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Dienstag, 1. Dezember 2020

Musik: The Smashing Pumpkins - Cyr


 


Entschwoben in den Synth-Pop.

Vermutlich lief die Planung zu diesem Album so ab: Da saßen mit Billy Corgan, James Iha und Jimmy Chamberlin drei Musiker zusammen, denen man u. a. das irgendwie noch immer nachhallende "Mellon Collie and the Infinite Sadness" zu verdanken hat. Jeff Schroeder, der seit der "Zeitgeist"-Tour und damit nun auch schon seit 13 Jahren zur Band gehört war auch am Tisch. Es wurden grundlegende Fragen geklärt:

"Lustig, nach 'Shiny and oh so bright, Vol. 1 / LP: No past. No future. No sun.' hatten wir keine Umbesetzung der Band. Das gab es seit 'Mellon Collie and the Infinite Sadness' nicht mehr. Was machen wir denn statt einer Umbesetzung?"

"Lass' uns halt den Produzenten einsparen. Rick Rubin war ja nicht ganz billig."

"Dann mache ich das mal wieder selbst." 

"Coole Idee, Billy."

"Vielleicht noch mehr mit Synthesizern? Das klingt doch dann bestimmt modern. Ich habe mir kürzlich mal wieder Alben von Siouxsie and the Banshees, Sisters of Mercy und Joy Division angehört. Das haben die ja auch gar nicht so doof gemacht."

"Was die konnten, können wir schon lange."

"Ich denke mal so 20 Songs sollten wir schon drauf packen, oder?"

"Klar, weniger wäre ja albern. Wird mal wieder Zeit für einen Doppel-LP."

"Katie Cole und Sierra Swan haben uns bei den Touren im Background ganz gut getan. Sollen ein paar ihrer Gesangsspuren auch auf das neue Album packen?"

"Auf jeden Fall."

"Ich habe auch schon eine Idee für das Cover. Wie findet ihr dieses?"

"Wundervoll."

The Smashing Pumpkins haben mit "Cyr" nun bereits ihr elftes Album veröffentlicht. Vielleicht war nicht jede der Entscheidungen während der Produktion des Albums ein Glücksgriff. Zumindest die Gestaltung des Covers hätte man diskutieren können. Seit "Oceania" wurden die Fans zuerst in homöopathischen Dosen und spätestens mit "Shiny and Oh So Bright, Vol. 1 / LP: No Past. No Future. No Sun." recht offensiv an Synthesizer-Teppiche herangeführt. Natürlich vermisst man die Gitarren, für die The Smashing Pumpkins vor allem mit James Iha stehen. Aber die zentrale Erkenntnis von "Cyr" ist, dass Corgans Stimme und seine Melodieverliebtheit hervorragend mit Synth-Pop harmonieren. Verstärkt wird die Wirkung durch den wohldosierten Einsatz der Stimmen der Gastsängerinnen. 

Nicht alle 20 Titel auf "Cyr" sind super, aber der Titelsong, "Ramona", "Wyttch", "Starrcraft", "Adrennalynne" und "Tyger, tyger" sind absolut hörenswert und machen nach einigen Durchgängen tatsächlich süchtig. "Cyr" hätte ein ziemlich gutes Album werden können. So wurde es ein gutes Album mit langer Spielzeit.  

Wird mit diesem Album das Zeitalter der Harmonie bei den Smashing Pumpkins eingekehren? Man wird sehen, ob Band und musikalische Ausrichtung im Hinblick auf die vollmundigen Ankündigungen bezüglich der Zukunft stabil bleiben. Das Ende der Rockmusik hatte Corgan bereits 1997 im Zuge der Veröffentlichung von "The End Is the Beginning Is the End" verkündet. Aktuell zelebriert er diesen Gedanken. 

Das Video zum Titelsong:


Und das zu meinem aktuellen Lieblingssong "Ramona":

Parallel zum Album wurden die fünfteilige Video-Serie "In ashes" veröffentlicht. Hier Episode 4 zum Song "Wyttch":


"Cyr" klingt nach: