In Erwartung einer im Vergleich zum Vortag größeren Anzahl von Besuchern trieb es uns auch am Abschlusstag recht früh auf das Festivalgelände. Als erster Programmpunkt bot sich The Swan Arnsberg Show an, weil ich endlich mal eine komplette Veranstaltung im "Grünen Salon" erleben wollte.
Dahinter verbarg sich Sven Amtsberg, der als Moderator, Sprecher, Autor und Verleger tätig ist. Seine Performance trug den Titel "Die Wahrheit über Alkohol". Amtsbergs Auftritt profitierte von dessen Qualitäten als Unterhalter. Er verstand es, um 11.30 Uhr des letzten Festivalstages die Anwesenden zu "mobilisieren". Da musste jeder Besucher damit rechnen, irgendwie Teil der Show zu werden. Der Höhepunkt war das kollektiv betriebene "Yoga für Betrunkene".
Während ich Science Slams inzwischen nach Möglichkeit gerne in mein Unterhaltungsprogramm einbaue, schreckte ich vor Poetry Slams zurück, mit Poesie habe ich es nicht so. Der Poetry Slam im Rahmen des Festivals brachte für mich zwei Erkenntnisse: Mit Lyrik oder Poesie hatte zumindest diese Veranstaltung nicht viel zu tun, aber wirklich gut unterhalten fühlte ich mich nicht und gelernt habe ich auch nichts. Aber schön, es mal probiert zu haben.
Zwischenzeitlich widmet ich mich den in "The Tale's Café" von Weinhändler und Autor Gerd Rindchen dargebotenen "Winzeranekdoten". Das war eine gute Einstimmung auf die Weinprobe (s. u.).
Auf Blaudzun hatte ich mich im Vorfeld gefreut, weil ich dem niederländischen Musiker bislang nicht viel Zeit gewidmet hatte, ich aber wegen vieler positiver Erwähnungen sehr neugierig war. Die Show war ein extrem starker Einstieg in die Konzertreihe des Tages.
Für die Präsenz der Truppe und die zum Teil opulent arrangierten Songs war diese Bühne eindeutig zu klein. Es hat seinen Grund, dass Blaudzun in seiner Heimat schon seit Jahren sehr erfolgreich ist.
Bezüglich Bandorganisation hätte ich einen Vorschlag: Vielleicht sollte man die wilde Dame und den Emo-Gitarristen in den Mittelpunkt des Bühnenbildes rücken und den tollen Musiker Blaudzun eher in den hinteren Teil stellen... ;-)
Noch von dem Konzert beschwingt ging es zum nächsten Höhepunkt: Der Weinprobe bzw. dem "Welcher Wein soll's sein"-Workshop. Bei diesem wurde fünf Weine ausgeschenkt und jeweils eine korrespondierende Speise (z. T. aus dem kulinarischen Angebot des Festivals: Käse, Falafel, Schokolade, Pizza, Honigwaffel) zur Verkostung angeboten. Einige der Kombinationen funktionierten wirklich gut und die Stimmung bei den Workshop-Teilnehmern entwickelte sich ähnlich. Die Workshops im Rahmen des Festivals waren definitiv eine Bereicherung.
Ein kurzer aber heftiger Regenschauer hielt Bear's Den und deren Zuschauer nicht von der Bühne fern. Deren aktuelles Album "Red earth & pouring rain" (damit haben sie den Regen wirklich herausgefordert) konnte mich nicht vollends überzeugen, aber die stärken Titel (vor allem "Emeralds") ließen mich diesen Auftritt in guter Erinnerung behalten. Der Nachmittag mit radiofreundlicher Musik scheint bei A Summer's Tale Programm zu sein und da konnte sich Bear's Den ein Stück weit abheben.
Auf dem Weg zum Zeltraum konnte ich noch einen kleinen Skandal aufdecken: Obwohl das Festival im Hinblick auf möglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt und hohe Qualität des angebotenen Essens sicherlich viele andere Musikveranstaltungen in den Schatten stellt, kam es auf dem Gelände zu Misshandlungen an Tieren. Hier der Beweis:
Judith Holofernes passte sehr gut zur familienfreundlichen Stimmung des Festivals. Obwohl ich zum aktuellen Album hin eine Qualitätssteigerung registriert habe, zielen viele ihrer Solo-Titel absichtlich oder eben aus anderen Gründen auf ein sehr junges Publikum ab. Direkt in meiner Umgebung standen standen Lebke, Jule und deren Eltern. Lebke hatte Hunger und Jule wollte ihren Gehörschutz nicht aufziehen... aber zurück zu Judith Holofernes. Gute Songs wie "Analogpunk" und "Ich bin das Chaos" ließen durchaus etwas Helden-Stimmung aufkommen. Aber es waren zu viele Titel zweifelhafter Qualität dabei, um dieses Set in meinen Ohren als "gelungen" zu bezeichnen. Spätestens als Holofernes auf ihrem Buch "Du bellst vor dem falschen Baum" vorlas, hat sich mich abgehängt.
Da kam mir im Kontrast der anschließende Element Of Crime-Auftritt sehr gelegen. Sven Regeners Gesang klingt ungefähr so altbacken, wie ich mich bei Judith Holofernes fühlte. Element Of Crime haben mich noch nie sonderlich interessiert und ihr Auftritt bestätigte mich in meinem Urteil.
Die Stereo MC's leben noch. Deren Hits und allen voran "Connected" habe ich mir gerne live angehört. Rob B hat definitiv noch genug Energie für ein komplettes Konzert und die Stereo MC's wussten große Teile des Publikums zu begeistern.
Musikalisch beschloss Feist das diesjährige A Summer's Tale-Festival. Die Gitarren-lastigen Titel auf ihrem aktuellen Album "Pleasure" gefielen mir auf Platte und auch live. Der Auftritt ließ sich weitgehend auf diese Formel bringen: Sobald Feist die E-Gitarre umlegte, kam ein guter Song. Die Akustik-Gitarre hingegen kündigte weniger spannende Titel an.
Damit bildete Feists Konzert den würdigen Abschluss und auch ein angemessenes Fazit für dieses tolle, abwechslungsreiche und insgesamt wunderbar relaxte Festival.