Der zweite Festivaltag begann für mich wegen eines verregneten Morgens erst am Nachmittag mit alten Bekannten, die ich bereits live erleben durfte: A Tale Of Golden Keys. Die Franken hatten sich am Tag ihres Auftritts auf dem "A Summer's Tale"-Festival um 6 Uhr morgens auf den Weg gemacht und so standen sie pünktlich um 14.30 Uhr auf der Bühne.
Das "aktuelle" Album wurde bereits 2015 veröffentlicht, der Nachfolger wurde für 2018 in Aussicht gestellt. Vier neue Songs stellte die Band bereits vor und diese machten mir verdammt viel Lust auf den Nachfolger von "Everything went down as planned". Für die Wartezeit empfehle ich den geneigten Hörern das Mini-Album "Postapocalyptic dinosaur terror unplugged" mit sechs Akustik-Versionen ausgewählter Songs.
Für den letzten Titel "Three weeks" mischte sich die Band unters Publikum, was die für diesen Zeitpunkt zahlreichen Zuhörer vor der Waldbühne begeisterte.
Die Setlist:
- Writing on the wall
- White (neuer Song)
- Another chapter
- Punk rock hit (neuer Song)
- Everything went down as planned
- In the far distance (neuer Song)
- All of this
- Exhale (neuer Song)
- Disappearing
- Three weeks
Auf dem Weg zur Eröffnung der Hauptbühne schaute ich noch in Tash Sultanas Auftritt herein. Die Australierin unterhielt die Zuschauer im Zeltraum allein mit vielen Instrumenten und Loops sehr gut.
Der Sonnenschein trocknete den Sand vor der Hauptbühne pünktlich zum Cigarettes After Sex-Auftritt. Der Band und ihrem aktuellen gleichnamigen Album kam in den letzten Monaten viel Aufmerksamkeit zu. Mein Eindruck des Konzert bestätigt den des Albums: Nett aber ereignisarm. Der Schlafzimmerblick des Sängers und Masterminds Greg Gonzalez passte aber sehr gut zur Show.
Die Common Linnets hörte ich mir aus sicherer Entfernung an. So ein Festival soll bekanntlich für jeden Zuhörer etwas bieten. Bei den jungen Familien und Radiohörern kam die Band vermutlich gut an. Für mich hörte sich das an wie Truck Stop für Fahrer von Elektro-LKWs. Da sammelt ich lieber etwas Kraft am Teich hinter dem "Grünen Salon" für die abendlichen Konzerte.
Das Festival bietet neben den Konzerten auch ein recht umfangreiches Workshop-Programm. Ein netter Bekannter trat mir seinen Platz bei der "Japanischen Teezeremonie" ab. So konnte ich diesem Ereignis beiwohnen und noch einen Schluck leckeren und erfrischenden Matcha-Tees genießen.
Ein Grund für meinen Besuch in der Lüneburger Heide war PJ Harveys Auftritt. Die Engländerin übertraf meine Erwartungen mit ihrem einzigen Deutschland-Konzert des Jahres. Die Titel des letztjährigen Album "The hope six demolition project" packten mich in der Studioversion bislang nicht, doch mit diesem Auftritt änderte sich das. Beim Opener "Chain of keys" marschierte PJ Harvey mit einer in jeder Hinsicht beeindruckenden Band (zehn Personen, Bläser, Pauke und Vollblut-Musiker wie John Parish und Mick Harvey) ein. Mit dieser konnte sie die Songs der aktuellen Platte und des Vorgängers "Let England shake" sehr eindrücklich präsentieren. Als Kontrast ließ sie mit "50ft Queenie" ihre rauhe Frühphase durchscheinen und das in den 90er Jahren musikalische sozialisierte Publikum erfreute sie noch besonders mit "Down by the water" und "To bring you my love". Die Vielfalt PJ Harveys ist riesig. Sie liefert ein starkes Set ab, ohne die Hits ihres 2000-er Albums "Stories from the cities, stories from the sea" überhaupt auspacken zu müssen.
Die Songs:- Chain of Keys
- The Ministry of Defence
- The community of hope
- Let England Shake
- The Words That Maketh Murder
- The Glorious Land
- Dear Darkness
- In the Dark placesThe Wheel
- The Ministry Of Social Affairs
- 50ft Queenie
- Down by the Water
- To Bring You My love
- River Anacostia
Zum würdigen Abschluss des Sets wurde für "River Anacostia" die zehnköpfige Band zu einem Chor.
Für mich war dieser Auftritt selbst durch die Pixies nicht zu toppen. Die Band um Frank Black / Black Francis durchlebt aktuell ihren n-ten Frühling. Mit "Debaser" startete das Set so kurzweilig und auf den Punkt, wie Pixies-Songs eben sind. Ich muss nicht erwähnen, bei welchem Song das Publikum tobte.
Ich beendete das Festival zur Halbzeit mit der Gewissheit, schon ein paar richtig gute Konzerte gesehen zu haben.