Mal wieder ein Buch von Arto Paasilinna. Je mehr ich mich an seinen Stil gewöhne, desto weniger überrraschend sind seine Bücher. In "Die Giftköchin" erwehrt sich eine betagte Offizierswitwe den Frechheiten und tätlichen Angriffen ihres Neffen und seiner unnützen Kumpanen. Vor diesem Hintergrund baut sich eine Kriminalgeschichte auf. Eine solche (wenn natürlich auch mit viel Galgenhumor und Boshaftigkeit) kannte ich von Paasilinna bislang nicht. Die Geschichte an sich gerät dann auch recht unspektakulär, die Einblicke in das finnische Leben zwischen zweitem Weltkrieg und den 80er Jahren machen die Sache interessant. Vor allem die Schilderung des Alkoholkonsums der Finnen wirkt immer wieder erschreckend bis erheiternd.
Die besten Geschichten schreibt das Leben. Und ich schreibe mit.
Samstag, 15. November 2008
Sonntag, 19. April 2009
Buch: Arto Paasilinna - Im Wald der gehenkten Füchse
Mal wieder ein Buch meines Lieblings-Finnen. Mal wieder geht es auch um Gauner und das Leben in Skandinavien und der Autor spart auch diesmal nicht mit sarkastischen und augenzwinkernden Schilderungen. Nachdem er seine Komplizen (die für ihn in den Knast gegangen sind) übers Ohr gehauen hat, flieht der arbeitsscheue Oiva Juntunen in den hohen Norden des Landes und vertriebt sich dort die Zeit. Das nötige Gold für ein komfortables Leben hat er, nur die Lebensumstände müssen eben darauf zugeschnitten werden. Mit viel List und etwas Tücke und Helfern gelingt das.
Ich bleibe bei meiner Aussage: Keines der Bücher hat mich bislang enttäuscht. Aber Qualitätsunterschiede gibt es. Daher hier das Ranking der Arto Paasilinna-Bücher, die ich schon gelesen habe (wird fortgesetzt):
1. Nördlich des Weltuntergangs
2. Der wunderbare Massenselbstmord
3. Im Wald der gehenkten Füchse
4. Vorstandssitzung im Paradies
5. Die Rache des glücklichen Mannes
Mittwoch, 3. September 2008
Buch: Arto Paasilinna - Die Rache des glücklichen Mannes
Arto Paasilinna habe ich bereits an diesen Stellen erwähnt. Ich bedauere, niemals finnisch gelernt zu haben, da ich seine Bücher gerne im Original lesen würde. Aber auch in der deutschen Übersetzung machen sie Spaß.
"Die Rache des glücklichen Mannes" ist das Buch, welches ich jüngst gelesen habe. Der Protagonist Akseli Jaatinen wird entsprechend seinem Beruf als Baumeister in ein finnischer Kaff geschickt, um dort eine neue Brücke zu bauen. Aufgrund seiner für die Dorfbevölkerung ungewöhnlichen Methoden fällt er schnell bei der Dorfobrigkeit in Ungnade. Seine Aufgabe bewältigt er trotz aller Widerstände, allerdings sorgen seine Gegner dafür, dass er seinen Job verliert.
Rache und Überlebenstrieb bringen ihn dazu, sich in dem Dorf eine neue Existenz aufzubauen. Das gelingt ihm recht erfolgreich und sukzessive "erobert" er das gesamte Dorf.
Die Geschichte gibt einen schönen Einblick in ländliches Leben und die dörfliche Hackordnung. Das Buch ist im Original bereits 1976 erschienen, in Deutschland kam es dann schon 2002 auf den Markt. Zum Verständnis der Geschichte muss man sich also ca. 30 Jahre zurückversetzen (30 Jahre in Mitteleuropa entsprechen natürlich nicht zwangsläufig der gleichen Anzahl Jahre in Finnland, Finnland trat erst spät der EU bei und war vorher eher eine "russische Provinz"). Aber auch ohne Betrachtung dieses Faktors bekommt man einen guten Einblick in das Leben hinter idyllischen Fassaden.
Weiter halte ich „Nördlich des Weltunterganges“ für die bessere Wahl für Paasilinna-Einsteiger, aber bislang hat mich keines (wie auch dieses) seiner Bücher enttäuscht.
Dienstag, 26. Juni 2007
Buch: Arto Paasilinna - Der wunderbare Massenselbstmord
In den Pausen zwischen den Durchläufen der neuen Editors-CD habe ich Arto Paasilinnas „Der wunderbare Massenselbstmord“ zu Ende gelesen. Ich stieß auf den Autor, als mir sein Buch „Nördlich des Weltunterganges“ geschenkt wurde. Der „Schenker“ hatte in einer Buchhandlung nach einem sarkastisch-ironischen Autor gefragt um ein passendes Buch für mich zu finden. Er meinte wohl, dass sich Gegensätze anziehen. „Nördlich des Weltunterganges“ hat mir so gut gefallen, dass ich nun auch „Der wunderbare Massenselbstmord“ gelesen habe.
Die Geschichte beginnt in Finnland und dreht sich um ein typisch finnisches Thema. Nein, nicht gesteigerter Alkoholkonsum (obwohl auch dieser in dem Buch ab und zu Erwähnung findet), das andere finnische Thema: Selbstmord. Ein Mann entschließt sich, Selbstmord zu begehen und macht sich mit dem Revolver auf dem Weg in seine Scheune. Dort trifft er einen Mann, der sich gerade erhängen will. Man kommt ins Gespräch und verschiebt das Vorhaben. Aus der Erkenntnis, dass sie sich auf Grund der Todessehnsucht verstehen, wächst die Idee, weitere Gleichgesinnte zu suchen. Das resultiert in kuriose Situationen und einem Bus voller potentieller Selbstmörder auf dem Weg quer durch Europa.
Neben der Story möchte ich vor allem Arto Paasilinnas Erzählstil hervorbeben, oder zumindest das, was nach der Übersetzung davon übrig bleibt. Ich las jeden Satz „vorsichtig“ und mit einem Lächeln im Gesicht, weil ich wusste, dass gleich wieder pure Ironie aufblitzt. So lässt sich auch aus einem „schwierigen“ Thema ein mehr als unterhaltsames Buch machen.
Für Einsteiger empfehle ich eher „Nördlich des Weltunterganges“, weil der Autor dort seine Stärken noch besser ausspielt. „Der wunderbare Massenselbstmord“ ist aber definitiv lesenswert. Ich denke auch noch weitere Werke des Autors zu lesen, demnächst dann vielleicht mehr darüber an dieser Stelle.
Donnerstag, 3. Januar 2008
Geschriebene Worte im Blog... und auf Papier
Dany ruft zu einer "Blog-Bücher-Aktion" auf. Dem komme ich gerne nach.
1. Welche 5 Bücher würdest Du vorstellen?
Ich werte von mir gelesene Bücher nur sehr grob und vergleiche sie nicht wirklich miteinander. Daher stellen meine fünf Bücher keine Rangliste dar.
1. Simon Beckett - The chemistry of death, weil das Buch zwar nicht besonders anspruchvoll, aber spannend ist.
2. Jonathan Safran Foer - Extremely loud & incredibly close, weil das Buch für meine Lesegewohnheiten sehr untypisch und wahrscheinlich daher so interessant für mich war. Das Wort "rührend" nutze ich hier natürlich nicht.
3. John Twelve Hawks - The traveler, weil auch hier Spannung
und Unterhaltungswert über kleinere inhaltliche Schwächen hinwegtrösten.
4. Mo Hayder - Tokyo, weil dieser Roman nicht nur spannend ist, sondern auch noch über ein geschichtliches Ereignis aufklärt und die Erzählweise beeindruckt.
5. Arto Paasilinna - Nördlich des Weltuntergangs, weil dieses Buch sogar ohne offensichtliche Spannung fesselt. Der Stil des Autors ist einfach klasse.
2. Welchen Autor, welche Autorin fändest Du erwähnenswert und warum?
Arto Paasilinna, weil sein Bekanntheitsgrad in Mitteleuropa noch nicht da ist, wo er hingehört. Leider kann ich seine Bücher nicht im Original lesen, aber wenn ich davon ausgehe, dass sie durch die Übersetzung sicher nicht besser werden... Witz, Skurilität und Sarkasmus in Reinkultur.
3. Welches Buch bringst Du mit Deiner Kindheit in Verbindung?
Obwohl ich in meiner Kindheit einige Romane gelesen habe, haben doch die Asterix-Bände einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
4. Welches ist dein Lieblingsbuch?
Noch kein Buch habe ich ein zweites Mal gelesen. Aber sehr gut hat mir vor einigen Jahren "The Pillars of the earth" gefallen. Auch "The Manson Murders" und "American Psycho" fand ich toll.
5. Und welches Buch findest Du absolut überschätzt?
Die Bibel, weil sie von vielen Menschen zu ernst und vor allem wörtlich genommen wird.
Sonntag, 4. September 2016
Buch: Saša Stanišić - Der Fallensteller
"Der Pizzaalbaner mit Turmkochmütze lässt sich von Mo fotografisch nicht festhalten, protestiert erst: vornehm, sodann, als Mo mit der Kamera in sein Steinofenheiligtum eindringt: wüst, reißt sich seine verführerische Pizzaalbanermütze vom Schädel, will Mo gar den Apparat aus der Klaue hauen, oder tut bloß derart, indem er mit seinem Fuchtelarm: tuntig, gleichwohl nicht ungefährlich!, vor Mos Angesicht fuchtelt, sodass Mo weichen muss, auf den fettigen Fliesen ins Ausgleiten gerät und bei höchster Komplikation in der Manier einer dreizehnjährigen rumänischen Bodenturnerin sensationell mit einem knappen Auf-den-Beinen-Verbleiben den Fliesen den Kuss verweigert." (Aus: "Mo klaut ein surrealistisches Gemälde einer syrischen Surrealistin und will es seinem Vater verkaufen, bzw. egal wem")
Den Kern des Buchs bildet die knapp 90 seitige titelgebende Erzählung. Aus ihr stammen auch diese kleinen Highlights:
"Und 'Lämmchen' ist- wenn es sich um ein tragisches handelt - in der deutschen Sprache derart mit Traurigkeit umwoben wie höchstens noch die Wortfolge. "in Sachsen-Anhalt Weihnachten allein verbringen als alte Frau."
"Ehrliche Menschen verkleiden sich nicht, siehe Rheinland. Den Rheinländern kannst du eigentlich überhaupt nicht trauen, die verkleiden sich permanent, und es ist auch kein Wunder, dass es bei denen die wenigsten Selbstmörder gibt, die betrügen sogar sich selbst mit ihrem Optimismus."
Für die Lektüre des Buches ließ ich mir ungewöhnlich viel Zeit, weil ich den Lesegenuss "strecken" wollte. Ich empfehle "Der Fallensteller" allen, die mal wieder richtig Spaß an und mit der deutschen Sprache haben möchten. Dieser kommt in Tweets und anderen Beiträgen in sozialen Netzwerken ja doch meist zu kurz.
Diesen Monat werden zwei Lesungen mit dem Autor veranstaltet:
- 14.09. Geisenheim
- 15.09. Kassel