöglich ignoriere.
Spin Marvel wurde vom englischen Jazz Drummer Martin France vor ca. zehn Jahren gegründet. Seit dem zweiten Album war Nils Petter Molvaer mit von der Partie und mit “Infolding” erschien kürzlich das dritte Werk.
Neben den beiden erwähnten prägenden Protagonisten sorgen der Bassist Tim Harries, der norwegische Elektrotüftler Terje Evensen und Emre Ramazanoglu für eine Soundlandschaft aus Free Jazz, Ambient und Electro. Wie bei fast allen Platten mit Molvaer-Beteiligung lebt auch diese von dem Spannungsfeld zwischen Ruhephasen, krachenden Ausbrüchen und stellenweise bis zur Klaustrophobie dicht gepackten Räumen.
Die Grundlage für “Infolding” wurde in einer für die BBC aufgenommenen vierstündigen Live Session gelegt. Erst durch die nachträgliche Beteiligung des Remixers Emre Ramazanoglu entstand die finale Version. Herausfordernd aber hörenswert.
Meine Favoriten auf “Infolding” sind das basslastige “Two hill town”, “Same hand Swiss double pug” und “Minus two”.
Ein aktuelles Video fand ich nicht, aber eines zu “Reconciled rotation” aus dem Vorgängeralbum:
Mark Oliver Everett und seine Eels haben häufig ruhige Phasen und zwischenzeitlich reinigende Rockausbrüche. Für die letztjährige Tour und das in der altehrwürdigen Royal Albert Hall in London aufgezeichnete Konzert konzentrierte sich der verschrobene Musiker auf die ruhigeren Songs. Beim Blick auf die “Songs pro Album” Verteilung wird das klar:
Album
Anzahl Songs
Beautiful Freak (1996)
1
Electro-Shock Blues (1998)
1
Daisies of the Galaxy (2000)
6
Souljacker (2001)
0
Shootenanny! (2003)
0
Blinking Lights and Other Revelations (2005)
1
Hombre Lobo (2009)
1
End Times (2010)
3
Tomorrow Morning (2010)
2
Wonderful, Glorious (2013)
0
The Cautionary Tales of Mark Oliver Everett (2014)
8
Cover Versionen
3
Rockige Alben wurden bei der Erstellung der Setlist weitgehend vernachlässigt. Besonders gut hingegen kam natürlich das aktuelle Werk “The Cautionary Tales of Mark Oliver Everett” und etwas überraschend “Daisies of the Galaxy” aus dem Jahr 2000 weg. Außerdem werden drei Cover Versionen geboten, so auch “I can’t help falling in love”:
Streicher und diverse Bläser sowie Es Songs entfalten ihre Wirkung, auch wenn er nicht die große Orgel spielen durfte. Erfreulicherweise gibt “Royal Albert Hall” das gesamte Konzert wieder. Denn selbst die Begrüßung des Publikums und die Vorstellung der Band durch E rechtfertigen eigene Tracks. Ein Bonbon für Eels-Fans.
“Royal Albert Hall” erscheint sowohl als Do-CD/DVD Kombination als auch auf 3LP/DVD sowie digital.
Da freue mich mich über die Ankündigung eines neuen Villagers Albums und erst kurz danach wird mit bewusst, dass mich der Vorgänger “{Awayland}” offensichtlich nicht nachhaltig beeindruckt hat. Aber vielleicht macht es “Darling arithmetic” ja besser. Dort gibt es vorab den Stream.
Ende der Woche wird das Eels Live Album “Royal Albert Hall” erscheinen. Ihr dürft raten, wo dieses Konzert aufgenommen wurde. Ein Song daraus ist “I like birds”:
Zwischen purem Wohlgefallen und The Lion King Musical.
Auf The Very Best wurde ich aufmerksam, als sie vor einigen Jahren ihr Debüt Mixtape verschenkten. Vor allem wegen des Samples aus Vampire Weekends “Cape cod kwassa kwassa” schwamm die Band zumindest bei mir so ein wenig auf deren Welle mit. Die Entstehung der Band mit dem doofen Namen geht auf die zufällige Bekanntschaft des aus Malawi stammenden Sängers Esau Mwamwaya und dem schwedischen DJ/Production Duos Radioclit zurück. Und wo treffen sich solche Menschen? Natürlich in London.
Das aktuelle Album “Makes a king” wurde von Esau Mwamwaya und Johan Hugo eingespielt. Erste Aufnahmen dazu in Malawis Hauptstadt Lilongwe ließen die beiden Herren nach einem abgelegeneren Aufnahmeort suchen. Den und musikalische Unterstützung in Form eines Chors und lokaler Musiker fanden sie in dem Dorf M'dala Chikowa. Vielleicht fällt daher “Makes a king” auch etwas organischer aus als die Vorgängeralben.
Es wäre ungewöhnlich, wenn ich ein World Music Album empfehlen würde. Aber “Makes a king” ist auch wirklich eine sehr poppige Annäherung an dieses Genre und nur selten klingt es nach dem The Lion King Musical (bzw. wie ich mir dieses vorstelle). Experimentierfreudige Hörer sollten sich zumindest “Hear me” (inklusive Vampire Weekends Chris Baio Bass), “The dead and the dreaming”, “Kanyale” und den Titelsong anhören.
Man stelle sich vor, ein Mitglied des Bundestages trete von einem Amt als stellvertretender Wahlkampfmanager seiner Partei zurück und verknüpft seine Begründung dafür mit der Empfehlung an seinen Kontrahenten, sich eine bestimmte (recht unbekannte) Band anzuhören. Ich hätte diese Einleitung gerne mit einer konkreten Analogie begonnen, aber wer kennt schon einen stellvertretenden Wahlkampfmanager?
Tatsächlich geschah so etwas es in Großbritannien: Streitigkeiten um die Nominierung eines Nachfolgers des zurückgetretenen Vertreters des Wahlbezirks Falkirk führten eben zu Tom Watsons Verzicht auf seine Funktion im Wahlkampf und zu seiner Empfehlung an Ed Miliband:
John Humphrys asked me why you were not at Glastonbury this weekend. I said Labour leaders can’t be seen standing in muddy fields listening to bands. And then I thought how terribly sad that this is true. So: be that great Labour leader that you can be, but try to have a real life too. And if you want to see an awesome band, I recommend Drenge.
Drenge waren auf der Insel vor diesem Ereignis nicht gänzlich unbekannt. Die Brüder Eoin und Rory Loveless gründeten die Band im Jahr 2011 und hatten bereits Singles auf dem Markt. Trotzdem verhalf die Erwähnung einen Monat vor Veröffentlichungen des Debütalbums “Drenge” zu zusätzlicher Popularität.
Mit “Undertow” erschien nun das zweite Album der Band. Darauf schaffen sie es sowohl nach schwermütigem Grunge als auch nach rotzfrechem Garage Rock zu klingen. Als Referenzen fallen mir da die frühen Arctic Monkeys, Foo Fighters und Silverchair ein. Selten konnte mich eine Post Grunge Platte derart durch Eigenständigkeit überzeugen.
“Running wild”, “We can do what we want”, das eingängige “The woods” und “Have you forgotten my name?” empfehle ich besonders.
Für ihr zweites Album “Pleasure boy” arbeitete Hannah Cohen wie bereits für ihr Debüt “Child bride” aus dem Jahr 2012 eng mit Thomas Bartlett zusammen. Dessen Dienste werden u. a. auch von The National, David Byrne und Antony Hegarty geschätzt.
In San Francisco geboren, früh nach New York gezogen und dort sowohl als Musikerin als auch als Model gefragt… mit ihren Ende 20 sollte Cohen eigentlich für fröhliche Partysongs stehen. Statt dessen gab sie sich auf “Pleasure boy” einer gescheiterten Beziehung hin. Über weite Strecken wurde daraus eine gedämpft bis betrübt poppige Singer/Songwriter Platte. Unvermeidlich ist da natürlich der Verweis auf Lana Del Ray. Besonders wirkt für mich nur der zarte Anklang einiger Jazz-Ideen, die Cohen vielleicht von ihrem Vater, dem Jazz Drummer Myron Cohen, in die Wiege gelegt wurden.
“Keepsake”, “Lilacs” und vor allem “Queen of ice” sind die Höhepunkte auf diesem weitgehend unscheinbaren Werk.
Vielleicht würde ich mal wieder Radio hören… wenn da häufiger solche Songs liefen. Die Single wird am 10.04. erscheinen. Im Laufe des Jahres soll ein neues Album folgen.