Die besten Geschichten schreibt das Leben. Und ich schreibe mit.

Sonntag, 6. August 2017

A Summer's Tale 2017 (2)

Der zweite Festivaltag begann für mich wegen eines verregneten Morgens erst am Nachmittag mit alten Bekannten, die ich bereits live erleben durfte: A Tale Of Golden Keys. Die Franken hatten sich am Tag ihres Auftritts auf dem "A Summer's Tale"-Festival um 6 Uhr morgens auf den Weg gemacht und so standen sie pünktlich um 14.30 Uhr auf der Bühne. 

Das "aktuelle" Album  wurde bereits 2015 veröffentlicht, der Nachfolger wurde für 2018 in Aussicht gestellt. Vier neue Songs stellte die Band bereits vor und diese machten mir verdammt viel Lust auf den Nachfolger von "Everything went down as planned". Für die Wartezeit empfehle ich den geneigten Hörern das Mini-Album "Postapocalyptic dinosaur terror unplugged" mit sechs Akustik-Versionen ausgewählter Songs. 


Für den letzten Titel "Three weeks" mischte sich die Band unters Publikum, was die für diesen Zeitpunkt zahlreichen Zuhörer vor der Waldbühne begeisterte. 



Die Setlist:

  • Writing on the wall
  • White (neuer Song)
  • Another chapter
  • Punk rock hit (neuer Song)
  • Everything went down as planned
  • In the far distance (neuer Song)
  • All of this
  • Exhale (neuer Song)
  • Disappearing
  • Three weeks

Auf dem Weg zur Eröffnung der Hauptbühne schaute ich noch in Tash Sultanas Auftritt herein. Die Australierin unterhielt die Zuschauer im Zeltraum allein mit vielen Instrumenten und Loops sehr gut.


Der Sonnenschein trocknete den Sand vor der Hauptbühne pünktlich zum Cigarettes After Sex-Auftritt. Der Band und ihrem aktuellen gleichnamigen Album kam in den letzten Monaten viel Aufmerksamkeit zu. Mein Eindruck des Konzert bestätigt den des Albums: Nett aber ereignisarm. Der Schlafzimmerblick des Sängers und Masterminds Greg Gonzalez passte aber sehr gut zur Show. 


Die Common Linnets hörte ich mir aus sicherer Entfernung an. So ein Festival soll bekanntlich für jeden Zuhörer etwas bieten. Bei den jungen Familien und Radiohörern kam die Band vermutlich gut an. Für mich hörte sich das an wie Truck Stop für Fahrer von Elektro-LKWs. Da sammelt ich lieber etwas Kraft am Teich hinter dem "Grünen Salon" für die abendlichen Konzerte. 


Das Festival bietet neben den Konzerten auch ein recht umfangreiches Workshop-Programm. Ein netter Bekannter trat mir seinen Platz bei der "Japanischen Teezeremonie" ab. So konnte ich diesem Ereignis beiwohnen und noch einen Schluck leckeren und erfrischenden Matcha-Tees genießen. 



Ein Grund für meinen Besuch in der Lüneburger Heide war PJ Harveys Auftritt. Die Engländerin übertraf meine Erwartungen mit ihrem einzigen Deutschland-Konzert des Jahres. Die Titel des letztjährigen Album "The hope six demolition project" packten mich in der Studioversion bislang nicht, doch mit diesem Auftritt änderte sich das. Beim Opener "Chain of keys" marschierte PJ Harvey mit einer in jeder Hinsicht beeindruckenden Band (zehn Personen, Bläser, Pauke und Vollblut-Musiker wie John Parish und Mick Harvey) ein. Mit dieser konnte sie die Songs der aktuellen Platte und des Vorgängers "Let England shake" sehr eindrücklich präsentieren. Als Kontrast ließ sie mit "50ft Queenie" ihre rauhe Frühphase durchscheinen und das in den 90er Jahren musikalische sozialisierte Publikum erfreute sie noch besonders mit "Down by the water" und "To bring you my love". Die Vielfalt PJ Harveys ist riesig. Sie liefert ein starkes Set ab, ohne die Hits ihres 2000-er Albums "Stories from the cities, stories from the sea" überhaupt auspacken zu müssen.


Die Songs:

  • Chain of Keys
  • The Ministry of Defence 
  • The community of hope
  • Let England Shake 
  • The Words That Maketh Murder
  • The Glorious Land
  • Dear Darkness 
  • In the Dark placesThe Wheel 
  • The Ministry Of Social Affairs
  • 50ft Queenie
  • Down by the Water 
  • To Bring You My love
  • River Anacostia
Zum würdigen Abschluss des Sets wurde für "River Anacostia" die zehnköpfige Band zu einem Chor.


Für mich war dieser Auftritt selbst durch die Pixies nicht zu toppen. Die Band um Frank Black / Black Francis durchlebt aktuell ihren n-ten Frühling. Mit "Debaser" startete das Set so kurzweilig und auf den Punkt, wie Pixies-Songs eben sind. Ich muss nicht erwähnen, bei welchem Song das Publikum tobte. 




Ich beendete das Festival zur Halbzeit mit der Gewissheit, schon ein paar richtig gute Konzerte gesehen zu haben.

Donnerstag, 3. August 2017

A Summer's Tale 2017 (1)


"Ich fahre diese Woche auf ein Festival." 
"Wacken?" 
"Nein, A Summer's Tale. Indierock für Erwachsene."

Nun ja, für Erwachsene, die aus Einhorn-Bechern trinken. 


An die idyllische Lage in der Lüneburger Heide erinnert eine Naturschutz-Insel auf dem Gelände. 


Der erste Tag verlief entspannt und vom Wetter begünstigt. Zur Ankunft untermalten Mister & Mississippi auf der Waldbühne die erste Mahlzeit des Festivalbesuchs. Spätestens mit Trump-kritischen Sprüchen war die Gunst der Zuhörer gewonnen.



Wenige Stunden vorab wurden zwei Überraschungskonzerte angekündigt. Das erste bestritt Matze Rossi. Die Zuhörer unter dem Zelt genossen seine Songs und den Schutz vor ein paar Regentropfen.



Anschließend schaute ich mir den "Zero Waste"-Workshop an. Zwei Musicaldarstellerinnen berichteten von ihren Erfahrungen aus dem Bereich der Müllvermeidung. Die Aussage "Wir sind Musicaldarstellerinnen, daher kennen wir uns mit Müll aus" fand ich besonders gut. ;-)



Es folgte das zweite Überraschungskonzert des Tages. Die Intergalactic Lovers liefen etwas ziellos über die Fläche, für die ihr Auftritt angekündigt war. Sie bestimmten dann selbst, wo die Bühne zu sein habe. Etwas schüchtern und sehr sympathisch wirkten die beiden. 


Das Ende von Nagels Lesung schaute ich mir noch an, bevor es zu Bernd Begemann und der Befreiung ging. 

Bernd Begemann ist ein toller Unterhalter. Besonders 

"Unten am Hafen" und zugegebenermaßen auch "Verhaftet wegen sexy" kamen beim hamburgphilen Publikum besonders gut an. Und wir haben gelernt, dass Bernd Begemann quasi der Erfinder der Metrosexualität in Ostwestfalen war. 


Beeindruckend war seine Setlist, die die Größe eines kleines Zeltes einnahm. 



Apropos ablesen: Massenkaraoke kam sehr gut an. Es klappte natürlich mit "Hier kommt Alex" wesentlich besser als bei "Love shack" oder "Bohemian Rhapsody", aber der gute Wille zählt bekanntlich. Die Stimmung war sehr gut und hielt (falls ich die Töne aus der Ferne richtig deutete) lange an. 

Den Abschluss für mich bildeten die Sterne. 


Zum Band-Jubiläum interpretierten viele Künstler deren Songs auf dem Album "Mach's besser" und dieses gab weitgehend die Setlist vor. Die Songs "Depressionen aus der Hölle", "Wahr ist, was wahr ist" und natürlich die Hits "Universal Tellerwäscher" und "Was hat Dich bloß so ruiniert gefielen mir besonders. Die Band wurde am Keyboard begleitet von Dyan Valdes von The Blood Arm. Mit ihr duettierte sich Frank Spilker während "Ihr wollt mich töten. 


Die Songs:
  • Scheiß auf deutsche Texte
  • Mein Sonnenschirm umspannt die Welt
  • In diesem Sinn
  • Aber andererseits
  • Mach mich vom Acker
  • Die Interessanten
  • Ihr wollt mich töten
  • Depressionen aus der Hölle
  • Stell die Verbindung her
  • Risikobiographie
  • Universal Tellerwäscher
  • Wahr ist, was wahr ist
  • Was hat dich bloß so ruiniert
Als Zugabe war noch "Widerschein" drin. Wie über den ganzen Tag wurde der Zeitplan erfreulich gut eingehalten. 

Dienstag, 1. August 2017

Vorfreude: Die Sterne

Wenn alles nach Plan läuft... morgen live!

Montag, 31. Juli 2017

Musik: Chrysta Bell - We dissolve

























Lana Del Rey meets in Twin Peaks.

Auf dieses Album kam ich über Umwege. In der aktuellen Twin Peaks-Staffel fiel mir Tammy Preston auf. Ihre Rolle beschränkt sich weitgehend auf künstliche wirkende Körperhaltungen und stumme Blicke. Bemerkenswert an der Serie ist, dass man sich Zeit lässt. Da kann man auch mal eine ganze Weile Menschen beim Rauchen zuschauen. Und das bietet dem Zuschauer die Gelegenheit, sich im Internet nach den Schauspielern zu erkundigen. "Tammy Preston" führte mich so zu der Schauspielerin Chrysta Bell, geborene Chrysta Bell Zucht. Es wunderte mich nicht, dass die Schauspielerei nicht ihre einzige Beschäftigung ist. Darüber hinaus verdingt sich die Texanerin als Modell und Singer / Songwriter. Und siehe da, seit einigen Jahren kollaborierte sie musikalisch bereits mit David Lynch und so landete sie wahrscheinlich auch im Twin Peaks-Ensemble. Angeblich faszinierte sie ihn mit ihrem alienhaften Auftreten. Basierend auf meinem Eindruck aus Twin Peaks kann ich diesen Eindruck bestätigen.

Die künstliche Erscheinung, der ausdrucksarme Blick sowie der laszive Gesang schreit nach einem Vergleich mit Lana Del Rey. Musikalisch konnte mich "We dissolve" stärker begeistern als "Lust for life". Nach einem Durchlauf wurde ich neugierig: Produziert wurde das Album von PJ Harvey-Spezi John Parish. Als Gäste geben sich Adrian Utley von Portishead, Stephen O'Malley von Sunn O)))) und The Buggles-, Yes- und Asia-Veteran Geoff Downes die Ehre.   

Chrysta Bell schafft es an PJ Harvey, St. Vincent und in den fragilen Momenten gar an Beth Gibbons zu erinnern. Und die Musik ist erfreulich vielseitig. Hinter dem vordergründigen Pop-Appeal verstecken sich Dreampop, Trip Hop, etwas Jazz und Indierock.

Ich bin recht begeistert und entsprechend lang ist die Liste meiner Lieblingssongs auf "We dissolve" geraten: "Heaven", "Planet wide", "Half asleep", der Titelsong, "Slow" und "Over you". 

Das Video zu "Heaven":

"We dissolve" ist:

Sonntag, 30. Juli 2017

Musik: Lana Del Rey - Lust for life


























Guter Pop. Nicht mehr und nicht weniger.

Mit ihren Hits hat sich Lana Del Rey in den letzten Jahren bereits einen Platz in der Popwelt geschaffen. Das Album "Ultraviolence" war aus meiner Sicht der Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere. "Honeymoon" aus dem Jahr 2015 bot wenig Überraschungen und auch mit "Lust for life" bleibt die New Yorkerin in sicherem Fahrwasser. Trotz vieler Gäste (Stevie Nicks, The Weeknd, A$AP Rocks und Sean Ono Lennon) und noch mehr Produzenten klingt dieses Album erstaunlich homogen. Da mögen der ein oder andere Titel etwas sozialkritischer sein und als Gegenpol einige andere etwas optimistischer klingen, aber an dem Gesamtbild ändert das nichts. Lana Del Rey bietet solide Pop-Musik. Die Erwartungen der Fans werden erfüllt und Radiohörer durch die neuen Titel nicht gestört. Mission erfüllt. 

"13 beaches" und "Heroin" sind die Titel, die mir bei den Durchläufen besonders auffielen.

Das Video zu "Love":


"Lust for life" ist:



Freitag, 28. Juli 2017

Song: Tori Amos - Cloud riders

Tori Amos' neues Album "Native invader" steht in den Startlöchern und der Song "Cloud riders" macht mir Lust darauf:



Musik: Lyenn - Slow healer




















Der fragile Gegenpol zu Mark Lanegans "Gargoyle". 

Bei Musik aus Belgien denke ich an dEUS, Soulwax, K's Choice, Ghinzu, Hooverphonic, Douglas Firs, Triggerfinger und Plastic Bertrand. Ich den letzten Jahren habe ich bestimmt Musik weiterer belgischer Künstler gehört. Mit dem Label "Belgien" hat sich davon aber nichts in meinen Erinnerungen verewigt. In den letzten Tagen hat Lyenn daran gearbeitet. Doch falls er bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird, werde ich diesen eher mit Island verbinden. Aufgenommen wurde "Slow healer" nämlich auf dieser Insel im Studio von Sigur Rós' Jón Þór Birgisson und Alex Somers (eine Hälfte von Jonsi & Alex). Lyenns fragile Songs passen sehr gut zu dem Bild, welches man nun einmal im Allgemeinen zu Island und isländischer Musik hat. Als Produzent agierte Shahzad Ismaily, den ich bislang nur von Colin Stetsons "New history warfare vol. 2" kannte. Da große Teile des Albums als Improvisation aufgenommen wurden, war sein Einfluss vermutlich auch begrenzt. 

"Slow healer" ist verdammt ruhig aber stellenweise erstaunlich bedrückend und atmosphärisch geraten. Auf dieses Album muss man sich einlassen. Oder es lassen. ;-) Das Cover des Albums beschreibt die Musik m. E. treffend. "Lion's heart", "Show me the way" und "Fading" sind meine Empfehlungen auf "Slow healer". 

Vor acht Jahren veröffentlichte Frederic Lyenn Jacques sein Debüt "The jollity of my boon companion". Zwischendurch erschien noch fünf Tracks auf "Vowels fade first". "Slow healer" ist sein zweiter Longplayer. Aktuell ist er als Bassist und Support auf Mark Lanegans Tour zu dessen Album "Gargoyle" unterwegs. Sein Set stelle ich mir als einen sehr ruhigen aber auch sehr intensiven Einstieg in ein Mark Lanegan-Konzert vor. 

Das Video zu "Fading":


"Slow healer" ist:

Donnerstag, 27. Juli 2017

Früher liefen solche Sachen im Musikfernsehen: Paul Draper - Things people want

Ist die Zeit reif für Paul Drapers Solo-Debüt? Ja, seit ca. 15 Jahren. Hier der Song "Things people want" aus seinem Album "Spooky action", welche am 11.08. erscheinen wird.

Mittwoch, 26. Juli 2017

Konzert aus der Konserve: The Shins-Tiny desk concert

James Mercer präsentiert diese Songs:
  • Mildenhall
  • The fear
  • Young pilgrims