Die guten Killers Zeiten scheinen lange vorbei zu sein. Brandon Flowers’ erstes Solo Album aus dem Jahr 2010 konnte man getrost schnell vergessen. Nun versucht er es erneut mit dem Mitte Mai erscheinenden “The desired effect”. Der Song “Can’t deny my love” klingt so:
Was in den 90er Jahren gut war, kann jetzt nicht schlecht sein.
Zum 25. Jubiläum legen The Prodigy mit “The day is my enemy” ein Album hin, welches die letzten 15 Jahre vergessen lässt. Kaum einer der Songs auf diesem sechsten Album der Band hätte nicht auch auf “Music for the jilted generation” oder auf “The fat of the land” erscheinen können. Nach dem nicht schlechten aber irgendwie angestrengt wirkenden “Always outnumbered, never outgunned” setzt die Band aus Essex den mit “Invaders must die” eingeschlagenen Weg zurück zu ihren Wurzeln und Stärken fort.
“The day is my enemy” ist ein Album ohne zwingenden Hiit und ohne Ausfälle und jetzt bin ich davon überzeugt, dass es sich bei dem Comeback dieser Band um eine gute Idee handelte. Die letzten fünf Studioalben stiegen im UK jeweils auf Platz 1 in den Charts ein. Ich bin gespannt, ob The Prodigy mit “The day is my enemy” diese Reihe fortsetzt.
Das Video zum Titelsong:
Und das zu “Wild frontiers”
:
Die 90er Feten steigen am 11.04. in Berlin, am 12.04 in Hannover und im Juni bei Rock am Ring / Rock im Park.
Duke Garwood ist kein Newcomer. Doch die Wahrnehmung seiner Musik verläuft offensichtlich ebenso dezent wie seine Songs funktionieren. Ich wurde erstmals im Rahmen seiner Kollaborationen mit Mark Lanegan auf ihn aufmerksam. Diese Zusammenarbeit war bemerkenswert: Da spielte jemand Gitarre für Mark Lanegan, der eigentlich auch dessen Gesangsparts hätte übernehmen können. Mark Lanegans letzte Alben haben mich weitgehend enttäuscht. Vielleicht kann Duke Garwood mit seinem fünften Solo Album “Heavy love” in die Bresche springen.
Da er viele Instrumente beherrscht (und bestimmt ein netter Typ ist), hat er sich in Musikerkreisen schon einige Freunde verschafft. So gilt er z. B. als inoffizielles Mitglied von Archie Bronson Outfit. Einige Musiker revanchierten sich auf “Heavy love” für Garwoods Dienste. Für Savages blies er die Klarinette, nun begleitete ihn deren Sängerin Jehnny Beth auf dem Titeltrack. Aufgenommen wurde das Album in Josh Hommes Studio in Kalifornien. An seiner Seite hatte Garwood dabei eben Mark Lanegan und Alain Johannes von den Queens Of The Stone Age.
Doch trotz dieser Ratgeber klingt “Heavy love” nur stellenweise an Stoner Rock. Im Mittelpunkt stehen Garwoods Singer/Songwriter Talente und seine Stimme. Ruhig, düster, fragil und zeitgleich souverän erklingt diese über dem dezenten Teppich aus Indierock, Alternative und Blues (Rock).
“Sometimes”, “Disco lights” und “Sweet wine” sind meine Empfehlungen aus diesem Album.
Vier Jahre sind bereits seit Florence Welchs letztem Album “Ceremonials” vergangen. Das wird es nun wirklich Zeit für einen Nachfolger. Dieser wird den Namen “How Big, How Blue, How Beautiful” tragen und Ende Mai erscheinen.
Die vielen Ideen des Ex-Fleet Foxes Schlagzeugers.
Es wäre unfair, Joshua Tillman auf seine Rolle als Schlagzeuger bei den Fleet Foxes zu reduzieren. Vor und während dieser Zeit veröffentlichte Tillman bereits acht Solo-Alben. Er stieß kurz vor Veröffentlichung des Fleet Foxes-Debüts im Jahr 2008 zur Band und verließ sie 2012.
Im gleichen Jahr brachte er mit “Fear fun” sein erstes Album unter dem Pseudonym Father John Misty auf den Markt. Mit “I love you honeybear” folgte dieses Jahr die zweite Platte. Produziert wurde sie erneut von Jonathan Wilson, der auch für Conor Obersts “Upside down mountain” an den Reglern stand.
“I love you honeybear” ist ein Konzeptalbum und Tillman wählte ein ihm naheliegendes Thema: Sich selbst. Offensichtlich hat er bereits ein abwechslungsreiches Leben hinter sich. Er benötigt Orchester, Streicher, Indie, etwas Electro, Soul, Folk und seine Singer/Songwriter Künste, um es zu beschreiben.
Die stärksten Titel sind “When you’re smiling and astride me”, “The ideal husband” und “Bored in the USA”. Mir geht es stellenweise mit seinem Album wie ihm mit seinem Heimatland. Tillmans Stimme hat als Teil der Fleet Foxes Harmonien sicherlich ihren Beitrag geleistet. Für sich allein klingt sie mir zu glatt und austauschbar.
Nach einigen Singer/Songwriter Alben sowie wenig inspirierten Ambient und Electropop Platten kam mir das neue Werk der Wave Pictures gerade recht.
1998 gegründet haben sich die Herren David Tattersall, Franic Rozycki und Jonny Helmüber durch mehr als ein Dutzend veröffentlichter Alben vor allem in ihrer britischen Heimat einen Namen gemacht. Den nutzen sie, um mit Billy Childish eines ihrer Idole als Produzent und Co-Writer für “Great big flamingo burning moon” zu gewinnen. Und der stellte sein zum Teil noch aus den 60er Jahren stammenden Equipments und seine Gitarrenkünste zur Verfügung.
Entsprechend roh, rumpelig und “garagig” klingen die meisten der 13 Titel. Zwischen Garage, Lo-Fi, Indierock und den unvermeidlichen Hefner-Vergleichen ist “Great big flamingo burning moon” erfreulich vielseitig geraten.
“I could head the telephone”, “At dusk you took down the blinds”, “Sinister purpose” (John Fogerty Cover)und “We fell asleep in the blue tent” sind meine Empfehlungen auf “Great big flamingo burning moon”.
Ein Mitschnitt des Songs “Pea green coat” in mäßiger Qualität:
Vermutlich klingen The Wave Pictures im Konzert besser:
Besonders erfindungsreich bezüglich des Bandnamens waren Matthew Cooper und Mark T. Smith nicht, aber wahrscheinlich sahen sie voraus, dass Inventions ohnehin mit dem Verweis auf ihre anderen Bands und Projekte vorgestellt werden: Matthew Cooper ist ansonsten unter dem Namen Eluvium als Ambientmusiker unterwegs, während Smith Gitarrist bei Explosions In The Sky ist.
Auf dem gleichen Label und über einigen Tourneen vereint, wollte Smith Cooper für einen Song bei Eluvium unterstützen. Daraus wurde letztendlich ein eigenes Projekt und nun bereits das zweite Album “Maze of woods”.
Man muss sich etwas Zeit nehmen, um auf “Maze of woods" neben dem ganzen Ambientgeblubber erinnerungswürdige Fragmente zu erkennen. In den besseren Momenten des Albums fühle ich mich an Sigur Rós erinnert. Ab und zu blitzt mal eine Gitarre und die Hoffnung auf eine anständige Drone Attacke auf… um anschließend in die Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Ansonsten ist “Maze of woods” vor allem gepflegte Langweile. Es wurde angeblich inspiriert vom letzten Absatz aus Denis Johnsons Novelle “Train dreams”. Dort wird das Geheul eines verwilderten Wolfsjungen beschrieben. Etwas kräftigeres Gebrüll hätte “Maze of woods” m. E. gut getan.
“Escapers”, “Peregrine” und “Wolfkids” sind die hörenswerteren Titel auf “Maze of woods”.
Inventions' Maze of Woods is a piece of wonder. The album as a whole offers plenty of white space for reflection but not too much to the point of boredom or ambivalence. It's a compassionate celebration of all the possibilities we have in this world. Sometimes challenging, other times comforting, Inventions encourage you to step inside the imagination portal and dream.
Statt eines aktuellen Songs gibt es hier eine der ersten Zusammenarbeiten der Herren Cooper und Smith:
Leider weniger düster als das Cover vermuten lässt.
Die Pressemitteilung vergleicht Eternal Death u. a. mit Burial und Robyn. Vor allem die Single “Head” belegt das recht eindrucksvoll. Im Kern machen Elin Berlin (Betreiberin des Blogs Youth knows no pain) und Johan Angergård (u. a. aktiv bei Club 8, Acid House Kings, The Legends und Pallers) tanzbaren Electropop. Das klingt annähernd so austauschbar, wie es tatsächlich ist. Als Lichtblick erscheinen mir einige düstere Beats, die in Richtung Dubstep gehen. Diese nehmen auf dem gleichnamigen Debüt der schwedischen Band aber zu wenig Raum ein, um tatsächlich als Besonderheit durchzugehen.
Neben miesen Songs wie “Cry” fällt es “Head” und “Hole” einfach, als relative Höhepunkte zu glänzen.
Ich räume ein, dass es zum Album auch andere Meinungen gibt. So z. B. bei Fensepost.com:
This is music ideal for the darkness; those quiet times at night when you are alone. It is music for the contemplative and solitary. Late night drives. Late night walks. Maybe a solo stargaze. [...] I already feel comfortable stating that Eternal Death could very well be a top five — or even top three — contender for album of the year!
Ich fürchte, dass “Eternal death” unter den in der Kritik angegebenen Bedingungen seinem Namen alle Ehre macht…
Nach acht Jahren keine Überraschungen aber hohe Qualität.
Wenn eine Band schon vor Veröffentlichung eines Albums viele Songs raushaut, hat sie entweder sehr viel Material und/oder sie ist sich ihrer Sache ziemlich sicher. Seit Dezember 2014 koppelte das Label bereits die Singles “Lampshades on fire”, “Coyotes” und “The best room” aus. Ferner wurden “The ground walks, with time in a box” und “Of course we know” als Preview vorweggeschickt. Aber mit insgesamt 15 Titeln verfügt das nun veröffentlichte zugehörige Album “Strangers to ourselves” auch über genug “Material”. Und angeblich reicht es sogar noch für ein weiteres Werk, welches schon bald erscheinen soll.
Dafür ließen sich Modest Mouse auch Zeit: Der Vorgänger “We were dead before the ship even sank” erschien bereits im Jahr 2007. Seit der Gründung durch Isaac Brock, Jeremiah Green und John Wickart im Jahr 1993 hat die Band damit ihre (bislang) längste Auszeit hinter sich. Durchgängig und von Beginn an dabei war Isaac Brock. Damit ist er neben langen Song- und Albumtiteln und Alben mit mindestens 14 Tracks eine der Konstanten der Band aus dem Staat Washington.
“Strangers to ourselves” erscheint mir als ein außergewöhnlich homogenes Album. Ich konnte bislang keinen zwingenden Hit heraushören, aber einen schwachen Song fand ich auch nicht. Von der einstündigen Spielzeit des Albums dürfte sich kein Indierock-Anhänger enttäuscht fühlen. Für einen schnelleren Zugang empfehle ich “Lampshades on fire”, “Shit in your cut”, “The ground walks, with time in a box”, “Pups to dust”, “Wicked campaign”, “The tortoise and the tourist” und “Of course we know”.
Twin Shadows Debüt “Forget” konnte mich nicht komplett überzeugen. Dem Nachnachfolger “Eclipse” gebe ich trotzdem eine Chance. Dort gibt es den Stream.
Etwas lauter aber noch immer dezent durch die Hintertür.
Seit dem Vorgänger “In our nature” sind fast acht Jahre vergangen. Zwischenzeitlich veröffentlichte José González mit Tobias Winterkorn als Junip “Fields” und “Junip”. Außerdem trug er 2013 einige Songs zum Soundtrack zu “The sectret life of Walter Mitty” bei und ein Computerspiel durfte er auch um einen Song bereichern.
So nett seine Alben auch immer sind, Output in wesentlich kürzeren Abständen gäbe seine erprobte Kombination aus seiner fragilen Stimme über seinem exzellenten Fingerpicking auf der Gitarre auch nicht her.
González hat “Vestiges & claws” weitgehend im Alleingang aufgenommen und entsprechend intim klingt es. Die dezente Untermalung lässt Raum für die Texte über anspruchsvolle Themen. Trotzdem verbreiten die meisten Songs eine Wohlfühlatmosphäre. “Vestiges & claws” ist gegenüber “In our nature” einen Tick lebendiger geraten (“Let it carry you” ist für González-Verhältnisse schon ganz schön flott). Das ist trotzdem über Albumlänge nicht spannend aber zumindest unwiderstehlich nett.
Das Video zu “Leaf off / The cave”
Seine Show bringt der Schwede auf diese deutschen Bühnen:
Da kommen Erinnerungen hoch: Es war 1998, ein Pakistani hatte mich gerade in die geheimnisvolle Welt des Internets eingeführt und XFM promotete heftig das Idlewild Debüt-Longplayer “Hope is important”. Fleißig nahm ich die Songs auf Kassette auf.
Inzwischen hat sich das Internet rasant entwickelt, XFM hat etwas an Zauber verloren, die alten XFM Kassetten krame ich nur noch selten heraus und Idlewild hat seitdem sechs weitere Alben veröffentlicht. Diese geringe Ausbeute erklärt sich unter anderem durch eine Auszeit von 2010 bis 2013. “Everything ever written” ist somit das Comeback Album, mit dem ich nicht mehr gerechnet hatte. Offenbar bot das 20jährige Jubiläum der Bandgründung eine gute Gelegenheit, neue Musik zu veröffentlichen. Und wie es sich für eine schottische Band gehört, gibt es zum Comeback das bandeigene IPA:
Besonders charmant finde ich “Hops is important” auf dem Label als Anspielung auf das Debütalbum der Band. Leider konnte ich es bislang nicht kosten. Eben dieses Debüt “Hope is important” könnte ich mit einem IPA verbinden: Es war stark, würzig und frisch.
Zum aktuellen “Everything ever written” würde nach meinem Verständnis eher ein würdevoll gereifter Rotwein passen. Die Band baut auf die Erfahrung der verbliebenen Gründungsmitglieder Roddy Woomble, Rod Jones und Colin Newton sowie auf die Bereicherung durch die neu hinzugestoßenen Andrew Mitchell und Rossi auf.
2014 unternahm Idlewild eine Akustik Tour. Das Publikumsinteresse führte zu durchweg ausverkauften Konzerten und die Band wurde offenbar nachhaltig beeindruckt von der Wirkung ihrer Songs. Viele der neuen Titel weisen einen deutlichen Folk-Anteil auf und führen den mit dem Vorgänger "Post electric blues" eingeschlagen Weg fort. Das klingt ebenso glaubhaft wie die an die Vergangenheit erinnernden rockigen Titel. Idlewild ist eine gereifte Band und “Everything ever written” ein würdiges Comeback.
Besonders gut gefallen mir der Opener “Collect yourself”, “Every little means trust”, “On another planet”, “Radium girl” und “Left like roses”. Ich weiß noch nicht, was ich von den wilden Bläsern auf “All things different” halten soll.
Der Opener “Collect yourself”:
Ein kurzer Interview und der Song “Every little means trust” (ab 2:00):
Mit einer sanft eindringlichen Baritonstimme gesegnet und nach einem Song der Band benannt lässt sich der Vergleich mit The National nicht umgehen. Doch darüber hinaus bietet The Slow Show aus Manchester soliden Indierock mit Folk-Note. Bereits 2010 gegründet konnte die Band ein starkes Fundament legen und über gefeierte Gigs und starke Singles ideale Voraussetzungen schaffen für die Veröffentlichung ihres Debüts “White water”. Dieses ist düster, schwer und federleicht zugleich und eines der Alben des Jahres 2015. Anhören!
“Dresden”, “Bloodline”, “Augustine” und “Paint you like a rose” sind meine Lieblinge auf dieser Platte.
Die nur bedingt erfreuliche Entdeckung der Farben.
Für die dritte Dame dieser Reihe geht es zurück nach Norwegen. Ebenso wie Susanne Sundfør war sie in der Vergangenheit bereits für den Spellemannprisen nominiert, der auch als "norwegischer Grammy" bezeichnet wird. Hanne Kolstø veröffentlicht seit 2011 im Jahrestakt Solo Alben. In ihrer Heimat erschien "Forever maybe" bereits Ende 2014. Bereits seit 2009 war sie in verschieden musikalischen Formationen u. a. als Thelma & Cylde aktiv.
Letztes Jahr erschien in Deutschland Kolstøs “Stillness and panic”, welches mir durch einige dunkle Stimmungen stellweise zu gefallen wusste. Das Plattencover gab diese Grundstimmung gut wieder.
Im direkten Vergleich fallen direkt die bunten Farben auf dem aktuellen “Forever maybe” auf. Für mich stehen diese für die Zuwendung zu erhebendem Synthpop auf diesem vierten Soloalbum. Leider klingt “Forever maybe” für mich dadurch wesentlich belangloser als der Vorgänger.
“Synnecrosis”, “The urge to repeat” und “All is contagious” sind in meinen Ohren die besseren Songs auf “Forever maybe”. Bezeichnenderweise ist der Hidden Track “Ways with sound” von Captain Knows Nothing der überraschendste und beste Titel auf diesem ansonsten spannungsarmen Album.
Das Video zu “We don’t see ourselves”:
Im April wird Hanne Kolstø in diesen deutschen Orten auftreten: