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Montag, 14. Januar 2008

Film: Control

Anton Corbijn habe ich als U2-Fotografen zum ersten Mal bewusst wahrgenommen. Bono hielt sich angeblich für den zweitbesten Frontman der Welt, bis zum Tode von Ian Curtis.

Nun hat Corbijn seine Machenschaften erstmalig für die große Leinwand umgesetzt. In Zusammenarbeit mit Curtis' Witwe Deborah (und ich glaube auch mit Curtis' "Nebenfrau") kramten sie die Erinnerungen an den jung verstorbenen Sänger und an die spannende Joy Division-Zeit heraus.

Natürlich ist es trotz dieser Zeitzeugen schwer, ein wahrheitsgetreues Bild zu zeichnen. Gerade weil es sich um Beteiligte handelt, muss man sicher eine subjektive Wahrnehmung annehmen. Doch darum geht es m. E. auch nicht in erster Linie in diesem Film.

Joy Division ist eine Band, die ihre größte Wirkung definitiv erst nach Ian Curtis' Tod und nach der "Umfirmierung" in New Order entfaltete. Viele aktuelle Bands (erwähnte ich eigentlich schon einmal die Editors und Interpol?) wurden von Joy Division beeinflusst, ob sie es zugeben oder nicht.

Ian Curtis hat es sich in seinem Leben nicht leicht gemacht und der sich abzeichnende Erfolg der Band, die entsprechenden Erwartungen an ihn, seine Krankheit und die Situation zwischen Frau, Kind und Geliebter gaben ihm anscheinend den Rest. Ein Freitod kann m. E. nicht tragisch sein, aber bedrückend ist das (nicht überraschende) Ende des Films natürlich schon.

Man weiß nicht, was aus Joy Division geworden wäre, hätte Curtis die Kurve bekommen: Wären sie wirklich groß geworden oder hat gar sein Tod erst die "Aura" um das Werk der Band begründet?

Auch bezüglich der Musikauswahl ist der Film ein Treffer. Neben Originalsongs finden sich andere Songs aus der damaligen Zeit. Die für die Live-Sequenzen neu eingespielten Songs sind der Hammer: Die Songs wirkten auch mich noch intensiver als die Originalaufnahmen. Darüber hinaus hat sich Sam Riley wirklich Lorbeeren als Ian Curtis-Imitator verdient. Toll.

Musik-Fans deren Horizont über die aktuellen Charts hinausgeht sein der Film empfohlen. Da es Anton Corbijn m. E. geschafft hat, diesem Film trotz recht populären Inhalts einen Hauch von Widerspenstigkeit zu geben ist er natürlich auch ein Muss für Programmkino-Fans.