In Würde gereift und eines Comebacks würdig.
Da kommen Erinnerungen hoch: Es war 1998, ein Pakistani hatte mich gerade in die geheimnisvolle Welt des Internets eingeführt und XFM promotete heftig das Idlewild Debüt-Longplayer “Hope is important”. Fleißig nahm ich die Songs auf Kassette auf.
Inzwischen hat sich das Internet rasant entwickelt, XFM hat etwas an Zauber verloren, die alten XFM Kassetten krame ich nur noch selten heraus und Idlewild hat seitdem sechs weitere Alben veröffentlicht. Diese geringe Ausbeute erklärt sich unter anderem durch eine Auszeit von 2010 bis 2013. “Everything ever written” ist somit das Comeback Album, mit dem ich nicht mehr gerechnet hatte. Offenbar bot das 20jährige Jubiläum der Bandgründung eine gute Gelegenheit, neue Musik zu veröffentlichen. Und wie es sich für eine schottische Band gehört, gibt es zum Comeback das bandeigene IPA:
Besonders charmant finde ich “Hops is important” auf dem Label als Anspielung auf das Debütalbum der Band. Leider konnte ich es bislang nicht kosten. Eben dieses Debüt “Hope is important” könnte ich mit einem IPA verbinden: Es war stark, würzig und frisch.
Zum aktuellen “Everything ever written” würde nach meinem Verständnis eher ein würdevoll gereifter Rotwein passen. Die Band baut auf die Erfahrung der verbliebenen Gründungsmitglieder Roddy Woomble, Rod Jones und Colin Newton sowie auf die Bereicherung durch die neu hinzugestoßenen Andrew Mitchell und Rossi auf.
2014 unternahm Idlewild eine Akustik Tour. Das Publikumsinteresse führte zu durchweg ausverkauften Konzerten und die Band wurde offenbar nachhaltig beeindruckt von der Wirkung ihrer Songs. Viele der neuen Titel weisen einen deutlichen Folk-Anteil auf und führen den mit dem Vorgänger "Post electric blues" eingeschlagen Weg fort. Das klingt ebenso glaubhaft wie die an die Vergangenheit erinnernden rockigen Titel. Idlewild ist eine gereifte Band und “Everything ever written” ein würdiges Comeback.
Besonders gut gefallen mir der Opener “Collect yourself”, “Every little means trust”, “On another planet”, “Radium girl” und “Left like roses”. Ich weiß noch nicht, was ich von den wilden Bläsern auf “All things different” halten soll.
Der Opener “Collect yourself”:
Ein kurzer Interview und der Song “Every little means trust” (ab 2:00):
“Everything ever written” ist: