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Sonntag, 13. Juni 2021

Graphic Novel: Riad Sattouf - Der Araber von morgen, Band 5: Eine Kindheit im Nahen Osten (1992-1994)



Für mich der (vorläufige?) Höhepunkt der Reihe.

Die Musik der frühen 90er Jahre und eine spannende Frage im Hintergrund: Meine anfängliche Neugier entwickelte sich über die Reihe und vor allem über den Einblick in die Zeit von 1992-1994 zu Sympathie mit dem Protagonisten. 

Über fünf Jahre verfolge ich nun schon Riad Sattoufs Erzählungen. Im ersten Band schilderte er seine ersten sechs Lebensjahre in Frankreich, Libyen und Syrien. Die Jahre 1984-1985 sowie der im dritten Band verarbeitete Zeitraum 1985-1987 spielten sich für Riad hauptsächlich in Syrien mit kurzen Ausflügen nach Frankreich ab. Im vierten Band und damit in der Zeit von 1987-1992 kommt es zur Trennung der Familie. Riads Vater zog es für einen Job nach Saudi-Arabien und er wandte sich verstärkt seinem Glauben zu. Riads Mutter emanzipierte sich (endlich) von ihrem Mann. Die Entführung von Riads jüngstem Bruder durch den Vater war schließlich der Cliffhanger, der mir die Zeit bis zur Veröffentlichung der Fortsetzung sehr lang erschienen ließ. 

Die im aktuellen Band abgedeckten Jahre 1992-1994 verbachte Riad ausschließlich in Frankreich. Seine Herkunft zwischen westlicher und arabischer Welt und daraus resultierende Konflikte begleiten ihn weiterhin, aber die treten etwas in den Hintergrund. Statt dessen wird der von den üblichen Problemen eines Heranwachsenden eingeholt: Die Wirrungen im Umgang mit dem anderen Geschlecht sowie erste Gedanken um Talent, Interessen und den zukünftigen Lebensweg stellen Herausforderungen dar, da bräuchte es nicht zusätzlich die Angst um den Bruder bzw. die Familie. 

Mit seinen Zeichenkünsten verdient sich Riad nicht nur etwas Respekt und Anerkennung bei seinen Schulkameraden und vor allem einer Schulkameradin, die ihm besonders wichtig ist sondern er findet mit den Werken des Autors H.P. Lovecraft und dessen Cthulhu-Mythos auch Zugang zu einer phantastischen und für Riad faszinierenden Welt. Riads in die Geschichte eingeworfenen Skizzen und Zeichnungen der Cthulhu-Wesen und die Verknüpfung mit seinem Leben sind ein toller Weg, um die verworrene Gefühlswelt eines Teenagers darzustellen. Und dann entdeckt Riad mit Nirvana u. a. auch noch die Musik, die auch mich Anfang der 90er Jahre in ihren Bann zog. 

Wie oben bereits angedeutet: In keinem Band war Riad für mich so nahbar wie in diesem. Die Frage nach der Rückkehr seines Bruders bleibt bislang ungeklärt... ich freue mich schon jetzt auf den sechsten Band. Mit diesem wird die Reihe abgeschlossen werden.