Ein Besuch in Hannovers Capitol reizte mich schon lange. Gestern bot sich mit Terry Hoax’ Heimspiel eine perfekte Gelegenheit. Und sowohl die ausverkaufte Lokation als auch Band enttäuschten mich nicht.
Die Vorgruppe Nukular machte einen ordentlichen Job und ich wünsche ihnen und ihrem Album “Schere im Kopf” (erscheint 2010) immer ein solch freundliches Publikum wie das, welches sie gestern im Capitol empfing.
Kurz nach neun Uhr legte Terry Hoax los. Drei Gitarristen plus Bassist und Oliver Perau in der Frontlinie gaben ein starkes Bild. Der Rücken wurde ihnen von Hachy Hachmeister an den Drums freigehalten. Wenn bei jeder weiteren eventuellen Reunion jeweils ein Gitarrist hinzukommt, kompensiert die zunehmende Lautstärke das schlechtere Gehör des “alternden” Publikums.
Doch Lautstärke, Wucht und Energie der Band wurden nicht vom Publikum geschluckt, sondern reflektiert. Das Ergebnis war ein überaus stimmungsvolles und energiegeladenes Konzert.
Unter den ersten sechs Songs befanden sich vier des aktuellen Albums “Band of the day”. Dieser mutige Start tat der Stimmung keinen Abbruch. Während die Songs mich auf Platte bislang noch nicht gewonnen hatten, taten sie es live allemal. Vor allem “The way she dances” entpuppte sich für mich als echter Hit. Aber mit Cover-Versionen hat die Band ja bereits Erfahrungen gemacht…
Spätestens nach dem siebten Song “Live all” waren alle weiteren Titel gefühlte Zugaben. Die beiden letzten Alben der ersten Terry Hoax-Generation wurden jeweils nur mit einem Song (“Hotel Suicide” und “Dreamer” als letze Zugabe) bedacht.
Oliver Perau fragte das Publikum, ob es sich wie die Band selbst auch auf Konzerte vorbereite. Diese Frage ist leicht zu beantworten: Ja. Eine adäquate Vorbereitung erfordert es, sich mit allen Alben der Band noch einmal zu beschäftigen. Während die Lieblingsalben und -songs meist nur einer kurzen Auffrischung bedürfen, muss man sich gerade mit den weniger gehörten Songs intensiv beschäftigen. Sie könnten schließlich auf der Setlist auftauchen. Mindestens eine Woche vor dem Konzert sollte diese Art der Vorbereitung beginnen. Internetrecherchen geben oft Auskunft über die Setlists vergangener Konzerte. Idealerweise lässt sich daraus die “angenommene Setlist” des anstehenden Events ableiten und so ergibt sich Playlist des mobilen Begleiters, die in zunehmender Frequenz bis großen Tag gespielt wird. Gute Konzerte hört man sich auch gerne danach wieder an. Ich habe heute die Setlist des gestrigen Konzerts schon wieder gehört. Falls jemand das Konzert “nachhören” möchte:
- Shake Your Head
- Band of The Day
- Freedom Circus
- Some Kind of Paradise
- Policy of Truth
- Where Does All That Anger Come From?
- Live All
- So Alone
- Personal Tightrope
- Nothing Like A Crime
- Insanity
- “Hotel Suicide”
- Nothing Less Than Everything
- The Way She Dances
- Touch The Sky
- Another Face
- Happy times
- Waterland
- Dreamer (The Man Who Always Wants To Sleep)
Ziemlich genau zwei Stunden wurden so gefüllt.
Sicher lebte das gestrige Konzert zu einem guten Teil vom Nostalgiefaktor der Publikums und der Band. Ich bin gespannt, ob diese Grundlage in eine stabile Fanbasis für weitere Glanztaten überführt werden kann. Ich wünsche es der Band und dem Publikum. Für März 2010 wurden bereits weitere Konzerte angekündigt.
Terry Hoax hatte 1991 das Capitol erstmalig ausverkauft. Der gestrige Versuch, das Gebäude durch die musikalische Eruption zum Einsturz zu bringen misslang. In dieser Form kann die Band es gerne wieder füllen.