Mit Wahlkampfveranstaltungen kenne ich mich nicht aus. Aber wenn zwei TV-berühmte Männer so nett
einladen, kann man sich solch ein Schauspiel doch nicht entgehen lassen. Ich kann natürlich nicht mit anderen Veranstaltungen dieser oder anderer Parteien vergleichen, aber mit Konzerten. Es gibt Polizei
und Absperrungen, Merchandising,
Essen und Vorgruppen.
Selten habe ich auf Konzerten solch ein unfreundliches Publikum erlebt. Obwohl der Opernplatz viel Platz bot und dieser bei weitem nicht “ausverkauft” war, taten sich vor allem reifere Besucher doch sehr schwer, wenn sie z. B. einem Vater mit Kinderwagen Platz machen sollten.
Auffällig fand ich die Tatsache, dass der Support Act Münte
mehr Applaus bekam als der Top Act des Abends Steinmeier.
Bei Konzerten ist das immer ein eindeutiges Signal.
Kurzzeitig hatte ich Angst um Deutschland: Auf der Bühne war fast das gesamte Kompetenzteam der SPD (inkl. Ulla)
vertreten. Nur Minister Tiefensee war nicht zu erspähen. Man stelle sich vor, diese Bühne inklusive Kompetenzteam wäre unter einen Meteoriten begraben worden und die SPD gewänne anschließend bei der Wahl trotzdem die absolute Mehrheit: Würde Tiefensee dann Bundeskanzler, Außenminister und Finanzminister in Personalunion?
Bemerkenswert fand ich:
- Münte und Steinmeier bahnten sich den Weg durch eine künstlich organisierte Menschenmenge und der “Anheizer” auf der Bühne erzeugte Spannung. Sinngemäß klang das so “Wie lange wird es wohl dauern, bis sie es hier auf die Bühne schaffen?”. Nun ja, so lange es halt dauert, wenn man in kleinen Schritten und mit viel Hände schütteln langsam über die gesamte Länge des Opernplatzes schlendert. Die über das Mikrophon verkündeten sechs Minuten fand ich dann gar nicht mal so spektakulär.
- Die perfekt Choreographie der Plakatschwenker und Jubler (ich vermute dahinter JuSos): Selbst die Plakate, die in die Kamera gehalten wurden folgten m. E. einer vorbestimmten Reihenfolge. Vielleicht sieht man einige der Akteure bald bei der angedrohten nächsten Staffel von “Deutschland sucht den Superstar”.
- Bei Müntes Ansage “Nicht mit der Linken auf Bundesebene” gab es nur sehr verhaltenen Applaus. Können sich die Besucher der Veranstaltung eine solche Konstellation doch vorstellen oder ist die Aussage einfach unglaubwürdig? Man wird sehen. Wie sagte doch ein großer deutscher
PhilosophPfälzer: “Entscheidend ist, was hinten rauskommt.”