“Nun haben wir eben die hohen Erwartungen, die uns gesetzt werden, endlich mal nicht erfüllt, Hurra.”
Diese war eine der Reaktionen der Band auf den verhaltenen Erfolg des vorangegangen dritten Albums “Soundso”, nachzulesen im Wir sind Helden-Buch. “Soundso” war kein schlechtes Album und ich vermute im Nachgang haben noch einige geduldige Hörer die ein oder andere Song-Perle darauf entdeckt. Vor allem war es für Wir sind Helden ein zweifellos willkommener Anlass, ein “Reset” einzuleiten. So kam es auch zur bislang längsten Veröffentlichungspause und zur Zusammenarbeit mit einem neuen Produzenten.
“Bring mich nach Hause” ist nun auf dem Markt und weniger ein Befreiungsschlag als eine eindeutige Kursbestimmung in Richtung Indiepop und Abgrenzung gegen den Grönemeyer-Mainstream geworden. Die Helden sind gereift. Charmante Kindlichkeit wurde outgesourct an die eigenen Kids und Synthiesounds werden nun vornehmlich von “echten” Instrumenten erzeugt. So fallen die Unterschiede zwischen der “Standard-Platte” und den Songs im Akustik-Gewand der Bonus-CD auch nicht riesig aus. In beiden Fällen treten die Texte im Vergleich zu den Vorgängeralben noch mehr in den Vordergrund. Und dort trifft Berliner Befindlichkeitslyrik auf Wort- und Songwitz. Da werden selbst aus einem dämlichen T-Shirt Slogan hörenswerte Liedzeilen gezaubert. So charmant Judith Holofernes auch ihre Welt besingt, man muss ihr in diese nicht zwangsläufig folgen wollen. Man kann sie sich auch einfach als Dokumentarfilm vorstellen. “Bring mich nach Hause” ist der Soundtrack dazu. Stimmungsmäßig erscheint dieser pünktlich zum gefühltem Herbstbeginn.
“Alles”, der Titelsong, “Meine Freundin war im Koma und alles, was sie mir mitgebracht hat, war dieses lausige T-Shirt” und “Kreise” sind bislang meine Lieblingstitel. Alle Songs auf “Bring mich nach Hause” verfügen jeweils über einen eigenen Charakter und trotzdem lassen sie sich auf einer silbernen oder schwarzen Scheibe vereinen. “23.55: Alles auf Anfang” hätte sich vielleicht auch auf einem der früheren Werke der Band finden können.
Ich verspüre bei “Bring mich nach Hause” bislang nicht die Begeisterung, die ich den ersten beiden Alben der Helden entgegenbringen konnte. Trotzdem ist “Bring mich nach Hause” bislang das beste deutschsprachige Album des Jahres. Obwohl die Band die drei Jahre sicherlich gut genutzt hat (auch im Sinne der Rentenkasse), war sie doch eigentlich zu lange weg. Schön, das sie wieder “da” ist.
Die Bonus-Edition enthält zusätzlich alle Songs des Album in Unplugged-Versionen und sollte daher dem Kauf der “ordinären” Version klar vorgezogen werden.
“Alles” wurde so in der “NDR Talkshow” dargeboten:
EinsLive kann mit einem Wir sind Helden-Akustikset aufwarten.
Wir sind Helden-Tour:
- 17/10/2010 Amsterdam
- 18/10/2010 Luxembourg
- 19/10/2010 Hamburg
- 21/10/2010 Mainz
- 22/10/2010 Stuttgart
- 24/10/2010 München
- 25/10/2010 Erlangen
- 26/10/2010 Berlin
- 28/10/2010 Bielefeld
- 29/10/2010 Leipzig
- 31/10/2010 Köln
- 01/11/2010 Köln
- 02/11/2010 Dortmund
- 11/11/2010 Wien
- 13/11/2010 Linz
- 14/11/2010 Graz
- 16/11/2010 Zürich
- 17/11/2010 Bern
“Bring mich nach Hause” klingt nach: