Befindlichkeitslyrik trifft auf uninspirierte Wortspiele.
Ich lasse die Künstlerin für ihr Solo Debüt mit ihren Worten werben:
“Ich sprech‘ mit Tieren
Auf allen Vieren
Die nichts kapieren”
“Ich weiß Du hast Angst
Aber Ich weiß was Du kannst
Und ich will dass Du tanzt”
“Opossum, Opossum, Beutelratte
Liegst ermattet auf der Matte
Hoffst bis heute dass der netten Ratte
Das den Beutel rettet”
“Und bäuchlings vor’m Regal
Kriegen wir uns in die Haare
Was soll’s in dieser Stellung
Sind wir beide Missionare”
Wer sich von diesen Texten angesprochen fühlt, die letzten Wir sind Helden-Alben gut fand und auch vor kleineren musikalischen Experimenten nicht zurückschreckt kann bei “Ein leichtes Schwert” bedenkenlos zuschlagen.
Allen anderen Lesern kann ich ebenfalls einen positiven Einstieg anbieten: Judith Holofernes hat sich seit der letzten Wir sind Helden-Platte zumindest ausreichend Zeit gelassen bis zur Veröffentlichung ihres ersten Soloalbums. Sie entwarf die neuen Songs zuerst am Computer bevor ihr Mann und Helden-Schlagzeuger Pola Roy und wie auf “Bring mich nach Hause” Jörg Holdinghausen von Tele und Ian Davenport als Produzent bei den Aufnahmen halfen. Das Ergebnis ist bezüglich der Texte weitgehend erschütternd. Uninspirierte Wortspiele treffen auf Befindlichkeitslyrik. Ansonsten ist “Ein leichtes Schwert” musikalisch einen Tick experimenteller und vielseitiger als die jüngeren Wir sind Helden-Alben. Mein Urteil steht fest: “Ein leichtes Schwert” ist entbehrlich.
Vielleicht verstehe ich es auch einfach nicht, weil es für wesentlich jüngere Menschen gedacht ist. Intro.de wartet mit einem Nena-Vergleich auf. Ich bin mir unsicher, ob nicht sogar Nenas Kinderliederplatte gemeint sein könnte:
Doch Judith Holofernes ist wild entschlossen, ihr neues leichtes Ich zu präsentieren, und so reiht sich ein bemüht eigenwilliger Nena-artiger Song an den anderen. Dabei werden die verschiedensten Stile wie Indie-Rock, Zydecko oder Rock’n’Roll durchdekliniert, und ein Lied der jungen Mutter Holofernes nennt sich ganz selbstironisch »M.I.L.F«, was im Trash-Tratsch-Porno-Kosmos bedeutet: »Mother I like to fuck« – hier steht die Abkürzung allerdings für »Mixtape I like to fuck«. Im Song dazu duellieren sich die Sängerin und ihr Freund mit ihren Lieblingsmusikern. [...] Im Pressetext zu »Ein leichtes Schwert« wird eine Freundin von Holofernes zitiert, laut der das Werk »unerzogen und ungekämmt« sei und eine kleine Meise habe: »Piep. Piep. Peng. Peng«, beschreibt sie es wenig wortgewaltig. Dem kann man sich nur anschließen.
Einen Aspekt möchte ich dem Album allerdings hoch anrechnen: Die Erwartungen an ein eventuelles neues Wir sind Helden-Album oder gar an ein weiteres Judith Holofernes-Werk werden merklich gedämpft sein.
Das Video zu “Ein leichtes Schwert”:
Und das Video zu “Liebe Teil 2 - jetzt erst recht”:
Judith Holofernes auf Tour:
- 02.04. Bremen
- 03.04. Dortmund
- 04.04. Hannover
- 06.04. Dresden
- 07.04. Leipzig
- 09.04. Wien
- 10.04. Graz
- 11.04. München
- 12.04. Heidelberg
- 14.04. Stuttgart
- 15.04. Frankfurt
- 16.04. Bielefeld
- 17.04. Köln
- 19.04. Hamburg
- 20.04. Berlin
“Ein leichtes Schwert” klingt nach: