Bei “Sternstunden" der Menschheit” handelt es sich um Stefan Zweig erfolgreichstes Buch. Während die erste Ausgabe im Jahr 1927 nur “fünf historische Miniaturen” enthielt, wurden im Laufe der Jahre und Ausgaben weitere Kapitel zugefügt.
Der Autor greift sich jeweils Begebenheiten heraus, die Einfluss auf die Entwicklung der Geschichte der Welt hatten. Diese sind:
- Die Entdeckung des Pazifischen Ozeans
- Das Ende des Oströmischen Reiches mit der Eroberung von Byzanz
- Händels 'Messiah'
- Die Entstehung der Marseillaise
- Napoleons Niederlage bei Waterloo
- Goethes Marienbader Elegie
- Die Entdeckung und Entwicklung Eldorados
- Dostojewskis Begnadigung auf der Hinrichtungsstätte
- Das erste Tiefseelkabel zwischen Europa und Amerika
- Tolstois Tod
- Kapitän Scotts bitterer (Überlebens-)Kampf am Südpol
- Lenins Rückkehr nach Russland
- Ciceros spätes Leben und sein Tod
- President Wilsons Versuch, Europa nach dem ersten Weltkrieg dauerhaften Frieden zu bringen
Bei einer Neubewertung aus heutiger Sicht würden vielleicht einige der Beiträge durch andere ersetzt. Einige der Geschichten erschienen jeweils vorab als Zeitungsbeiträge. Sie wurden über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren verfasst. Da es zwischen ihnen keine Zusammenhänge gibt, eignet sich das Buch hervorragend als “immer mal wieder zwischendurch”-Lektüre. Sprachlich nicht ohne Anspruch (wie sprach und schrieb man wohl vor über 60 Jahren, noch dazu in Österreich) ist das Buch vor allem lehrreich. Ich habe nicht überprüft, ob sich Zweig sklavisch an historische Fakten hielt und ob einige Geschichten aus Basis des heutigen Wissenstandes eventuell anders geschildert würden.
Während ich mir um Händels “Messiah” und Goethes “Marienbader Elegie” nie Gedanken gemacht habe, wusste ich zumindest von der Existenz der anderen im dem Buch geschilderten Ereignisse. Trotzdem brachte mir jede Geschichte neue Erkenntnisse. J. A. Sutters mehrmaliger Aufstieg und Fall im Zusammenhang mit “Eldorado”, die Probleme bei der Verlegung des ersten Tiefseekabels und Ciceros Entwicklung in seinen letzten Lebensjahren stellten für mich die Highlights während der Lektüre dar.
Überschaubare abgeschlossene Novellen, lehrreicher und gleichzeitig unterhaltsamer Stoff und eine kleine Herausforderung durch eine in dieser Form mehr gebräuchliche Verwendung der Sprache sind die Hauptargumente, welche den geneigten Blogleser zum “Sternstunden der Menschheit”-Leser machen könnten.