Nachdem es mich 2006 in Bonn begeistert hatte, lockte mich das Fest van Cleef dieses Jahr nach Köln. Die Location "Odonien" (auch bekannt als Atelier (oder was auch immer)) stellte einen originellen Rahmen dar. Idyllisch zwischen Kölns größtem Bordell "Pascha" und einer Bahntrasse gelegen, erwarteten die Besucher anfänglich gefühlte 50°C (die erste Wolke wurde später mit Beifall bedacht) auf dem Gelände.
Die erste Gruppe habe ich verpasst, bzw. in Kauf genommen, sie zu verpassen. Nichts gegen Ghost Of Tom Joad aber 15 Uhr war mir an dem Tag einfach zu früh. Der Einlass hatte sich anscheinend um eine Stunde verschoben, ansonsten schien das Festival sehr gut organisiert, zumindest wurde der Zeitplan eingehalten.
Niels Frevert (bekannt als die Stimme der Band Nationalgalerie, die es leider schon lange nicht mehr gibt) lockte mich da schon eher. Sein Auftritt war eine solide Leistung und strotzte nur so vor hinreißender Lyrik. Da ich seine Solo-Platten bislang verschmäht habe, konnte er mich aber nicht auf Anhieb begeistern. Ein wenig mehr Rock hätte nicht geschadet. Merken: Dringend die Soloplatten anschaffen.
I Am Kloot sprangen kurzfristig für Voxtrott ein, die nach der Trennung von einem Mitglied der Band absagen mussten. I Am Kloot hatte ich schon lange auf der Liste der Bands, die mir eigentlich gefallen müssten, mit denen ich mich aber noch nicht eingehend befasst hatte. Durch einen intensiven Auftritt haben sie mich begeistert. Die Band um den Sänger John Bramwell (rote Haare, schlechte Zähne und damit die Personifizierung vieler Vorurteile über Menschen aus England), den vielleicht coolste Bassist der Welt Pete Jobson (der fast während kompletter Songs nur durch die Zigarette zu atmen schien) und den souverän trommelnden Andy Hargreaves boten eine leider gefühlt zu kurze Show.
The Robocob Kraus (laut Thees Uhlmann besser als Franz Ferdinand und Bloc Party zusammen) taten alles, um dieser Ankündigung gerecht zu werden. Eine engagierte Show voller Spielfreude riss auch große Teile des Publikums mit. Der Sänger erinnerte mich aufgrund seiner Gestik einige Mal an David Byrne.
Während des Auftritts setzte der große Regen ein und zum Schutze der Elektronik wurden "Schirmhalter" aus dem Publikum rekrutiert.
Die Jungs von Tomte waren offensichtlich (und sympathischerweise) sehr nervös, hat sich doch die Besetzung geändert, das neue Album steht in den Startlöchern und die Band selbst war einige Zeit nicht mehr auf der Bühne unterwegs. Gespannt war ich vor allem auf neue Songs. Die erste Single zum neuen Album "Heureka" (welches am 10.10. erscheinen wird) soll "Der letzte große Wal" werden und hört sich so an (ich habe das Video nicht gedreht, würde mich aber gerne von Thees durch mein Heimatdorf tragen lassen):
Tomte - "der letzte große Wal" aufm Fest van Cleef 2008
Weitere neue Songs waren "Wie ein Planet" und "Küss mich wach, Gloria". Sie alle erschienen als die logische Fortführung des "Buchstaben über der Stadt"-Kurses und lassen mich dem 10.10. entgegenfiebern.
Kettcar erwartete natürlich der größte Zuspruch aus dem Publikum. Nervosität konnte man hier nicht spüren, die Band war ja kürzlich schon einige Wochen live unterwegs. Sympathisch waren sie natürlich trotzdem und wenn die vier gestandenen Männer (wie groß ist eigentlich Marcus Wiebusch?) in einer Linie die "Front" am Bühnenrand bilden, ist das ein beeindruckendes Bild:
Besonders freute ich mich über die kleine Textvariation während des Songs "Balkon gegenüber". Inzwischen heißt es nämlich: "Vielleicht ist jemand gestorben? Vielleicht ist er 40 geworden?" Die Songs des aktuellen Albums konnten auch live nicht komplett überzeugen, so dass sich die "gesunde Mischung" mit älteren Songs als die richtige Wahl entpuppte. Schon vorab hoffte ich auf "Am Tisch". Es fand seinen Weg auf die Setlist und dank Live-Trompete und Live-Niels wurde ich auch nicht enttäuscht.