Embrace ist wieder da und umarmt Coldplay, The Killers und U2.
So ganz zufrieden scheint die Band Embrace mit ihrer musikalischen Vergangenheit nicht zu sein. Nur so kann ich mir erklären, dass auf dem sechsten Album der Band mit Zählstichen eine “5” gezeigt wird. Mindestens ein Album möchten die Herren anscheinend ungeschehen machen.
Schon seit Anfang der 90er Jahre musikalisch aktiv verschafften die Single “All you good good people” 1996 und das Longplay Debüt 1998 Aufmerksamkeit. Im UK erreichte “The good will out” gar Platz 1 der Charts. Die beiden folgenden Werke enttäuschten im Vergleich dazu kommerziell. Vermutlich sah die Plattenfirma daher von einer weiteren Zusammenarbeit ab.
Unter Independent Flagge folgten in den Jahren 2003 und 2006 mit “Out of nothing” und “This new day” zwei erfolgreiche Platten, die es wieder auf Platz 1 der britischen Charts schafften. Unerwartet kam es danach zu einer langen Pause. Somit erscheint nun “Embrace” erst acht Jahre nach “This new day”.
Eine gewisse Nähe zu Coldplay zeigte sich nicht nur in einer gemeinsamen Tour sondern auch in Chris Martins Beitrag zum ersten Comeback in Form der Single “Gravity”. Auch musikalisch wird man auf “Embrace” häufig an diese Blaupause einer erfolgreichen britischen Pop Band erinnert. Andere Erfolgsgaranten wie The Killers und U2 scheinen ebenfalls auf Embrace abgefärbt zu haben. Und auch der Einsatz elektronischer Spielereien scheint Embrace zu inspirieren. Überrascht haben mich der ein oder andere prägnante Gitarrenpart auf “Embrace”.
Schon mit ihrer Namenswahl machte Embrace keinen Hehl daraus, dass sie so manches Rad nicht neu erfinden möchte. Man fand den Namen gut und störte sich nicht weiter daran, dass eine amerikanische Band diesen bereits Mitte der 80er Jahre genutzt hatte. Und im gleichen Sinn verwursten die Engländer auf “Embrace” vieles von dem, was erfolgreiche Pop und Indierock Musik in den letzten Jahren hervorbrachte.
Melodien und den ein oder anderen starken Song hatte die Band schon immer auf der Pfanne. Nur die Stimme des Sängers Danny McNamara schien mir zu häufig etwas zu dünn. Vielleicht besteht seine Kernqualifikation ja auch nur in der Verwandtschaft zu seinem Bruder an der Gitarre (dieser übernahm übrigens auch die Produktion von “Embrace”). Doch auf “Embrace” fällt dieser stimmliche Makel wegen der reichen Arrangements kaum noch auf. Nach einem soliden Einstieg mit den ersten vier Songs kommen mit “Follow you home” und “Quarters” zwei Tiefschläge, bevor mit “At once”, “Self attack mechanism” und “A thief on my island” die Glanzpunkte folgen.
“Embrace” stieg im UK auf Platz 5 in die Charts ein. Offensichtlich ist die Band nicht in Vergessenheit geraten. Auf den Festivals im Juli (“T In The Park”) und August (“V”) werden viele Menschen deren Refrains grölen. Das zweite Comeback scheint geglückt. Wer mit dem Pathos britischer Bands nicht umgehen kann, sollte die Hände von “Embrace” lassen.
In einigen Kinos wurden vorab mit dem Film “Magnetic north” die Live Versionen der “Embrace” Songs vorgestellt. Daraus stammt auch diese Aufnahme von “Protection”:
“Embrace” klingt nach: