Die besten Geschichten schreibt das Leben. Und ich schreibe mit.

Montag, 7. Juli 2025

Früher liefen solche Sachen im Musikfernsehen: Of Monsters and Men - Television love

"Little talks" ist auch nach über fast fünfzehn Jahren noch ein Hit. Das letzte Album der Band erschien im Jahr 2019. Da wird es doch Zeit für neues Material. Hier die Single "Television love":


So verbringt man also Sommerabende in Island. 

Samstag, 5. Juli 2025

Musik: Big Special - National average


 


Von wegen "Durchschnitt". 

Mit ihrem Debüt „Postindustrial Hometown Blues“ haben Big Special im vergangenen Jahr eine Schneise durch die britische Musiklandschaft geschlagen – irgendwo zwischen Wut, Working-Class-Poetry und Post-Punk. Nun legten sie unangekündigt mit „National Average“ nach und liefern ein Album, welches dem Vorgänger nicht nachsteht. 

Schon der Opener macht klar: Big Special bleiben laut, bleiben politisch, bleiben poetisch. Doch diesmal ist da mehr Raum für Melodie, für Nachdenklichkeit, für Zwischentöne. Die Produktion ist klarer, die Arrangements mutiger, die Texte noch immer voller Dringlichkeit. Und die Wut und das Engagement des Duos ist jederzeit spürbar. 

Besonders herausragend ist „Get Back Safe“. Ein Song, der sich wie eine Umarmung anfühlt in einer Welt, die oft nur mit den Fäusten spricht. Hier zeigt sich die Band von ihrer verletzlichen Seite, ohne an Kraft zu verlieren. Weitere Highlights des Albums sind "The mess", "Yes boss", "Shop music" und "Domestic bliss".

Und während „National Average“ neue Wege geht, bleibt auch Platz für Rückbezüge: „Black Dog/White Horse“, ursprünglich auf dem Debütalbum erschienen, hallt nach wie vor nach – für mich einer der Hits des Jahres 2024. 

„National Average“ ist kein einfaches Album. Es ist ein Album, das fordert – aber auch belohnt. Es ist wütend, zärtlich, politisch, poetisch. Und es zeigt: Big Special sind gekommen, um zu bleiben. Innerhalb eines Jahres ist die Band bereits merklich gereift und hat dabei an nachhaltiger Wucht gewonnen. 


Im Herbst in Deutschland:

  • 18.09. Hamburg (Reeperbahn Festival)
  • 15.10. Hannover
  • 16.10. Berlin
  • 25.10. München
  • 28.10. Köln
"National average" ist keinesfalls durchschnittlich und


Montag, 19. Mai 2025

Früher liefen solche Sachen im Musikfernsehen: Fury In The Slaughterhouse - Sorrowland

Während meiner Zeit in Hannover führte eine meiner Jogging-Strecken entlang des Ihme-Zentrums. Üblicherweise war das immer mein schnellster Streckenabschnitt. Endlich gibt es ein in diesem architektonischem Kleinod gefilmtes Video. Es passt m. E. perfekt zum Titel des neuen Fury-Songs:

Montag, 5. Mai 2025

Buch: Kenji Ueda - Der kleine Laden des Herrn Takarada



Ein Buch wie das Land Japan: Fremdartig bezaubernd.

Herr Takarada betreibt einen unscheinbaren Laden in einer ruhigen Ecke Tokios. Was genau dort verkauft wird, bleibt vage, aber das ist auch nicht wichtig. Denn wer diesen Laden betritt, sucht selten etwas Konkretes, sondern eher Trost, Orientierung oder einfach einen Moment der Ruhe.

Kenji Ueda erzählt in "Der kleine Laden des Herrn Takarada" mit einer stillen Eleganz, die man nicht oft findet. Die Figuren, die in Herrn Takaradas Laden auftauchen, tragen ihre Geschichten wie lose Fäden mit sich, und der Laden wird zum Ort, an dem sich manches entwirrt oder neu verknüpft. Es passiert nicht viel, und doch passiert alles. Die Sprache ist zurückhaltend, fast zart, aber nie kitschig. Man liest weiter, weil man sich wohlfühlt, nicht weil man wissen muss, wie es ausgeht.

Was das Buch so besonders macht, ist seine Gelassenheit. Es drängt sich nicht auf, es will nichts beweisen. Es ist einfach da, wie ein stiller Begleiter an einem Tag, an dem man nicht viel erwartet hat und dann doch etwas findet, das bleibt. Bei mir blieb die Lust, mal wieder auf Briefpapier einen Brief zu verfassen. Bislang blieb es allerdings bei der Lust...

Dienstag, 8. April 2025

Buch: Kester Schlenz, Jan Jepsen - Schlick


Mehr unterhaltsamer Krimi denn Thriller.

Es gibt Bücher, die liest man mit einem Glas Wein in der Hand. Und dann gibt es Bücher wie „Schlick“, bei denen man eher Gummistiefel braucht – oder zumindest ein gutes Gespür für norddeutschen Humor, Hafengeruch und menschliche Abgründe. Kürzlich verschlug es mich wieder nach Hamburg und meine Erlebnisse (keine Morde oder sonstigen kriminellen Handlungen, nur ein ausgedehnter Konzertbesuch) dort passten gut zur Stimmung dieser Lektüre. 

„Schlick“ ist der dritte Fall für Kommissar Knudsen und seine Kollegin Dörte, und wie schon in den Vorgängern geht es weniger um Hochglanz-Spannung als um das, was zwischen Ebbe und Flut so alles an Land gespült wird: Leichen, Lügen, Lokalpolitik. Der Fall beginnt mit einem Toten im Hafen und endet – natürlich – nicht dort. Dazwischen: ein Containerschiff, ein alter Lotse, eine Umweltdebatte, die sich gewaschen hat, und Dialoge, bei denen man manchmal nicht weiß, ob man lachen oder sich Sorgen machen soll.

Was das Buch so unterhaltsam macht, ist nicht nur der Kriminalfall (der solide, aber nicht spektakulär ist), sondern die Art, wie Schlenz und Jepsen erzählen: mit trockenem Witz, einem feinen Gespür für Milieus und Figuren. Besonders gelungen: die Balance zwischen Gesellschaftskritik und Küstencharme. Denn hier wird nicht nur ermittelt, sondern auch diskutiert – über Elbvertiefung, Klimawandel, und die Frage, wie viel Schlick eine Stadt eigentlich verträgt.

Donnerstag, 13. März 2025

Musik: Albert af Ekenstam - Ghost in us



Atmosphärische Songs aus Schweden. 

Vor einigen Tagen durften wir schon etwas Frühling schnuppern, nun kam noch ein mal ein kleiner Rückschlag bezüglich Temperaturen und zumindest hier auch mit trübem Wetter. Dieses Spannungsfeld passt gut zu Albert af Ekenstams Veröffentlichtung: Melancholische Melodien für trübe Tage, Post Rock Stimmung für die Spannung und Indiefolk für den Blick in den nahenden Frühling. 

Sechs Jahre und eine EP lagen zwischen der Veröffentlichung von Ekenstams erstem Album "Ashes" und seinem aktuellen Werk "Ghost in us". Nimmt man das Ergebnis dieser Zeit als Maßstab, zog er sich während dieser Zeit tief in sich zurück, um mit einem subtilen Ausbruch zurückzukehren. 

"Echoes from the past" und der Titelsongs sind für mich die Highlights auf "Ghost in us". 

Als Referenzen werden u. a. The National, Nick Cave & The Bad Seeds, Fink und Bon Iver genannt. Der Produzent Filip Leyman hat über viele Jahre mit Anna von Hausswolff und für den Song "Koad" mit ihr und Yann Tiersen gearbeitet. Auch das gibt einen Hinweis auf das, was den Hörer mit "Ghost in us" erwartet. 

Auftritte in Deutschland sind bislang nicht angekündigt. 

"Lily":


"Ghost in us":


"Echoes from the past":


"Ghost in us" ist:


Dienstag, 11. März 2025

Buch: Ben McGrath - Riverman


 
Kein zweites "Into the wild", aber eine Geschichte über Abenteuer. 

Der Journalist Ben McGrath begegnete flüchtig dem Aussteiger/Kanu-Fahrer Dick Conant. Fasziniert von diesem machte er sich auf die Spurensuche um dessen Leben und seine Reisen zu erkunden und vielleicht sogar zu verstehen. Daraus wurde "Riverman". 

Mit der Referenz auf Krakauers "Into the wild" hat mich das Cover des Buchs angelockt. Vielleicht würde Dick Conants Leben und vor allem die Schilderung seiner Kanu-Reisen auch ein vergleichbares Werk hergeben. Sein Verschwinden stellt auf jeden Fall den notwendigen tragischen Höhepunkt dar. Doch der Autor Ben McGrath musste sich die Information mühsam zusammensuchen und auch mit Schilderungen zu sich und seinen Aktivitäten "füllen". Darunter leiden Erzählfluss und Spannung. Freunden von Geschichten über Abenteuer wird "Riverman" aber trotzdem Stoff für fantasievolle Träume liefern. 

Donnerstag, 6. März 2025

Buch: Paul Beatty - Tuff


Mit Humor wird Gesellschaftskritik unterhaltsam. 

Ich lese gerne über Dinge, die ich vermutlich in meinem Leben nicht erleben werde. Und ich bin mir sicher: 19 Jahre werde ich nicht noch einmal, vermutlich werde ich die 150 kg nicht erreichen und meine Karriereplanung sieht nicht vor, dass ich als Drogendealer in East Harlem agiere. Das alles überlasse ich lieber Winston "Tuddy" Foshay. Und obwohl er mir in mindestens all diesen Eigenschaft fern ist, schafft es Paul Beatty, ihn mir nahe zu bringen. Die zahlreichen Facetten von Tuffy Persönlichkeit machen ihn sympathisch und auch sein Umfeld (u. a. Rabbiner, Muslim und .......) wirkt recht schnell vertraut.

Tuffy Foshay lebt in Harlem, ist groß, schwer, wortgewandt – und hat eine kriminelle Vergangenheit, die ihn nicht loslässt. Als ihm die Möglichkeit geboten wird, für den Stadtrat zu kandidieren, greift er zu – weniger aus Überzeugung als aus Notwendigkeit. Unterstützt von einer schrägen Truppe aus Freunden, Aktivisten und Exzentrikern, stolpert er durch eine absurde politische Realität, die kaum weniger chaotisch ist als sein eigenes Leben. Dabei wird seine Kandidatur zum Spiegelbild einer Gesellschaft, in der Herkunft, Hautfarbe und Klasse über Chancen entscheiden. 

Tuff“ ist eine bissige, sprachgewaltige Satire über Macht, Identität und das Überleben in einem System, das nicht für alle gemacht ist.Insgesamt ist "Tuff" ein temporeicher und hartgesottener Roman, der Beattys Fähigkeiten als Autor und seine Gabe, unvergessliche Charaktere und Schauplätze zu schaffen, demonstriert. Es ist eine Lektüre, die zum Nachdenken anregt und gleichzeitig unterhält, und die den Leser in die harte Realität des Lebens in den Straßen von Harlem eintauchen lässt. Wer gesellschaftskritische Literatur mit einem Schuss Humor verträgt, liegt bei "Tuff" richtig. 

 

Montag, 13. Januar 2025

Buch: Uwe Schütte - Wir sind die Roboter. Kraftwerk und die Erfindung der elektronischen Pop-Musik




Vom Nerd für Nerds. 

Falls "Writing about music is like dancing about architecture" zutrifft, ist dieses Buch entweder die beste Bestätigung oder der perfekte Gegenbeweis. "Wir sind die Roboter. Kraftwerk und die Erfindung der elektronischen Pop-Musik" beschreibt nicht nur Kraftwerks Musik sondern zeichnet Verbindungen zu u. a. Bauhaus, Krautrock, (Detroit) Techno, den Folgen des 2. Weltkriegs, der technischen Entwicklung, Design, Digitalisierung, David Bowie, Afrika Bambaataa, Rammstein, DJ Hell, einem vereinigtem Europa, dem Internet, den Beatles, Literatur, Andy Warhol, Richard Wagner, Karlheinz Stockhausen, HipHop, Brian Eno, der Anti-Atomkraft-Bewegung, Fritz Langs Metropolis, Wernher von Braun, E.T.A. Hoffmann, Laibach, TV Serien, Giorgio Moroder, Boards of Canada, Vocoder/Auto-Tune, HAL 9000, Joseph Beuys u. v. a. m.. Den unbedarften Leser, der Kraftwerk als eine aus der Zeit gefallene Elektroband mit ein oder zwei Hits kennt, kann diese Aufzählung verwundert zurücklassen. Doch all diese Verknüpfungen stellt der Autor überwiegend glaubhaft dar. 

Zweifellos handelt es sich bei Uwe Schütte um einen, wenn nicht den Kraftwerk-Kenner. Ebenso zweifellos handelt es sich um einen Hardcore-Fan der Band aus Düsseldorf. Ob es daran liegt oder ob er es als Stilelement nutzt: Der Aufbau des Buchs und vor allem sein Schreibstil passen zum sterilen Image der Band. Mutig sind stellenweise seine Interpretationen von Kraftwerk-Texten. Dort vermutet er annähernd prophetische Vorhersagen und Visionen. Man muss schon Kraftwerk-Fan sein, um dem Autor dort bereitwillig zu folgen. Aber wer soll solch ein Buch verfassen, wenn nicht ein Fan? So verklärt das Bild des Autors von der Band ist, so erbarmungslos geht es mit vermeintlichen "Abkömmlingen" oder Nachahmern Kraftwerks um. 

Für mich war dieses Buch ein willkommener Anlass, mir die Alben der Band noch einmal komplett anzuhören. Es lieferte mir viele Hintergrundinfos zur Entstehung der Werke. 2022 habe ich Kraftwerk live in Bonn erlebt. Hätte ich dieses Buch schon vorher gelesen, hätte ich den Auftritt mit anderen Augen gesehen. Doch auch mit meinem damals weitgehend unbedarftem Blick durch die 3D-Brille konnte ich es genießen. 

Und obwohl der Output der Band sich im Kern auf acht Alben beschränkt gibt Schütte einen guten Überblick über die Zweit- bis Drittverwertungen des Materials und somit über das Gesamtwerk inklusive der wichtigsten Tourneen der Band. Durch die Darstellung wird klar, dass es sich dabei um ein eigenes Universum handelt, welches durch "Wir sind die Roboter" hinreichend ausführlich beschrieben wird.