Nein, das sind nicht mehr die Smashing Pumpkins der 90er Jahre. Aber es sind ja auch nicht mehr die 90er Jahre.
Ginge es nach dem Willen der Autoren dieser Liste, müssten sich die Smashing Pumpkins bald (erneut) auflösen. Seit 2009 ist Billy Corgan in der Tat der letzte Vertreter des ursprünglichen Line-Ups. Seit 1988 blicken die verschiedenen Konstellationen unter diesem Namen auf neun veröffentlichte Alben zurück, sofern man das bezüglich Veröffentlichungspolitik seltsame “Teargarden by Kaleidyscope” mitzählt.
Ich stimme den Autoren der oben erwähnten Liste übrigens nicht zu. Hätte es dieses neunte Album der Band nicht gegeben, wären hörenswerte Songs wie
- der Opener “Quasar”, eine Erinnerung an Songs auf der gleichen “Albumposition” wie “I am the one” und “Cherub rock”
- mein Lieblingstitel “The celestials”, vielleicht einer der besten Songs der Band in diesem Jahrtausend
- die gefühlvolle Hymne “My love is winter”
- der epische Titelsong
nie (oder unter einem anderen Namen einer Band von und mit Billy Corgan) erschienen.
James Ihas Gitarrenspiel, Jimmy Chamberlins zumindest zu seinen Hochzeiten dynamisches Drumming und natürlich D'arcy Wretzky lassen sich nicht vergessen machen. Aber Corgans aktuelle Begleitband liefert solide Arbeit ab. Der Gitarrist Jeff Schroeder ersetzte Iha bereits 2007, Bassistin Nicole Fiorentino (die weibliche Besetzung dieses Instruments ist zumindest eine weitere Konstante im SP-Universum) war schon als Tour-Begleitung mit unterwegs, bevor sie 2010 ein festes Mitglieder der Band wurde. Mike Byrne schließlich ist der 22jährige Nachfolger von Chamberlin.
Also haben wir ein paar starke Songs und eine neue Band. Da verzeihe ich auch gerne einige schwächere Momente auf “Oceania”. Das sind nicht mehr die Smashing Pumpkins der 90er Jahre sondern eine aktueller Version dieser Idee. Der Zorn der einigen älteren Songs innewohnte ist (leider) verflogen. Dafür gibt es mehr poppige Momente. Ich bin gespannt, ob Corgan der Band Zeit und Raum zur Weiterentwicklung gibt. Ich wünsche es mir und allen ehemaligen und aktuellen Smashing Pumpkins-Fans. Auf neue Zielgruppen kann er m. E. nicht hoffen.
Eine Akustik-Version von “The celestials”:
Die Songs auf “Oceania” sind: