Die besten Geschichten schreibt das Leben. Und ich schreibe mit.

Sonntag, 17. November 2019

Konzert. Björk in der Rockhal in Esch-sur-Alzette, Luxemburg, 16.11.2019



Überirdisch. 

Ein Björk-Konzert wollte ich bereits seit über 20 Jahren mal besuchen. Gestern konnten mich weder die Reise nach Luxemburg noch der vergleichsweise hohe Ticketpreis davon abhalten. Ihre akutuelle Cornucopia-Tour wurde als Theaterproduktion konzeptioniert und Aufführungen in New York und  Mexico City stand nun nach Brüssel die zweite Show in Europa an. 



Auf eine Vorgruppe wurde verzichtet, dafür erfolgte die Einstimmung des Publikums in der ausverkauften Halle von Einlass bis zum Konzertbeginn mit Vogellauten und dazu passenden Klanglandschaften. Die Besucher teilten sich in zwei Klassen auf: Für einen etwas höheren Eintrittspreis war man Mitglied des "Golden Circle" und dürfte in den Bereich direkt vor die Bühne. 



Gegen 20.30 Uhr betraten die ersten Künstler die Bühne. Die ersten 15 Minuten gehörten dem  Hamrahlid Chor. Zu diesem hat Björk einen persönlichen Bezug, weil sie früher selbst Mitglied war. Und wer die Dirigentin und wohl auch die gute Seele des Chors gestern erlebt hat versteht, woher Björk vielleicht die ein oder andere Inspiration für ihr sympathisch-kindliches Wessen erhalten hat. Meine anfängliche Skepsis gegenüber dem Einstieg mit zwei Trompeten und anschließendem stellenweise isländischen Gesang wich schnell einer positiven Grundstimmung. 

Der Beifall für die Leistung des Chors wurde noch getoppt von der Freude des Publikums, als erstmals Björk auf der Bühne zu erkennen war. Hinter zu diesem Zeitpunkt noch mehreren mehr oder minder transparenten Vorhängen und ihrer Verkleidung war sie zu vermuten. Wie das gesamte Set entblätterte sich auch die Bühne langsam. Irgendwann sah sie dann so aus:

Björk selbst trug... manchmal sagt ein Bild bekanntlich mehr als Worte:

In der Songauswahl machte es die Künstlerin dem Publikum nicht leicht. Auf die "Hits" der älteren Werke verzichtete sie komplett. Und "Venus as a boy" und "Pagan poetry" wurden in Versionen dargeboten, die ebenfalls etwas kantig wirkten. Der Begeisterung des Publikums (zumindest in dem Teil, den ich überblicken konnte) tat das aber keinen Abbruch. Ich wunderte mich, dass einige Besucher tatsächlich mitsingen konnten. 

Fast jeder Song bot irgendeine Überraschung. Das waren entweder Flötistinnen, die eine wilde Choreographie mit ihrem Spiel verbanden, 

die Nutzung dieses "Nasszellennachbaus" zur Imitation der Intimität des Gesangs unter der Dusche (zumindest war das unsere Interpretation des Gebildes), 

eine kurze Grußbotschaft von Greta Thunberg,

und wirklich unfassbar, ein aus vier Querflöten zusammengesetzter Ring, in dessen Mitte Björk umringt von vier Flötistinnen ihren Song darbot. 

Sowohl bei der Bühnengestaltung als auch bei der Show wurde geklotzt und nicht gekleckert. 18 Sängerinnen und Sänger (+ Dirigentin), sieben Flötistinnen, eine Dame an der Harfe, ein Keyboarder und ein Percussionist und viele zum Teil versponnene aber immer in irgendeiner Form hinreißende Ideen machten die Show zu einem Erlebnis, welches den Eintrittspreis mehr als wert war. 

Besagter Percussionist beeindruckte mich vor allem mit seinem Wasserspiel:


Für die Zugabe entschied sich Björk für eine einfachere Garderobe. Vermutlich ließ sie ihre Helfer wissen "Nichts aufwändiges, vielleicht das einfache Blumenkleid".



Und mit dem Song "Notget" endete das Set als kleine Tanzparty.

Der Ablauf der Show:

Vorprogramm

  • Vogelstimmen und Sounds
  • Hamrahlid Choir mit den Titeln "Ísland, farsælda frón / Vísur vatnsenda-rósu / Sonnets/Unrealities XI / Cosmogony / Maríukvæði"
  • Family (Intro)

Das Set:
  • The gate
  • Utopia
  • Arisen my senses
  • Show me forgiveness
  • Venus as a boy
  • Claimstaker
  • Isobel
  • Blissing me
  • Flöten-Solo
  • Body memory
  • Hidden place
  • Mouths's cradle
  • Features creatures
  • Courtship
  • Pagan poetry
  • Losss
  • Sue me
  • Tabula rasa
Zugaben:
  • Future forever
  • Notget