Ein neues Robbie Williams-Album würde mich nicht zwangsläufig hinter dem Ofen hervorlocken. Aber die Namen einiger seiner Kollaborateure machen mich neugierig: John Grant, Brandon Flowers und Rufus Wainwright... das sollte doch mindestens ein wirklich guter Song dabei sein.
Vorab gibt es die Single "Party like a Russian", am 04.11. wird das Album "The heavy entertainment show" erscheinen.
Da habe ich Wovenhands Album "The laughing stalk" hier 2012 noch ausdrücklich gelobt und anschließend geht der Nachfolger "Refractory obdurate" 2014 ungehört an mit vorüber. Dann nutzt ich doch Wovenhands achtes Album "Star treatment" um abzuschätzen, ob ich etwas verpasst habe. Vielleicht habe ich unbewusst eine Tradition befolgt: Nach "Ten stones" im Jahr 2008 ignorierte ich unbewusst mit "Threshingfloor" auch das Bindeglied zu "The laughing stalk". Ich sollte mir mal merken, dass Wovenhand seit dem Debüt im Jahr 2002 zuverlässig im Zweijahresrhythmus Alben veröffentlicht.
"Star treatment" beginnt ähnlich brachial, wie ich ich "The laughing stalk" in Erinnerung habe. Seine weiterhin meist religiös geprägten Texte (mit wniger Predigt-Charakter als in der Vergangenheit) treffen auf mächtige Gitarren. Da kratzt der ehemalige 16 Horsepower-Mann David Eugene Edwards schon an der Metal-Genregrenze. Im Gegenzug höre ich auf "Star treatment" aber auch bei zwei Titeln heraus, warum die Band dem Genre "Alternative Country" zugeordnet wird. Die aktuelle Platte erscheint mir nicht so wuchtig wie "The laughing stalk", aber vielleicht war damals auch einfach der Überraschungsfaktor größer.
"The hired hand", "Crook and fail", "All your waves" und "Five by five" sind meine Lieblingssongs auf "Star treatment". Ein "missing link" zwischen "The laughing stalk" und "Star treatment" kann ich nicht erkennen, daher wird sich zeigen, ob ich irgendwann zu "Refractory obdurate" greife. Auf jeden Fall merke ich mir, dass 2018 wieder mit einem Wovenhand-Album zu rechnen sein wird. Gerne würde ich die Band mal live erleben, leider stehen aktuell keine Termine in Deutschland an.
Namensänderungen bei Musikbands finde ich meist unnötig. Doch die Überführung von Andrew Jackson Jihad in AJJ kann ich nachvollziehen. Fairerweise muss man sagen, dass die Band den ursprünglichen Namen bereits seit ihrer Gründung im Jahr 2004 trug und "Jihad" damals vielleicht noch einen Tick unverfänglicher als Teil eines Bandnamens war, als er es heute ist. Wenn die Band aus Phoenix, Arizona schon mit dem Bandnamen nicht mehr provoziert, so tut sie es doch weiterhin mit ihren Texten und mit dem Albumtitel "The bible 2".
Bis auf den Bandnamen hat sich zwischen dem fünften Album "Christmas island" und dem aktuellen "The bible 2" nicht viel geändert. Produziert wurde erneut von John Congleton (die Liste der Bands, mit denen er zusammengearbeitet hat ist dreistellig, darunter St. Vincent, David Byrne, John Grant, Franz Ferdinand, Shearwater, Okkervil River,..) und das Ergebnis sind wieder zum Teil bitterböse Texte unterlegt mit Folk, Indierock und etwas Punk. Die 15 Minuten für meine Empfehlungen "Golden eagle", "Junkie church", "White worms" und "Small red boy" sollte sich jeder Freund unterhaltsamen und cleveren Indierocks nehmen. Und die 15 Minuten für die anderen Songs sind dann auch noch drin...
Das tolle Video zu "Goodbye, oh goodbye" sagt m. E. viel über das Selbstverständnis der Band aus:
Kein Geschenk aber sicher von vielen Fans erwartet, die Tourdaten der Sportfreunde Stiller (siehe unten). Aber ein Geschenk ist das Video zu "Geschenk":
Aktuell sind die Konzerte in Karlsruhe, Kaiserslautern, Offenbach, Hamburg und München bereits ausverkauft. Die Sportfreunde sind offensichtlich bundesweit willkommen.
Wenn mir eine Weile vornehmlich mittelprächtige Alben untergekommen sind, zweifle ich manchmal an meiner Begeisterungsfähigkeit für Musik. Und dann kommt irgendwann eine Platte, die schon im ersten Durchlauf meine Aufmerksamkeit fesselt und über die Wiederholungen noch ständig gewinnt.
So rettete kürzlich Ed Harcourt mein Vertrauen, dass es sich lohnt immer wieder neue Musik zu durchstöbern. Mit gerade genug und nie zu viel Pathos, einer Prise Soul, rockigen Einwürfen, einigen Electro-Momenten und vielen (kammer-)poppigen Melodien passte er so gar nicht zu meiner Erwartung eines weiteren Singer/Songwriters. Obwohl Harcourt bereits diverse Alben veröffentlicht hat und von Kollegen wie u. a. Patti Smith, The Libertines, Paloma Faith und Lana Del Rey als Kollaborateur geschätzt wird, kannte ich bislang erst zwei seiner Songs. Sein aktuelles siebtes Werk "Furnaces" macht mich durchaus neugierig auf seine musikalische Vergangenheit.
Als Einflüsse werden Tom Waits, Jeff Buckley und Nick Cave genannt und damit ist "Furnaces" auch schon grob beschrieben. Vielleicht fiel wegen dem letztgenannten die Produzentenwahl auf Flood.
Der Song "Loup Garou" ist auf meiner Liste erinnerungswürdiger Titel des Jahres 2016 gelandet. Der Titelsong, "Dionysus" und "Nothing but a bad trip" sind hiermit auch empfohlen. Und das gesamte Album, weil es so vielseitig ist.
Das Album-Artwork stammt vom Engländer Ralph Steadman, der u.a. für seine Illustrationen zu Alice im Wunderland ausgezeichnet wurde. Ed Harcourt lädt dazu ein, sich davon inspirieren zu lassen und Interpretationen auf Instagram zu veröffentlichen.
Mit "Waste a moment" lieferten die Kings Of Leon bereits einen ersten Eindruck des neuen Album. Nun folgt mit dem Video zum Titelsong "Walls" ein sehr ruhiger Titel:
BirdPen lässt sich kaum ohne einen Verweis auf die ebenfalls englische Band Archive vorstellen. Archive wurde 1994 gegründet, BirdPen macht sich seit 2003 einen Namen als Projekt der beiden Gründer Dave Pen und Mike Bird. 2007 fanden die beiden Projekte zueinander. Dave Pen übernimmt als Sänger, Gitarrist und Songschreiber inzwischen eine gewichtige Rolle bei Archive. Doch BirdPen definiert sich nicht nur durch die Nähe zu Archive. Aus den Grundzutaten "Indierock" und "Electro" bereiten die Bands unterschiedliche Gerichte.
BirdPens Output wird ab und zu mit Radiohead verglichen. Für das 2012er Album "Global lows" würde ich das sogar unterschreiben, weil es der Band gelang, sehr intensive und mitreißende Songs zu produzieren. Auf dem aktuellen vierten Album "O'Mighty vision" wird diese Intensität durch ein paar ausufernde Elektro-Parts keineswegs vollwertig ersetzt. Die Gitarren sind weniger prägend, die Stimme weniger vielfältig. "Tookit", "Traitors" und "The underground" können mich noch halbwegs überzeugen. Die weiteren fünf Songs stören nicht während der Zugfahrt, wobei "The solution is the route of all my problems" sowohl vom Songtitel als auch von der Spieldauer mit über zwölf Minuten den üblichen Rahmen ohne erkennbaren Mehrwert sprengt. Vielleicht reichen Pens Songideen auf Dauer nicht für Archive und BirdPen, wenn mit "Axiom", "Restriction", "In the company of imaginary friends" seit dem Jahr 2014 Alben "am Fließband" produziert werden. Dabei habe ich "Unrestricted" (Archive Remix-Album aus 2015) und das für Oktober angekündigte "The false foundation" nicht einmal berücksichtigt.
William DuVall von Alice In Chains am Mikro und Brent Hinds von Mastodon an der Gitarre, da ist die Marschrichtung klar. Die beiden Titel "Crucifixion" und "Blood moon" wurden schon vor einer Weile veröffentlicht, zu dem Letzterem gibt es nun ein Video:
Harmoniesüchtig, vielseitig und weniger Streicher.
Ich hielt Kaoru Ishibashis Projekt Kishi Bashi mit "Bright whites" im Jahr 2012 für ein One Hit- bzw. mit "151a" für One album wonder. Zwei Jahre später folgte mit "Lighght" ein Schwenk in Richtung Electro und tanzbaren Rhythmen. Gespannt erwartete ich das dritte Album "Sonderlust".
Dieses beginnt etwas beliebig, um jedoch spätestens mit "Can't let go, Juno" zu demonstrieren, dass Kishi Bashi der "Indiepop mit Streichern"-Nische entwachsen ist und nun zuckersüße Pop-Momente in überraschender Dichte hervorbringt. Es folgen drei mehr oder weniger verschrobene Titel, welche einerseits die Vielseitig der ehemaligen Of Montreal-Musikers zeigen aber andererseits auch etwas orientierungslos wirken können. Spätestens mit "Why don't you answer me" schlägt dann aber die Pop-Keule wieder unwiderstehlich zu.
"Sonderlust" benötigte einige Durchläufe, doch dann entdeckte ich ständig neue Feinheiten. Mir fallen nicht viele Alben ein, die Pop und Kanten derart gut vereinen. Vor allem "Can't let go, Juno" und "Why don't you answer me" sollten jedem popaffinen Hörer einen leichten Einstieg verschaffen.
Nach einem Moddi-Konzert ließ ich mich zu dieser Aussage hinreißen:
"Manchmal hatte ich das Bedürfnis, ihn zu schütteln und in die Realität zu holen… aber welch schöne Songs würde er uns dann vorenthalten?"
Vielleicht tat ich dem norwegischen Sänger damit damals Unrecht. Vielleicht haben aber auch einfach die Zeit und seine Erlebnisse dazu geführt, dass er mit seinem vierten Album "Unsongs" Realitätsbezug erkennen lässt.
Die Vorgeschichte beginnt in Israel: Ein dort geplantes Konzert ließ Moddi aus Prodest gegen die israelische Siedlungspolitik ausfallen. Daraufhin kontaktierte ihn die norwegische Sängerin Birgitte Grimstad. Der von ihr interpretierte Song "Eli Geva" war in Israel verboten worden. Eli Geva war ein israelischer Armee-Kommandeur, der sich 1982 während der Balagerung Beiruts aus moralischen Gründen weigerte, in die Stadt einzumarschieren.
Und so ergab es sich, dass Moddi diesen und elf weitere Songs adoptierte und adaptierte, die irgendeiner Form verboten waren oder sind. Er gab ihnen durch die Übersetzung der Texte und / oder neue Melodien ein neues Gesicht und hoffentlich ein neues und breites Publikum. Und ein gutes Stück weit macht Moddi auch eigene Songs daraus. Zu diesem Projekte gehörten gar Reisen bis nach Mexiko und Vietnam.
Bekannte Titel sind Pussy Riots "Punk prayer" und Kate Bushs "Army dreamer", welcher zu Zeiten des ersten Golf-Krieges von der BBC für "unpassend" gehalten wurde (auf dieser "Golf-Krieg Blacklist" stehen auch "I don't like Mondays" und "Killing me softly with his song"). Darüber hinaus fällt nicht auf, dass es sich um Cover-Versionen handelt. Mein Favoriten sind "June forth 1989", "A matter of habit", "Army dreamers", "The shaman an the thief" und "Eli Geva".
Es lohnt sich, sich mit den einzelnen Titeln sowie deren Hintergründen zu befassen. Moddis Website und diese bieten dazu Informationen.
Auch auf "Unsongs" klingt Moddi ab und zu naiv. Doch die Ernsthaftigkeit seines Projekts ist im anzumerken. Und seine Songs sind trotzdem schön und meine oben erwähnten Bedenken sind damit ausgeräumt. Trotz aller Streicher und Bläser bleibt Moddis Singer/Songwriter-Charme erhalten. Ich freue mich auf weitere Moddi-Alben und Konzerte.
"Punk prayer":
"A matter of habit":
Mit den Songs im Gepäck geht Moddi wieder auf Reisen:
Selbst für Nick Cave-Verhältnisse ist dieses Werk sehr düster und traurig geraten. Nick Cave & The Bad Seeds befanden sich im Endstadium der Aufnahmen zum Nachfolger des starken "Push the sky away", da verunglückte Caves Sohn. Nach einer kurzen Pause machte sich der in Brighton lebende Australier mit seinen Bandkollegen Warren Ellis wieder an die Arbeit. Synthesizer und Loops entwickelten sich zu den prägenden Elementen auf "Skeleton tree". Und noch über denen stehen natürlich Caves meist klagende Stimme und seine Lyrics, denen man in dem Kontext besondere Bedeutung beimisst.
In dieser Phase ließ sich Cave vom Regisseur Andrew Dominik über die Schulter schauen, der daraus die Dokumentation "One more time with feeling" machte.
Die Grundstimmung dieses 16. Albums der Band ist eindeutig. Die letzten beiden Titel brechen aus: "Distant sky" ist ein Duett mit der dänischen Sopranistin Else Torp und allein ihre Stimme sorgt schon für eine Aufhellung. Der abschließende Titelsong klingt nach einem verhältnismäßig positiven Ausblick.
Über zwei Konzerte und seine Alben bin ich ein Moddi-Fan geworden. Politisch interessiert hat er sich für sein aktuelles Album Songs vorgenommen, die irgendwo auf der Welt verboten sind oder waren. Morgen wird "Unsongs" erscheinen, den Stream gibt es schon jetzt dort.
Spätestens mit "Sex on fire" haben sich die Herren Followill aus Tennessee als Konsens-Rockband etabliert. Da dürfte die Aufmerksamkeit des Publikums im Hinblick auf das in einem Monat erscheinende neue Kings Of Leon-Album "Walls" gesichert sein. Mit dem Video zum neuen Titel "Waste a moment" wird Fans ein Appetithappen zugeworfen: .
Mich wundert, dass die Band Wilco in den mehr als 20 Jahren ihres Bestehens bereits neun Longplayer veröffentlichen konnte, ohne den offensichtlich perfekten Titel "Schmilco" zu nutzen. Statt dessen wählte man für eines der bekanntesten Werke der Band "Yankee Hotel Foxtrot", beim siebten Album musste der Bandname herhalten und bei der überraschenden Veröffentlichung neuer Songs im letzten Jahr wählte man "Star Wars". Ich hoffe einige unbedarfte Soundtrack-Fans griffen daneben und erfreuten sich an der Überraschung.
Mit "Schmilco" spielt die Band um Jeff Tweedy auf Harry Nilssons "Nilsson Schmilsson" an. Der kostete den Gag anschließend noch mit "Son of Schmilsson" und "A little touch of Smilsson in the night" aus. Ich unterstelle Wilco genug Kreativität, um ihm auf diesem Pfad nicht folgen zu müssen. Kreativität und vor allem Humor beweist Wilco auch mit einigen ihrer Plattencover. An das Kamel auf "Wilco" werden sich einige Leser erinnern und die "Star Wars"-Katze wird auch den ein oder anderen Fan gefunden haben.
Während mich einige hochgelobte Wilco-Alben in der Vergangenheit weitgehend unberührt ließen, gefiel mir das rockige "Star Wars" ausnehmend gut. Auf "Schmilco" packen mich "Locator" und "Someone to lose" mit ihren Gitarren, aber auch "Cry all day", "Quarters" und das verschrobene "Common sense" können punkten. In meiner Wahrnehmung klingt die Band ironischer als früher und das tut ihr gut. Da kann ich auch die zusätzliche Portion Americana/Folk im Vergleich zu "Star Wars" gut ertragen. "Schmilco" klingt souverän gelassen und passt gut zum noch sommerlichen September.
"If I ever was a child" ohne Video aber mit Cover-Ansicht:
Einer der Trends im Gesundheitsmarkt ist die personalisierte Medizin, also Medikamente oder Medizintechnik, welche auf den Patienten zugeschnitten ist.
Ich könnte ja noch verstehen, dass der Heularsch Kylo Ren Pflaster benötigt. Aber R2-D2 und Darth Vader?
Dieser erlösende Moment, wenn man auf das bereits zum Teil ausgefüllte Fahrgastrechte-Formular der Bahn bei "Angekommen bin ich am" doch das gleiche Datum wie das des geplanten Ankunftstages schreiben kann.
Mit der Überraschung geht auch etwas der Reiz verloren.
Mit "Post tropical" hat James Vincent McMorrow vor zwei Jahren sicher nicht nur mich überrascht. Da wurde aus einem irischen Singer/Songwriter/Folk-Singer ein Soul/R'n'B-Interpret. Den Weg setzt er nun auf seinem dritten Album "We move" konsequent fort. Nach "Singer/Songwriter" klingt das kaum noch, die Indiepop-Momente von "Post tropical" sind ebenfalls verschwunden. Für seinen Mut bewundere ich den Musiker, auch die "Flucht" aus der doch eng besetzten Singer/Songwriter-Nische kann ich nachvollziehen. Er scheint sich mit seinem R'n'B-Entwurf so wohl zu fühlen, dass er in dieser Form auch sehr persönliche Inhalte offenbart. Offenbar hatte er als Teenager mentale und daraus resultierend auch körperliche Probleme und an diesen lässt er seine Hörer teilhaben.
Schon die Auswahl der Produzenten macht klar, dass McMorrow nicht zufällig bei R'n'B gelandet ist. Nineteen85 und Frank Dukes haben u. a. für Drake, Nicki Minaj, Eminem und BadBadNotGood gearbeitet. Mit seiner Falsett-Stimme über sanften elektronischen Beats liefert er eine stimmige aber nicht wirklich spannende Kombination ab. Überzeugen oder gar begeistern kann mich "We move" nicht, aber zumindest in McMorrows Heimat reichte es für Platz 1 der Charts.
Die empfehlenswerten Songs auf "We move" sind "Rising water", "One thousand times", "Get low", "Seek another" und die ruhige Schlussnummer "Lost angles".
Mmhh.. ein Roman mit Vampiren. Wie kam ich denn dazu? Ab und zu packt mich der Ehrgeiz und ich versuche in Amazons Leihbücherei (alles was es für "Prime"-Kunden umsonst gibt) gute oder zumindest interessante Bücher zu finden. Vor allem im Sommer, da der USP des Kindle nun mal die Beleuchtung ist und man so abends auch bei offenem Fenster lesen kann ohne Stechmückenkolonnen anzulocken. Und bei blutrünstigen Jägern bin ich ja auch schon gleich wieder beim Thema "Vampire".
Meine Auswahlkriterien fürKindle-Leihbücher
spannend, also Krimi, Thriller oder Science Fiction (leider wird bei Amazon "Science Fiction" mit "Fantasy" vermischt),
gute Bewertungen, idealerweise nicht nur von weiblichen Lesern,
ein nicht zu niedriger "Normalpreis", weil dieser bei Amazon durchaus Rückschlüsse auf die Qualität zulässt
möglichst keine Buchreihe, da es einigen Autoren hier zu offensichtlich um die Leserbindung geht und die jeweilige Idee der Reihe meist nur über ein Buch trägt
gerne Handlungsorte, die ich kenne
wurden von "Unsterbliche: Jäger" weitgehend erfüllt. Die Story spielt hauptsächlich in London, Spannung unterstellte ich wegen dem Jack The Ripper-Element, es gab tatsächlich fast durchweg positive Bewertungen und einige sogar von Lesern mit männlichen Namen. "Unsterbliche: Jäger" soll zwar der Beginn einer Reihe sein, aber für den ersten Teil sollte die Idee hoffentlich reichen.
Die Handlung des Buches spielt im Jahr 2038. Vampire sind dank einiger "vampirgesellschaftlicher" Konventionen sozialisiert und leben weitgehend unerkannt unter den sterblichen Menschen. "Sucher" unter den Vampiren spüren Vampire auf, "Jäger" kümmern sich um Exemplare, die aus der Rolle fallen. Zwei Jäger finden zusammen, um Jack The Ripper zur Strecke zu springen. Dieser ist nämlich auch ein Vampir und er schlägt alle 50 Jahre nach einem festen Muster wieder zu. Bis hierhin ist das alles noch erträglich und einigermaßen spannend. Vor allem die Verknüpfung von Jack The Ripper mit der Story gefiel mir. Auch die Tatsache, dass abwechselnd aus den jeweiligen Perspektiven der beiden Jäger erzählt wird ist auf der Haben-Seite zu verbuchen.
Aber ich hätte die "romantische" Spannung zwischen den beiden Protagonisten nicht gebraucht. So ein "kriegen sie sich oder nicht" schwingt über die gesamte Buchlänge mit und vergällte mir doch merklich den Spaß am akzeptablen anderen Teil der Geschichte.
Ich bin desillusioniert, was die Qualität der Werke in Amazons Leihbücherei angeht. Aber der Sommer ist ja bald vorbei und dann kann ich bei Licht am Abend auch wieder "richtige" Bücher lesen.
Ich habe es schon wieder vergessen... warum sind die Franzosen so stolz auf den TGV? Vermutlich wegen der plüschigen Sitze und der schummrigen Beleuchtung. Wenn nun noch eine Lolita französische Speisen serviert...
Es gibt Bandnamen, da zögere ich bei deren Eingabe während der Internet-Recherche. Wer weiß, in welchem Ministerium oder an welcher Überwachungsstelle die Warnglocken angehen. Doch falls sich die entsprechenden Stellen dann ähnlich viel Mühe machen wie ich, werden sie sich rasch anderen Fällen zuwenden können. Bei Allah-Las handelt es sich um eine 2008 gegründete kalifornische Band, die kürzlich mit "Calico review" ihr drittes Album veröffentlichte.
Falls die Überwachungsbehörde trotzdem nicht locker lässt, sollte sie spätestens nach einem Durchlauf der Platte beruhigt bis eingeschlafen sein: Die Band hängt mit ihren Ideen, ihrer Musik und gar mit dem genutzten Equipment (auf dem schon "Pet sounds" der Beach Boys aufgenommen wurde) so weit in der Vergangenheit, dass man eher an eine Neuauflage eine Musikfestivals mit Blumen in den Haaren denkt als ein eine echte Bedrohung.
Aus etwas psychedelischem Gewummer, Surf- und Garage Rock und viel 60ies Harmonien erschafft die Band pure Wohlfühlatmosphäre und viel Langweile. "Satisfied", "Roadside memorial" und "Terra ignota" sind die relativen Höhepunkte auf "Calico review".
Okkervil River sind zurück! Es kommt auf dem aktuellen Album "Away" sogar wieder zu einer Zusammenarbeit mit dem früheren Bandmitglied Jonathan Meiburg, der sich ansonsten eher um seine eigene Band Shearwater kümmert. Und Marissa Nadler ist auch mit von der Partie. Als Stream gibt es das Album aktuell dort.
Ein Lesegenuss für Menschen, die nicht nur unterhalten werden möchten.
Auf Saša Stanišić stieß ich, weil seine Erzählweise außerordentlich gelobt wurde. Ich wollte mir nicht vorstellen, dass ein Autor mich allein aufgrund seiner Ausdrucksweise beeindrucken könnte. Doch dann stieß ich in dem Buch auf Sätze (!) wie diesen:
"Der Pizzaalbaner mit Turmkochmütze lässt sich von Mo fotografisch nicht festhalten, protestiert erst: vornehm, sodann, als Mo mit der Kamera in sein Steinofenheiligtum eindringt: wüst, reißt sich seine verführerische Pizzaalbanermütze vom Schädel, will Mo gar den Apparat aus der Klaue hauen, oder tut bloß derart, indem er mit seinem Fuchtelarm: tuntig, gleichwohl nicht ungefährlich!, vor Mos Angesicht fuchtelt, sodass Mo weichen muss, auf den fettigen Fliesen ins Ausgleiten gerät und bei höchster Komplikation in der Manier einer dreizehnjährigen rumänischen Bodenturnerin sensationell mit einem knappen Auf-den-Beinen-Verbleiben den Fliesen den Kuss verweigert." (Aus: "Mo klaut ein surrealistisches Gemälde einer syrischen Surrealistin und will es seinem Vater verkaufen, bzw. egal wem")
Und so überrascht mich ein aus Bosnien-Herzegowina stammender Autor in meiner Muttersprache. Ähnlich viel Spaß hatte ich mit Werken der Autoren Ephraim Kishon und Arto Paasilinna. Bei diesen war mangels meiner Sprachkenntnisse auf die Übersetzungen angewiesen. Da fühle ich mich Stanišić direkt ein Stück näher. So interessant und augenzwinkernd seine Geschichten in "Der Fallensteller" auch sind, sie treten ein Stück hinter das Vergnügen allein mit der Ausdrucksweise des Autors zurück. Das mag vielleicht auch der Tatsache geschuldet sein, dass es sein bei "Der Fallensteller" um eine Sammlung von meist kurzen Erzählungen handelt, von denen einige aufeinander aufbauen. Es gibt auch Zusammenhänge zum Roman "Vor dem Fest". Vielleicht sollte ich mich diesem auch noch widmen. Wie sonst soll man etwas über das Leben in einem Dorf in der Uckermark erfahren?
Den Kern des Buchs bildet die knapp 90 seitige titelgebende Erzählung. Aus ihr stammen auch diese kleinen Highlights:
"Und 'Lämmchen' ist- wenn es sich um ein tragisches handelt - in der deutschen Sprache derart mit Traurigkeit umwoben wie höchstens noch die Wortfolge. "in Sachsen-Anhalt Weihnachten allein verbringen als alte Frau."
"Ehrliche Menschen verkleiden sich nicht, siehe Rheinland. Den Rheinländern kannst du eigentlich überhaupt nicht trauen, die verkleiden sich permanent, und es ist auch kein Wunder, dass es bei denen die wenigsten Selbstmörder gibt, die betrügen sogar sich selbst mit ihrem Optimismus."
Für die Lektüre des Buches ließ ich mir ungewöhnlich viel Zeit, weil ich den Lesegenuss "strecken" wollte. Ich empfehle "Der Fallensteller" allen, die mal wieder richtig Spaß an und mit der deutschen Sprache haben möchten. Dieser kommt in Tweets und anderen Beiträgen in sozialen Netzwerken ja doch meist zu kurz.
Diesen Monat werden zwei Lesungen mit dem Autor veranstaltet:
Wenn ich schon bei Blechbläsern bin, darf Nils Petter Molvaer nicht fehlen. Obwohl seine Alben wirklich selten nach "Blechbläsern" klingen. Mit seiner Trompete, elektronischen Mitteln und tollen Musikern an seiner Seite kreiert er immer wieder beeindruckende Soundlandschaften.
Zwei Jahre nach "Switch" erscheint nun "Buoyancy". Anscheinend hat der Trompeter gefallen gefunden am Bandgefüge. Beide Alben wurden mit den gleichen Studiomusikern aufgenommen. Madrugada-Schlagzeuger Erland Dahlen war bereits zuvor an dem starken "Baboon moon" beteiligt. Geir Sundstøl ersetzte auf "Switch" den unersetzlichen Stian Westerhus und seine unfassbar vielseitigen Gitarrenkünste steuert er ebenso wieder bei wie Jo Berger Myhre, der so ziemlich alle anderen Instrumente beherrscht.
NPM-Alben setzen sich fast immer aus ruhigen Passagen und unbändigen Ausbrüchen zusammen und ergeben so Gesamtkunstwerke. Die Highlights auf die man sich im Laufe dieser Platte besonders freuen kann sind "Moute Cave" mit "Jackson Reef" und "Amed".
Statt eines Videos gibt es ein paar Songschnipsel:
NPM live kann man gar nicht nachdrücklich genug empfehlen:
Ein Muss für alle Tuba-Bläser. Und für andere Blechbläser. Und für viele Musiker.
Der Name Andreas Martin Hofmeir lässt vermutlich nur wenigen Lesern ein "ach der" über die Lippen kommen. "LaBrassBandas Tubist" ist wohl ein wirkungsvollerer Aufhänger.
Doch Hofmeir ist eben nicht nur Tubist sondern auch ein waschechter Bayer, Kabarettist und Vollblutmusiker. Auf sympathische Art erzählt er auf "Kein Aufwand" trocken aus seinem Leben. Vieles darin dreht sich um Musik von Jugend über Studium bis zu Tourneen. Wem Barth & Co. zu platt sind, dem sei der relativ subtile Humor Hofmeirs ans Herz gelegt. Ich fühlte mich über die gesamte Laufzeit gut unterhalten und der ein oder andere Zugreisende erfreute sich auch an meiner Freude. Die Berechnung des "Pro-Ton-Einkommens" von Geigern und Tubisten ließ mich laut lachen. Für Blasmusiker ist dieses Hörbuch ein Muss.
Erwähnenswert ist Hofmeirs Sidekick Guto Brinholi, der extra für diese Auftrittsreihe seine Gitarrenkünste aus der Kiste kramte und auf dessen Kosten der ein oder andere Witz auf "Kein Aufwand" gemacht wird.
Bis vor kurzer Zeit hatte ich noch nie ein Hörbuch gehört. Üblicherweise greife ich lieber zum Buch. Da bedurfte es schon eines bayerischen Tubisten, um das zu ändern. Allein die Aussicht auf einige Songs boten schon genug Mehrwert. Und es ist auch sympathisch, dass man Hofmeirs Geschichten bei diesem Live Mitschnitt aus seinem eigenen Mund hört. Ein Bayer der versucht, Hochdeutsch zu sprechen ist ja an sich schon Stück weit Comedy.