2002 verschlug es mich schon einmal zum Weihnachtskonzert nach Köln. Unter dem Titel "Rockpalast Christmas Special" durfte ich damals tolle Auftritte von Richard Ashcroft, Slut, den Turin Brakes und JJ 72 erleben.
Dieses Jahr ging es etwas weniger weihnachtlich zu, luden doch die sehr politisch motivierten Bands The (International) Noise Conspiracy und New Model Army zur Predigt.
Die "Vor-Vorgruppe" Voicst sparte ich mir. Pünktlich um 20.00 Uhr betraten The (International) Noise Conspiracy die Bühne. Deren aktuelles Album hat mich bislang nicht umgehauen, aber ich konnte mich bei einem Konzert im Jahre 2001 von den Live-Qualitäten überzeugen und wurde auch gestern nicht enttäuscht. Dennis Lyxzén und seine Jungs lieferten ein energiegeladenes (einstündiges) Set. Über die politischen Aussagen der Band (und Musikern überhaupt) kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Ich fand sie recht amüsant, besonders die Abschiedspose (auf dem Bild schwer zu erkennen, die Fäuste waren natürlich geballt)
Apropos Posen: Das ist eine gute Überleitung zum fast zweistündigen Auftritt der New Model Army. Ich gebe es zu: Richtig intensiv hatte ich mich mit dieser Band nie befasst. Ich war solch ein Gast, wie ich sie i. A. verachte. Natürlich kannte ich die Hits der Band und grundsätzlich hatte ich sie auch für "gut" befunden. Auf das Konzert war ich so aber nicht ausreichend vorbereitet. Die Setlist bot einen Querschnitt dessen, was die Band in den knapp 30 Jahren ihres Bestehens produziert hat. Und das geht weit über "51st state" (nicht gespielt) und "Vagabonds" hinaus. Ich war überrascht von der musikalischen Vielfalt, welche Justin Sullivan und seine Kollegen den Besuchern um die Ohren hauten. Justins Charisma und seine Bühnenpräsenz machen sicher einen guten Teil der Magie aus, welche diese Band umgibt. Es hatte schon etwas vom Auftritt eines Predigers und viele der Fans nehmen die Sache ganz schön ernst. Einige Leute im Publikum fielen durch choreographische Höchstleistungen in Form komplett einstudierter Gestik auf. Gemeinsam mit der "Irisch Pub Mitgröhl"-Stimmung (die meisten Songs laufen nun einmal auf recht "banale" Refrains hinaus) ergab dies eine sehr eigene Atmosphäre. Es hat schon seinen Grund, dass die Fans der Band als "The Family" bekannt sind. Recht nervig war allerdings die Konzertbesucher, die ihren Enthusiasmus in Form von Aggressionen auslebten, das funktioniert bei z. T wesentlich härteren Bands doch reibungsloser.
Anfang 2009 will die Band neue Songs aufnehmen, diese veröffentlichen und wohl auch live präsentieren. Vielleicht auch wieder bei einem Weihnachtskonzert in Köln.